Neue Halberg Guss
Sozialtarifvertrag oder Kampf um jeden Arbeitsplatz
Die Halberg-Guss-Kollegen akzeptierten nach sechs Wochen Streik und anhaltender Starrköpfigkeit der Prevent-Gruppe mehrheitlich den Versuch der Schlichtung, wenngleich viele deutlich kritiserten, dass man den Streik aussetze, obwohl man nichts in der Hand habe.
Das ist zweifellos ein ernstzunehmendes Selbstverständnis - aber wie oft wurden Kolleginnen und Kollegen schon betrogen, wenn der Kampf aus der Hand gegeben wurde! Es ist sehr schwer, nach einer Unterbrechung wieder weiterzumachen.
In Kürze
- Das Schlichtungsverfahren nimmt die geplante Vernichtung von Arbeitsplätzen einschließlich der Schließung des Leipziger Werks hin
- Diese Taktik, obwohl die Belegschaften ihre Kampfbereitschaft eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, ist ein fauler Kompromiss
- Kampf um jeden Arbeitsplatz ist nur erfolgreich, wenn der gewerkschaftliche Rahmen durchbrochen und zum selbständigen Streik übergegangen wird
Die Führung der IG Metall einigte sich kürzlich mit der NHG-Geschäftsführung auf ein Schlichtungsverfahren. Es hat keinen anderen Inhalt, als um die Höhe der Abfindungen, um Beschäftigungsgesellschaften und über einen Treuhandfonds weiterzuverhandeln und einen sogenannten "Sozialtarifvertrag" durchzusetzen. Die geplante Vernichtung von Arbeitsplätzen einschließlich der Schließung des Leipziger Werks wird mit dieser Taktik hingenommen, obwohl die Belegschaft ihre Kampfbereitschaft und Kampffähigkeit beeindruckend bewiesen hat. Das ist ein fauler Kompromiss!
Saarbrücker Belegschaft will weiterkämpfen
Am Montag war der erste Tag der Aufnahme der Arbeit. Wir verteilten das Solidaritätsflugblatt der Kreisleitung der MLPD, das von 95 Prozent der Kollegen genommen wurde, und stießen auf große Offenheit. Die MLPD ist als Partner der Arbeiter und Unterstützerin ihrer Kämpfe anerkannt. Das Interesse an ihr wächst.
Der Streik wurde nur ausgesetzt - das wird von den meisten Kollegen betont. Das Streikzelt steht noch. Die Mittagsschicht wird wegen der großen Hitze in dieser Woche nicht gefahren. Man merkt den großen gegenseitigen Respekt und den Zusammenhalt untereinander. Spaßhaft ruft eine Arbeiterfrau, die mit ihrem Mann jeden Tag den Streik aufgesucht hat, den Herauskommenden zu: "Ich streike noch." Die Männer lachen. Von Demoralisierung oder Kampfesmüdigkeit oder Freude über das Streikende keine Spur.
Kampf um Arbeitsplätze selbständig führen
Allerdings schließen sich die Fortführung des Kampfs - zumal um den Erhalt der Arbeitsplätze, worum es der Masse der Kolleginnen und Kollegen geht - und das Schlichtungsverfahren aus. Hier ist noch weitere Überzeugungsarbeit zu leisten, dass sich in dieser Frage zwei grundsätzlich widersprechende Wege gegenüberstehen: der der Irreführung des Kampfs in die Verhandlungen über höhere Abfindungen oder entschlossener Kampf um jeden Arbeitsplatz.
Ein solcher Kampf kann nur erfolgreich geführt werden, wenn die Belegschaft den gewerkschaftlichen Rahmen durchbricht und zum selbständigen Streik übergeht. Aufgrund des in Deutschland fehlenden Streikrechts darf die IG Metall nicht zum Streik für den Erhalt der Arbeitsplätze aufrufen - weil dies nicht in einem Tarifvertrag geregelt wird. Notwendig ist deshalb unbedingt ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht!
Ungeachtet dessen haben wichtige erfolgreiche selbständige Streiks in Deutschland schon stattgefunden und breiteste Sympathie und Zustimmung gefunden; so der Streik der Opelaner in Bochum und die Streiks der Bergleute. Die Opelkollegen bewahren im übrigen gesammelte Kampfgelder für Kollegen auf, die die Fackel weiter tragen.