Iran

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LKW-Fahrer-Streik ist „goldenes Blatt im Widerstandsprozess der Bevölkerung“

Nach über dreizehn Tagen Streik und über 200 verhafteten streikenden Fahrern sind die Trucker immer noch im Ausstand. (Auszüge)¹

LKW-Fahrer-Streik ist „goldenes Blatt im Widerstandsprozess der Bevölkerung“
Die streikenden iranischen LKW-Fahrer (foto: www.freiesicht.org)

Am 4. Oktober - haben die streikenden LKW-Fahrer den elften Streiktag hinter sich. Die Anzahl an Verhaftungen, das Ausmaß an Bedrohungen und der Druck durch die Sicherheitsbehörden soll weiter zugenommen haben. Und auch die schönen Wörter und Versprechungen der Regierungsbeamten.

Andauernde Streiks im Iran

Angesichts der politischen Repression des (faschistischen, Anm. d. Red) Regimes ist die Entschlossenheit und Solidarität der LKW-Fahrer bewundernswert. Zumindest in Bezug auf die bestehende politische Dimension sind die aktuellen Proteste der LKW-Fahrer ein goldenes Blatt im Widerstandsprozess der Bevölkerung der letzten Jahre. Im Iran gab es in den letzten Jahren keinen Tag, an dem es keinen Streik in irgendeinem Betrieb, oder keine Protestversammlung der Unterdrückten auf der Straße gab (trotz der Gefahr, als illegal bezeichnet zu werden und der anschließenden Repressionen). Die Streiks der LKW-Fahrer weisen jedoch deutliche Unterschiede zu den vielen anderen Streiks und Straßenprotesten in verschiedenen Städten und Regionen auf.

 

Diese Unterschiede kann man wie folgt zusammenfassen: a) Die relativ gute Organisierung des Streiks verlieh ihm eine besondere Kraft und Einheit, so dass die Streiks trotz aller Repression bis zu diesem Moment weiter geführt werden konnten. (b) Die besondere Form des landesweiten, gemeinsamen Streiks hat dazu geführt, dass der Streik nicht regional begrenzt blieb, sondern in verschiedenen Städten und Provinzen streikende Fahrer Widerstand geleistet haben und so einflussreiche Impulse im ganzen Land setzen konnten. (c) Da die Streikenden über ein starkes materielles Mittel (Verkehr der Güter) verfügten bzw. ihr Arbeitsbereich eine der wichtigsten Wirtschaftsadern (den Straßenverkehr) betrifft, ist es ihnen gelungen, die Regierung unter Druck zu setzen. Während dieser Text verfasst wurde, hat die Zahl der streikenden LKW-Fahrer laut iranischen sozialen Medien 150 Personen erreicht.

Regime reagiert chaotisch

Für die Regierung war es nicht möglich, den Streik solange zu ignorieren, bis er von selbst abebbt oder beendet wird. Die chaotischen sowie einschüchternden Reaktionen der Herrschenden sind eng mit diesen besonderen Eigenschaften des Streiks verbunden und sollten insofern als verängstigte Reaktionen bewertet werden. Die Streiks ihrerseits machten aufgrund der besonderen Eigenschaften einmal mehr die Stärke einer organisierten Solidarität zwischen Unterdrückten deutlich. Und zeigten zudem die Achillesferse des herrschenden Systems und den Vorteil von landesweiten Streiks gegenüber lokal begrenzten. Auch die Geschichte lehrt uns, dass ein landesweiter Streik zu unmittelbaren politischen Auseinandersetzungen mit der herrschenden Ordnung führen kann, solange er nicht vom Vertretungssystem der offiziellen Gewerkschaften vereinnahmt und kanalisiert wird. Die wachsende Selbstbestimmung und Selbstorganisierung von Unterdrückten in solchen direkten Kämpfen kann zudem das allgemeine Niveau des politischen Kampfes gegen die bestehende Ordnung erhöhen ...