Bayernwahl
Wahlnachlese - späte Einsichten
Es lässt tief blicken, was Spitzenpolitiker von CSU, CDU und SPD in den Tagen nach dem Wahldebakel in Bayern von sich geben. Rote Fahne News hat einige ihrer entlarvenden "Erkenntnisse" zusammengestellt.
CSU-Chef Horst Seehofer ließ sich vor der CSU-Vorstandssitzung am Montag in München nicht beirren: „Ich führe auch heute keine Personaldiskussion über mich.“
Merkel vermisst "Vertrauen"
In einer Rede vor dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) am 15. Oktober musste Bundeskanzlerin Angela Merkel zugeben, dass in Deutschland das "Vertrauen in die politischen Akteure" fehle. Was natürlich nicht an ihrer Politik liegen kann. "Deshalb", so Merkel weiter, sei ihre "Lehre aus dem gestrigen Tag, dass ich auch als Bundeskanzlerin dieser großen Koalition stärker dafür Sorge tragen muss, dass dieses Vertrauen da ist und damit auch die Resultate unserer Arbeit sichtbar werden". Das wird die Wähler sicherlich umstimmen.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet distanziert sich schon mal vorsichtshalber von der Rechtsentwicklung seiner eigenen Regierung und der der Bundesregierung. Die CSU habe mit falschen Schwerpunkten geworben, sagte er in der ARD. Für die CDU müsse die Lehre sein, klipp und klar zu erkennen, "der Rechtstruck ist falsch".
"Selten derart inhaltsleere" SPD-Plakate
In seltener Offenheit kritisieren SPD-Politiker den Wahlkampf ihrer Partei. Münchens Ex-OB Christian Ude im Interview mit dem Münchner Merkur: "Ich will ja Plakate nicht überbewerten, aber in über 50 Jahren SPD-Mitgliedschaft habe ich keine derart politikfreien und inhaltsleeren Plakate angetroffen, wie sie die Bayern-SPD geboten hat." Und weiter: "Leider hat man alles ignoriert, was kontrovers im Land diskutiert wird – und stattdessen das Lied von der sozialen Gerechtigkeit gesungen, das uns aber nach den realen Vorgängen in Deutschland in den letzten Jahren niemand abnimmt."
SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen musste noch am Wahlabend im Fernsehsender phoenix zugeben, den Sozialdemokraten seien "in vielen Gesprächen große Skepsis und Distanz der Menschen entgegengetreten". Doch sie gibt die Hoffnung nicht auf: "Die Menschen müssen wieder glauben, was wir sagen." Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.