VW
Zukunftssicherung durch Elektromobilität?
Bei VW in Hannover und Emden wurde auf Betriebsversammlungen diese Woche Produktionsverlagerungen und geplante Umstrukturierungen bekanntgegeben. Mit dem Abgasbetrug hat es VW an die Weltmarktspitze geschafft, und will auch so lange wie möglich an der Produktion von Verbrennungsmotoren festhalten.
Mit der angekündigten Kooperation mit Ford rüstet sich VW für den Kampf um die künftigen Marktanteile in der Elektromobilität. 66 Prozent der bisherigen Transporter-Produktion in Hannover soll in das Ford-Werk Kocaeli in der Türkei verlagert werden. In Hannover sollen Elektrofahrzeuge gebaut werden. Dies wird gegenüber der Belegschaft als Zukunftssicherung angepriesen. Man lasse das "Auslaufmodell Verbrennungsmotor" hinter sich. Der Vorstand in Hannover verkündete, dass "alle, die hier rausgehen, das gute Gefühl mitnehmen, der Standort sei sicher".
In Wirklichkeit massive Arbeitsplatzvernichtung
Dieses Gefühl hatte wohl kaum ein Kollege. Wenn jetzt vollmundig eine „Beschäftigungssicherung“ versprochen wird, ist in Wirklichkeit die Rede von einer massiven Arbeitsplatzvernichtung. In Hannover sollen von den derzeit 16.000 Arbeitsplätzen bis 2028 noch 10.000 übrig bleiben, d. h. 38 Prozent weniger. Und was wird aus den befristet eingestellten Kolleginnen und Kollegen, den Leiharbeiterinnen und Leiharbeiten? Diese sind erfahrungsgemäß als erste betroffen. Was nützt es da, wenn Werksleiter Thomas Sedran vollmundig versichert, „der Standort ist sicher“? Jedem Kollegen ist klar, das damit bald die Ausbildungszahlen verringert werden und ein Ausbluten beginnt.
Erfahrungen der Opel-Belegschaft mit Thomas Sedran
Der Standort sei sicher - das sagte Sedran in Bochum als Opel-Chef auch. Die schändliche Rolle, die er dort spielte, verarbeitet das Buch "Was bleibt ... 10 erkämpfte Jahre Opel Bochum 2004 bis 2014 - eine Dokumentation": "10. Dezember 2012. Kriegserklärung von Thomas Sedran auf der Betriebsversammlung, er verkündet die Werksschließung 2016. Sedran braucht 50 Bodyguards für seinen Auftritt auf der Belegschaftsversammlung. Gerade mal zwölf Minuten nimmt er sich für seine Kriegserklärung." Am 11. Dezember 2012 schrieb die Opel-Kollegenzeitung Blitz: "Kriegserklärung von GM/Opel verlangt klare Antwort: Streik jetzt!"
Buch-Tipp
"Ihr zerstört Existenzen!"
Die Arbeitsplatzvernichtung als Folge der neuen Strukturkrise mit der Einführung der Elektromobilität wird in der ganzen Automobilindustrie gewaltige Dimensionen annehmen. Das stößt auf Widerstand bei den Kollegen. So meinte ein Kollege auf der Betriebsversammlung: „Macht ihr Hannover platt, dann ist Niedersachsen platt. Ihr zerstört hier Familien, ihr zerstört Existenzen. Ich möchte meinem Sohn noch in die Augen sehen können.“
Mit der Kooperation mit Ford sollen die Kosten für Entwicklung und Produktion deutlich gesenkt werden. Damit noch mehr Profit gemacht wird. Mit der reduzierten Belegschaft sollen in Hannover nach den Plänen von VW deutlich mehr Fahrzeuge als heute produziert werden. Die geplanten Stückzahlen sind allerdings reine Spekulation, und nur auf Kosten anderer Autohersteller zu realisieren. Das stößt auf den Widerstand der Kollegen, die schon ihre Erfahrungen mit der Arbeitsplatzvernichtung und der gesteigerten Arbeitshetze durch den „Zukunftspakt“ gemacht haben.
Wir brauchen Arbeitsplätze und Umweltschutz!
So wurde vor einigen Tagen bekannt, dass VW sogar mehr Arbeitsplätze vernichtet hat, als dort festgelegt war. Die Verlagerung wird demagogisch mit den schärferen CO2-Grenzwerte begründet. Der Großteil der Kollegen begrüßt, dass VW Elektrofahrzeuge produzieren will. Viele kritisieren berechtigt, dass die Pläne dafür jahrelang in den Schubladen lagen. Auch stößt es auf Kritik, dass die Entwicklung der Elektromobilität als das Non-plus-Ultra umweltfreundlicher Verkehrspolitik gehandelt wird. Wo bleiben die Verlagerung des Lastenverkehrs auf die Schiene, der kostenlose öffentliche Nahverkehr?
Das meiste Geld wird folgerichtig nicht in die Entwicklung einer bezahlbaren, umweltfreundlichen Mobilität für die Massen investiert. Was keine Maximalprofite verspricht oder zu riskant erscheint, soll nach dem Willen von VW und anderer Autokonzerne vom Staat finanziert werden, wie Ladesäulen oder die Batteriefertigung. Der VW-Konzern steht an der Spitze der Abgasbetrüger und Umweltverbrecher. Es gibt keinerlei Grund, dass jetzt auch noch der Steuerzahler die Entwicklung von Elektroautos finanziert!
VW will in den kommenden Jahren 44 Milliarden Euro in E-Mobilität und autonomes Fahren investieren. Das sind zehn Milliarden mehr, als der Konzern bei der Fünf-Jahres-Planung 2017 veranschlagt hatte. "Wir nehmen uns vor, VW zur globalen Nummer eins in der E-Mobilität zu machen", so Vorstandschef Herbert Diess. Und das soll so gehen: "Unser Ziel ist es, die Produktivität im Werkeverbund bis 2025 um 30 Prozent zu steigern". Das ist eine Kampfansage an die Belegschaft! Gegen die Überausbeutung und die Arbeitsplatzvernichtung ist der Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich die richtige Antwort.
Die eigene Rechnung aufmachen!
Glaubt man der VW-Spitze, sind die Verlagerung und massive Steigerung der Ausbeutung „alternativlos“. Man muss kritisieren, dass der Betriebsrat sich dem anschließt und seine Gelder dafür verschwendet, diese Profitlogik nachzurechnen. Die Autobelegschaften müssen ihre eigene Rechnung aufmachen, statt sich mit der „Mitzubestimmung“ über die Details ihrer Ausbeutung zufrieden zu geben.
Wenn die spekulativen Planzahlen nicht erreicht werden – z.B. aufgrund einer neuen Weltwirtschafts- und Finanzkrise – wird die Beschäftigungssicherung Schnee von gestern sein. Unter den Kollegen gibt es ein gewachsenes Misstrauen in die Zusagen der VW-Spitze. Seit über zehn Jahren werden immer wieder neue Modelle versprochen, die sich als heiße Luft erweisen. Werksleiter Sedran redet viel von Vertrauen, das man haben soll. Aber die Kollegen erkennen immer deutlicher seine wahre Rolle: die Arbeitsplatzvernichtung bis Werksschließung durchzuziehen, so wie er das bei Opel Bochum gemacht hat.
Dort haben sich die Kollegen 10 Jahre lang gewehrt und die Schließung nie akzeptiert. Auch in Hannover wird die Verlagerung und die Arbeitsplatzvernichtung von den Kollegen nicht akzeptiert. Sie stehen jetzt vor der Entscheidung, gemeinsam mit den anderen Kollegen aus dem Konzern den Kampf aufzunehmen.
Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Kampf für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
Die VW-Belegschaft gehört an die Spitze auch des Kampfs gegen die Umweltverbrechen der Übermonopole und die Rechtsentwicklung der Regierungen.