Auswirkungen des Verfalls der Türkischen Lira

Auswirkungen des Verfalls der Türkischen Lira

Kleinbauern werden in den Ruin getrieben

Das durchschnittliche Jahreseinkommen landwirtschaftlicher Erzeuger in der Türkei von 11,7 Prozent ist durch den 15-prozentigen Preisanstieg mehr als aufgezehrt worden.

Korrespondenz aus Essen

Einen wesentlichen Anteil an dem Verlust an Realeinkommen hat der Anstieg der Produktionskosten, der noch über der allgemeinen Teuerung lag.  Und hier wirkte sich der Verfall der Türkischen Lira massiv aus: Die Türkei ist bei Diesel, bei Saatgut für den Treibhausanbau sowie bei Pflanzenschutz und bei Düngemitteln stark vom Ausland abhängig.

 

2010 importierte die Türkei erstmals Lebendvieh und Rohfleisch aus dem Ausland und bezahlte zum Beispeil für Rinder pro Kilogramm Lebendgewicht 6,35 TL; im ersten Halbjahr 2018 lag die gleiche Menge bei 14,98 TL. Inzwischen stammen nur noch 5 Prozent aller Agrarerzeugnisse aus einheimischer Produktion.

Starkes Defizit im Außenhandel

Im Außenhandel hatte die türkische Landwirtschaft 2016 noch einen Überschuss von 1,2 Milliarden US-Dollar erzielt; aber bereits 2017 ergab sich ein Defizit von 0,7 Milliarden und allein im ersten Halbjahr 2018 sogar von 1,5 Milliarden US-Dollar. Der Vorsitzende der Agraringenieurskammer Istanbul, Ahmet Atalık, berichtete, dass viele Kleinbauern ihr Land wegen der zu geringen Erträge bereits aufgegeben hätten.

 

Leidtragende ist neben den Klein‑ und Mittelbauern natürlich die Masse der städtischen Arbeiteerinnen, Arbeiter und Angestellten, für die selbst einfache Grundnahrungsmittel allmählich unerschwinglich werden. Die Arbeiterklasse kann und muss diese Schichten, deren Existenz zwar auf dem Kapitalismus beruht, aber durch ihn in ständig wachsendem Umfang in Frage gestellt wird, im Kampf für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung auf ihre Seite ziehen.