Köln

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Kämpferische Stimmung gegen geplante Einschnitte bei Ford-Betriebsversammlung

Am 24. September fand eine der bestbesuchten Betriebsversammlungen bei Ford in Köln statt. Gespannt erwartete die Belegschaft von Ford Köln-Niehl und -Merkenich (Entwicklungszentrum) die gemeinsame Versammlung, nachdem Horrorszenarien über die Vernichtung von bis zu 25.000 Arbeitsplätzen in Europa durch die Medien gingen.

Korrespondenz aus Köln

Die größten Befürchtungen gingen von einer möglichen Werkschließung aus. Ein verschärfter Sparkurs – von Geschäftsführer Gunnar Hermann als „Aggressive Fitness-Maßnahme“ aufgehübscht – soll die Rendite von derzeit angeblich -1 Prozent auf +6 Prozent steigern.

 

Eine durchschnittliche Auslastung der Werke von 72 Prozent reicht für Maximalprofite nicht. Es werde zu schnellen europaweiten Veränderungen kommen müssen, aber – nach guter deutscher Klassenzusammenarbeitspolitik – im trauten Einvernehmen mit dem Betriebsrat.

Belegschaft des Getriebswerks demonstriert

Der Versuch, die Belegschaft für ihre Mitarbeit daran zu gewinnen, ging nach hinten los. Der Betriebsratsvorsitzende Martin Hennig kritisierte zurecht und unter großem Applaus das Chaos des Ford-Managements und die wöchentlichen Verwirrmanöver des »teuersten Märchenerzählers«, US-Konzernchef Jim Hackett.

 

Für Aufsehen sorgte eine Demonstration der Belegschaft des Getriebewerks zur Versammlung. Geschlossen stellte sich die Mannschaft auch vor der Bühne auf. Schilder brachten Wut und Kampfbereitschaft zum Ausdruck: »Was kann der Blaumann dafür?«, »Wir sind die Werke, die man tritt, das machen wir nicht mit!«

Internationaler Zusammenhalt gefordert

Die Kolleginnen und Kollegen wehren sich gegen die Versetzung von 200 Kollegen aufgrund von Überhang, die in ihren Methoden an Mobbing erinnern: Kurzfristige Versetzung, Unsicherheit schüren, Degradierung. Eine Auswirkung des kriminellen Abgasbetrugs der Autokonzerne und sinkender Absätze, die nun auf dem Rücken der Belegschaft abgewälzt werden sollen.

 

Hier wurde in mehreren Redebeiträgen von Kolleginnen und Kollegen der internationale Zusammenhalt gefordert: „Ein europaweiter Angriff von Ford muss von uns mit einem europaweiten Aktionstag aller Belegschaften beantwortet werden!“

 

Weitere Beiträge deckten die ganze Perspektivlosigkeit der Produktionsplanung bei Ford auf und griffen sie an: Es wird nicht produziert, was sinnvoll ist, wie Nullemissionsfahrzeuge, sondern auf Kosten unserer Arbeitsplätze auf teure SUVs umgestellt, auf Kosten der Umwelt. Sinkende Stückzahlen sollten mit einer Verkürzung der Arbeitszeit beantwortet werden und für vollen Lohnausgleich gekämpft werden, forderte ein Beitrag.

Protest gegen Übernahmepraxis von Ford

Auch die derzeitige Übernahmepraxis von Ford wurde einer allseitigen Kritik unterzogen: Mit der Betriebsvereinbarung der einjährigen Übernahme nach der Ausbildung wird bei Unterschrift das Recht auf unbefristete Übernahme, wie es der Tarifvertrag vorsieht, verwirkt!

 

Da in der Regel fast alle danach unbefristet übernommen wurden, fiel diese Schlechterstellung zum Tarifvertrag nie auf und wurde jetzt durch den Prozess einer Jungfacharbeiterin, die auf Übernahme klagt, ans Licht gebracht. Ein Skandal, der sicherlich weiter für Zündstoff sorgt und ebenso wie der Kampf gegen die Drohszenarien in der nächsten Zeit die Belegschaft herausfordern wird.