Ulm
Solidaritätsfest mit Meşale Tolu
Zum Dank an ihren Unterstützerkreis stiftete Meşale Tolu vor kurzem ein Solidaritätsfest mit rund 200 Besucherinnen und Besuchern. Nach acht Monaten "Untersuchungshaft", zeitweise mit ihrem kleinen Sohn Serkan, war sie im Dezember vorigen Jahres freigelassen worden.
Aber erst Ende August 2018 durfte sie die Türkei verlassen. Ihr Mann Suat Corlu ist immer noch ohne Anklage inhaftiert. Ab heute wird ihr Prozess in der Türkei fortgesetzt.
Meşale Tolu erinnerte in ihres Dankesrede mit großem Nachdruck daran, dass viele tausend politische Oppositionelle, darunter mindestens 150 Medienvertreter, unter fadenscheinigen Gründen in türkischen Gefängnissen sitzen. Das Motto "Solidarität ist unsere Stärke" durchzog die ganze Veranstaltung, an der auch Bürgermeister und Parteienvertreterinnen und -vertreter teilnahmen.
Ein Höhepunkt war die persönliche Übergabe des "Dr. Karl-Renner-Publizistikpreises des österreichischen Journalistenclubs" durch seinen Präsidenten Prof. Dr. Fred Turnheim. Er nannte Tolu "die wichtigste Widersacherin des türkischen Sultans".
Leider ließ der Freundeskreis "Freiheit für Meşale Tolu" keine weiteren Grußadressen zu. Als Begründung wurde genannt, dass das den Zeitrahmen der Feier sprengen würde. An dieser Entscheidung gab es von vielen Seiten Kritik. Schließlich waren fast alle fortschrittlichen Migrantenvereine in Ulm, das Internationalistische Bündnis, die MLPD und der Jugendverband REBELL regelmäßig bei den Mahnwachen dabei, die anfangs wöchentlich stattfanden; dann, nach Meşales Freilassung mit Ausreiseverbot, monatlich.
Am heutigen 16. Oktober 2018 wird in Istanbul der Prozess gegen Meşale Tolu fortgesetzt. Sie ist in die Türkei gereist und hat vor Gericht die Aufhebung der Ausreisesperre gegen ihren Mann und einen Freispruch für ihn und sich selbst gefordert. Mit ihrer Teilnahme am Prozess will sie ein Zeichen setzen. Sie und ihr Mann werden der Mitgliedschaft in einer linken Organisation bezichtigt, die in der Türkei verboten ist. Beiden drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.
Auf dem Bild Meşale Tolu (Mitte) mit einer ihrer Lehrerinnen am Anna-Essinger-Gymnasium (rechts; sie hatte die Online-Petition gestartet), ihrem Vater (links) und einem Teil des Soli-Kreises, der seit Mitte 2017 in wöchentlichen bzw. monatlichen Kundgebungen die Freilassung von Meşale und aller inhaftierten Journalisten und Journalistinnen gefordert hatte.