Wetterextreme
"Entwarnung" nach der extremen Hitze- und Dürrewelle?
Dass es nun seit Monaten zum ersten Mal in Deutschland und Mitteleuropa wieder ergiebig regnen soll, lässt viele Menschen aufatmen. Insbesondere die besonders betroffenen Klein- und Mittelbauern. Ist jetzt "Entwarnung" angesagt?
Die Folgen und Ursachen dieser extremen Wetterperiode sind viel weitreichender, als dass sie durch eine momentane Regenfront wieder aufgewogen werden könnten.
In der Landwirtschaft führt die lange Dürreperiode in vielen Teilen Deutschlands zu extremen Ernteverlusten. So bei Weizen um 20 Prozent, bei Raps um über 20 Prozent oder bei Roggen um 28 Prozent.1 Viele Milchbauern mussten Futter dazukaufen, Kälber mussten Not geschlachtet werden. Bisher gehen die Schätzungen dahin, dass etwa 10.000 bäuerliche Betriebe zusätzlich in ihrer Existenz bedroht sind.
Bäume drohen zu vertrocknen
Waldregionen machen etwa einen Drittel des Landes in Deutschland aus. Hier sind vor allem junge Bäume betroffen: ihre Wurzeln reichen noch nicht sehr tief bis zum Grundwasser. In der Folge drohen die Bäume, die den letzten drei bis vier Jahren gepflanzt worden sind, zu vertrocknen. Die Waldverbände nennen daraus resultierende Schäden in Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro.2
Craig Brodersen, Professor für Pflanzen Physiologie und Ökologie an der Yale-Universität/USA, berichtet über neue Untersuchungen zum Zusammenhang von Klimaveränderungen und Baumbestand: "Wir fanden heraus, dass ein von Trockenheit gestresster Baum als erstes seine Poren schließt, um seinen Wasserhaushalt zu sichern. Aber das erzeugt ein Dilemma. Denn wenn der Baum seine Poren schließt, kann er auch kein CO2 zur Fotosynthese mehr aus der Luft aufnehmen."
Binnenschifffahrt beeinträchtigt
Im August 2018 war der Pegelstand vieler Flüsse so stark gesunken, dass keine durchgehende Schifffahrt mehr möglich war. Auf der Donau und im Rhein konnten nur noch Schiffe mit geringerem Tiefgang verkehren bzw. mit verminderter Ladung. Für einen großen Teil der Lastschiffe ist gegenwärtig in Neuss bei Düsseldorf Endstation.
Kleinere Flüsse wie die Schwarze Elster im Süden Brandenburgs waren stellenweise ausgetrocknet. Die Aufheizung der Gewässer lässt auch den Sauerstoffgehalt im Wasser sinken. Das löst unter anderem Fischsterben aus: in Hamburg wurden fünf Tonnen Fischkadaver gemeldet, im Schweizer Rheinabschnitt eine Tonne und in einem Stausee bei Ellwangen sogar 20 Tonnen toter Fische.
Drastische gesundheitliche Folgen
Die gesundheitlichen Folgen der Extremwetterlage für viele Menschen werden in den bürgerlichen Medien und durch die herrschende Politik gerne ausgeblendet. Tatsache ist aber, dass in vielen Stadtwohnungen während der Hitzewelle ein gesunder Schlaf kaum noch möglich war.
Insbesondere sind auch Arbeiterinnen und Arbeiter in den Betrieben extrem belastet, ältere Menschen und chronisch Kranke. Bisher gibt es keine ausreichenden Analysen der Auswirkung solcher Hitze und Dürreperioden für die Menschen. 2003 forderte die lang anhaltende Hitzeperiode nach EU-Angaben rund 70.000 Tote.
Weltweite Dimension
Hitzewelle, extreme Trockenheit und Dürre sowie sich jetzt anbahnende Stürme, Regenperioden usw. sind keine deutsche Besonderheit. Fast ganz Europa war betroffen. In Schweden, Portugal und Griechenland usw. kam es zu großen Waldbränden. Diese extremen Entwicklungen mit Hitzewellen haben ihren Ausgangspunkt in der globalen Erderwärmung aufgrund des durch klimaschädliche Gase verursachten unnatürlichen Treibhauseffekts in der Atmosphäre.
Der beschleunigte Umschlag in eine globale Umweltkatastrophe, der bereits im vollen Gange ist, gefährdet die Ernährung der Menschheit, löst Hungersnöte aus und beraubt Millionen Menschen ihrer Lebens- und Arbeitsgrundlage.
Weltklimarat schlägt "Katastrophenalarm"
Selbst der UN-Weltklimarat warnt inzwischen vor einem weiteren Temperaturanstieg bis Ende des Jahrhunderts auf mehr als 1,5 Grad Celsius. Allerdings wohlwissend, dass selbst dieser Anstieg die Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen in sich birgt. Das Buch "Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?", das im März 2014 erschienen ist, deckt allseitig die Hintergründe für diese Entwicklung auf. (Artikel zu Warnungen des Weltklimarats)
So wird als eine wesentliche Ursache die Veränderung globaler Strömungssysteme der Luft analysiert: "Die überdurchschnittliche und rasche Erwärmung der Arktis um 2 Grad Celsius seit 1980 beginnt den Jetwindgürtel auf der Nordhalbkugel zu destabilisieren. Dadurch verändern sich die Wege polarer Tiefdruck- und subtropischer Hochdrucksysteme. … Extreme Niederschläge, Hitzeperioden und auch lange Kälteperioden bis in den Mai, weil arktische Luftmassen nach Süden vordringen, sind die Folge in Europa, Nordamerika und Asien." (Seite 128)
Regierung hält an Kohleverbrennung fest
Dennoch halten Bundes- und nordrhein-westfälische Landesregierung an der äußerst klimaschädlichen Kohleverbrennung fest. Von Angela Merkels Image als "Klima-Kanzlerin" ist mittlerweile nicht mehr viel übrig. Die NRW-Regierung musste bei der Durchsetzung der Rodung des Hambacher Forsts für die Ausdehnung des Braunkohletagebaus jedoch eine erste Niederlage einstecken. Vor allem aufgrund der Massenproteste wurde ein vorläufiger gerichtlicher Stopp verfügt.
Der breite Unmut über diese katastrophale Umweltpolitik ist ein Hauptgrund für den rasant wachsenden Vertrauensverlust in die Regierungsparteien. Er kommt momentan vor allem den Grünen zugute, die teilweise noch von ihrem Image als "Umweltpartei" profitieren. Überall, wo sie mit in der Regierung sitzen, tragen sie jedoch den reaktionären "Roll-Back" in der Umweltpolitik mit.
Am Umweltkampftag auf die Straße
Notwendiger denn je ist der gemeinsame aktive Widerstand gegen die mutwillige Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen im Interesse der Profitwirtschaft des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals und seiner Regierungen. Dieser Kampf muss international und gesellschaftsverändernd geführt werden.
Dafür setzt sich die MLPD ein. In den Umweltgruppen der MLPD kann jeder seinen Beitrag dafür leisten. Ein wichtiger Höhepunkt dabei wird der ICOR-Umweltkampftag am 8. Dezember 2018 sein, an dem der Protest verbunden mit den notwendigen Massendiskussionen und eine solidarischen Aktionseinheitspolitik auf die Straße getragen wird.