Interview mit dem Vater eines Baumbesetzers vom Hambacher Wald
„Ich bin stolz auf meinen Sohn“
"Rote Fahne News" sprach mit einem Vater eines Aktivisten aus dem Hambacher Wald, der selber in der Bewegung gegen die Rodung des Waldes aktiv ist.
Rote Fahne News: Du hast Dich am letzten Wochenende erneut an den Protesten gegen die RWE-Rodung des Hambacher Forstes beteiligt. Was hast Du beobachtet?
Am letzten Wochenende kamen trotz des schlechten Wetters über 7.000 Menschen zum Hambacher Wald. Das war eine bunte Masse aus allen Schichten der Bevölkerung, viele Familien mit ihren Kindern; sogar Omas und Opas waren dabei. So ein großes Polizeiaufgebot wie an den letzten beiden Wochenenden habe ich noch nie gesehen.
Du hast erzählt, dass mehrere Polizisten mit dem polizeilichen Vorgehen durchaus nicht einverstanden waren?
Ich habe vor 14 Tagen selbst gesehen, wie ein Polizist einem friedlichen Demonstranten mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat. Bei vielen Polizisten konnte ich merken, dass sie so gar nicht hinter dem Vorgehen stehen. Eine Polizistin ließ mir gegenüber erkennen, dass die Räumung aufgrund von „Brandschutzmängeln“ an den Haaren herbeigezogen ist. Zur Meldung des Polizeisprechers am vorletzten Wochenende, dass Molotowcocktails geworfen wurden, sagte die Polizistin, davon wisse sie nichts.
Was hältst Du als Industriearbeiter von der Forderung „Arbeitsplätze und Umweltschutz“?
Es müsste im 21. Jahrhundert doch möglich sein, Arbeitsplätze und Umweltschutz unter einen Hut zu kriegen. Das eine schließt das andere nicht aus.
Du hast mir gesagt, dass Dein Sohn Baumbesetzer ist.
Ich finde es schön, dass junge Menschen sich für die Umwelt einsetzen und nicht nur dem Mainstream des Konsums folgen. Meinem Sohn habe ich gesagt, dass ich stolz auf ihn bin. Der friedliche Protest wird in den Medien total verfälscht dargestellt. Nirgendwo wird aber erwähnt, dass der NRW-Innenminister Herbert Reul seit Jahren mit den Energiekonzernen eng verbunden ist. In seiner Zeit als Europaabgeordneter war er Vorsitzender des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie. Zugleich war er damals jahrelang bezahltes Aufsichtsratsmitglied der RheinEnergie AG, an der der Energieriese RWE zu 20 Prozent beteiligt ist. Von wegen „neutral“ …
Vielen Dank für das Interview, viele Grüße an Deinen Sohn und alles gute für Euren Kampf!