Erzeugerpreise

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Kaffeebauern trotz steigender Ernten in die Armut gedrückt

Ausgerechnet am 1. Oktober, dem internationalen Tag des Kaffees, sank der Rohkaffeepreis für ein Pfund Arabica-Bohnen unter die Ein-Dollar-Grenze.

Von kf
Kaffeebauern trotz steigender Ernten in die Armut gedrückt
Die Kaffeebauern Südamerikas werden durch die niedrigen Erzeugerpreise in die Armut getrieben (foto: pixnio)

Unter einem Dollar - das ist der tiefste Preis seit zwölf Jahren. Allein in den letzten beiden Jahren ist er um mehr als ein Drittel eingebrochen. Leidtragende sind weltweit die rund 25 Millionen Kaffeebauernfamilien und weitere 75 Millionen Beschäftigte in der Weiterverarbeitung - hauptsächlich in den Ländern Kolumbien, Brasilien, El Salvador und Honduras, aber auch Vietnam. Sie bauen gut 70 Prozent des weltweit gehandelten Kaffees an.

Kaffeehauskette Starbucks profitiert von der Spekulation mit dem Agrarrohstoff Kaffee (CC BY-SA 2.0 de)
Kaffeehauskette Starbucks profitiert von der Spekulation mit dem Agrarrohstoff Kaffee (CC BY-SA 2.0 de)

In Kürze

  • Kaffeemonopole fahren Maximalprofite ein, Kaffeebauern erhalten ca. 5 Cent pro Tasse
  • Viele rutschen in die Armut oder müssen auf Coca-Anbau umsteigen
  • ICOR-Parteien fördern gemeinsamen Kampf von Klein- und Mittelbauern an der Seite der Arbeiterklasse

 

An dem Preissturz sind allerdings nicht die Verbraucher in den imperialistischen Ländern schuld, wie oft suggeriert wird. Der Fairtrade-Mindestpreis für gewaschenen Arabica-Kaffee liegt bei 1,40 US Dollar. Die Kaffeebauern leisten den Großteil der Arbeit, bis der Kaffee bei uns in der Tasse ist. Jede einzelne Bohne wird von Hand gepflückt – bei jedem Wetter. Trotzdem bekommen sie mit Abstand das wenigste Geld in der ganzen Kette: ca. 5 Cent pro Tasse.

 

Mit einem Appell wandten sich Ende September die Kaffeebauern an die internationalen Lebensmittelmonopole wie Starbucks, Nestlé, Procter & Gamble, Altria Group (Philip Morris und Kraft Foods) und Sara Lee. Diese Megamonopole beherrschen weltweit etwa 60 Prozent des Kaffeemarktes.

 

„Unsere Lage ist verzweifelt“, sagte Roberto Velez, Sprecher der kolumbianischen Kaffeebauern. Doch sein Appell an die Lebensmittelmonopole, zumindest den realen Erzeugerpreis zu zahlen, verhallt wirkungslos.

Starbucks-Aktie schnellte nach oben

Am vergangenen Wochenende wandten sich Ivan Duque, Präsident von Kolumbien, und Juan Orlando Hernandez, Präsident von Honduras, gemeinsam an die Weltöffentlichkeit: Allein in Honduras seien wegen des niedrigen Kaffeepreises rund 90.000 Familien in Gefahr, in extreme Armut abzurutschen.

 

Wie die Frankfurter Rundschau heute mitteilte, kletterte nur einen Tag später die Aktie der Kaffeekette Starbucks um 1,54 Prozent an der Börse in Frankfurt. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte die Coffeeshop-Kette einen Reingewinn von rund 2,9 Milliarden US-Dollar. Der Preisverfall der letzten beiden Jahre schmälerte dagegen die Einkommen der Kaffeebauern um 11 Milliarden US-Dollar!

 

Zur Rolle der Börsen schreibt Stefan Engel in „Götterdämmerung über der ‚neuen Weltordnung’“: „Die Börsen wurden zu obersten Verwaltern des gesamten gesellschaftlichen Vermögens im internationalen Maßstab. Sie erlangten eine Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung wie nie zuvor. … Sie kontrollieren und manipulieren die Rohstoffpreise.“

Hauptstoß gegen das internationale Finanzkapital

Während sich die Aktionäre der Lebensmittelmonopole über Dividenden freuen, hat der Preisverfall für die Bauern dramatische Konsequenzen: Viele verlieren ihre Jobs, machen sich auf den Weg in die Großstädte bzw. flüchten in Richtung USA oder müssen mit gerade einmal sechs US-Dollar am Tag auskommen. Andere wechseln zum illegalen, aber lukrativeren Coca-Anbau. Die Kokain-Produktion in Kolumbien ist seit zwei Jahren wieder deutlich gestiegen.

 

In den bürgerlichen Medien wird allerdings weitgehend verschwiegen, dass sich die Kaffeebauern mit ihren Kooperativen beileibe nicht auf wirkungslose Appelle beschränken. Zunehmend richten die Bauern ihren Hauptstoß gegen das allein herrschende internationale Finanzkapital und lernen von den Kampfmethoden der Arbeiterklasse. So gab es in Kolumbien bereits im September Proteste an der EU-Vertretung in Bogota und am 2. Oktober regionale Proteste der kleinen und mittleren Kaffeebauern in Form von Transport-Streiks mit der Forderung nach Erhöhung der Erzeugerpreise.

Arbeiter und Bauern gemeinsam

Auch die kleinen und mittleren Bauern können die Konkurrenz, in die sie von Agrar- und Lebensmittelmonopolen getrieben werden, nur durch den internationalen Zusammenschluss überwinden. Ihre Perspektive besteht im engen Bündnis mit der internationalen Arbeiterklasse und ihren Organisationen wie der ICOR.

 

Auch in Deutschland kämpfen Klein- und Mittelbauern wie insbesondere die Milchbauern für berechtigte Anliegen. Die MLPD und die Agrarplattform des Internationalistischen Bündnisses unterstützen das mit klaren Forderungen auf Kosten der Monopolprofite. So fordert die MLPD: "Erzeugerpreise rauf, Verbraucherpreise runter!"

 

Die Industriearbeiter als heute führende revolutionäre Kraft brauchen ihrerseits die Millionenmassen der kleinen und mittleren Bauern - die in manchen Ländern noch die Mehrheit der Bevölkerung bilden - als Bündnispartner für die Vorbereitung und Durchführung der internationalen sozialistischen Revolution.