Film-Tipp
Auf ins Kino!
Für dieses Wochenende oder die nächsten Tage bieten sich zwei Kinofilme an, die des Anschauens ganz sicherlich wert sind. Künstlerisch zeichnet sich besonders „Mackie Messer“ aus – Brechts Dreigroschenfilm.
Er spielt um die Zeit am Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre und zeigt, wie der Schriftsteller und Stückeschreiber Bertolt Brecht seine kurz zuvor aufgeführte und weltberühmt gewordene „Dreigroschenoper“ verfilmen wollte. Die Filmindustrie, die zunächst ein großes Geschäft wittert, ist allerdings wenig begeistert von Brechts Vorstellungen.
Plant er doch den Film als noch schärfere, aktuellere und pointiertere Kapitalismus-Kritik zu drehen, als es schon die Oper war. Darüber kommt es zu ständigen Auseinandersetzungen mit dem verantwortlichen Produzenten, während man die besten Filmszenen bereits probt. Die Kinobesucher können das derweil alles auf der Leinwand miterleben. Die juristische Zuspitzung erfolgt am Ende dann vor Gericht: Brecht verliert – und geht dennoch als Gewinner aus dem Prozess hervor.
Originalaufnahmen vom 1. Mai 1929
Zwischendrin gezeigt werden Originalaufnahmen vom 1. Mai 1929 in Berlin, wo der Berliner Polizeipräsident auf demonstrierende Arbeiter schießen lässt. Zunehmend sind auch faschistische Sturmtrupps der NSDAP zu sehen, die Brechts Auftritte und Vorführungen stürmen, von denen sich der Künstler aber nicht einschüchtern lässt. Trotzdem muss er schließlich ins Ausland fliehen, seine Schriften ebenso wie die anderer fortschrittlicher deutscher Dichter werden öffentlich verbrannt.
Sehr gut besetzt
Der Film ist sehr geeignet sowohl für Brecht-Kenner als auch zum Kennenlernen. Gerade jene Jahre markierten seinen Übergang vom radikalen Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft zum marxistischen Revolutionär mit sozialistischen Zielen. U.a. mit Lars Eidinger, Hannah Herzsprung, Joachim Krol und vielen anderen ist der Film sehr gut besetzt.
"Aufruhr, Widerstand - es gibt kein ruhiges Hinterland!"
Der zweite zu empfehlende Film trägt den Titel „Wackersdorf“ und handelt vom Kampf gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) im bayerischen Landkreis Schwandorf. 1981 begann der Widerstand in der Oberpfalz, der im Laufe der Jahre immer aktiver wurde, bis es gelang, die schon im Bau befindliche WAA 1988 zu stoppen. Hundertausende Menschen aus der Region und darüber hinaus folgten der Losung: „Aufruhr, Widerstand – es gibt kein ruhiges Hinterland!“
Besonders interessant: Rolle des Landrats Schuierer
Auch in diesem Film treten tolle Schauspieler auf, wie Johannes Zeiler als Landrat Schuierer und Anna Maria Sturm als Basisaktivistin der ersten Stunde. Besonders die Rolle des Landrats, der vom anfänglichen Befürworter der WAA zum Atomkraftgegner mutiert - und von der Landesregierung in München unter Franz Josef Strauß deshalb mehr und mehr wie ein Staatsfeind behandelt wird, regt zu Diskussionen an.
Beide Filme passen treffend in die heutige Zeit
Beide Filme sind wohl mit geschichtlichen Ereignissen befasst, aber sie passen so treffend in die heutige Zeit, dass man als Zuschauer manchmal glaubt, gar nicht im Kino zu sein, sondern mittendrinnen in der Wirklichkeit.