Tunesien

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Bemerkenswerter Kampf bei der Keks-Fabrik Tom

Die Reisegruppe von People to People in Tunesien traf Kolleginnen und Kollegen von der Filter-Fabrik Misfat und der Keks-Fabrik Tom in Tunis. Hier ihr Bericht über den Kampf der Belegschaft von Tom.

Urlaubskorrespondenz aus Tunesien
Bemerkenswerter Kampf bei der Keks-Fabrik Tom
Skyline der tunesischen Hauptstadt Tunis (Habib M’henni / Wikimedia Commons - Eigenes Werk (CC BY-SA 3.0))

Am 17. Juli 2018 streikten hier die Arbeiterinnen und Arbeiter einen Tag, alle drei Schichten. Die Geschäftsleitung hatte jahrelang Verhandlungen über die Verwirklichung des Abkommens vom Aufstandsjahr 2010/11 strikt abgelehnt. Es ging um höhere Löhne, Arbeitssicherheit, Gewerkschaftsrechte – ihre Würde ... insgesamt zehn Forderungen.

Sie wollten die Gewerkschaften loswerden, um diktatorisch über uns zu herrschen

Zied, einer der Kollegen

Unternehmen, Staat und ihre Helfer reagierten brutal: „Am Ende des Streiktags, nach den drei Schichten Streik, überfiel uns am Tor eine Bande von Schlägern, schlug auf uns ein. Ich ging zur Polizei, die daneben stand, forderte sie auf, die Gangster zu fassen. Die Polizei beobachtete weiter und ging weg. Das war offensichtlich in Absprache passiert“, berichtet Mohamed. Am folgenden Tag sahen sich die Kolleginnen und Kollegen vor verschlossenen Toren. Das Unternehmen sperrte sie vier Wochen aus. Dennoch führten die Kolleginnen und Kollegen ihre Blockade, ihre Versammlungen und Streikposten weiter durch.

 

Auf Geheiß der Regierung sollte schließlich die Polizei die Unternehmerwillkür durchsetzen und die Kolleginnen und Kollegen zwingen, ihre eigene Entlassung zu unterschreiben. 100 Polizisten verhafteten sechzehn Frauen und sieben Männer. Nach dem Bekanntwerden der Verhaftungen organisierte sich eine breite Öffentlichkeit und die Solidarität, und nach drei Tagen wurden die Verhafteten freigelassen. Sieben Arbeiter sind immer noch entlassen, die Frauen wurden wieder eingestellt, aber angeklagt.

 

Im Lauf des Kampfes lernten die Kolleginnen und Kollegen die ICOR¹-Partei PPDS (Patriotische Partei Demokratie und Sozialismus) kennen. Sie half, die Solidarität zu organisieren und vermittelte den regen Erfahrungsaustausch über den Kampf bei Misfat aus dem Jahr 2015. Ebenso waren die Kollegen höchst interessiert an den Kampferfahrungen bei Opel Bochum, der internationalen Zusammenarbeit und an den Möglichkeiten der ICOR.