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Kampf gegen Vernichtung von 12.000 Arbeitsplätzen

Gestern schrieb ein Bayer-Kollege auf Facebook: "Wieder ist der kleine Mann derjenige, der leiden muss." Aber noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Was ist passiert?

Von gos
Kampf gegen Vernichtung von 12.000 Arbeitsplätzen
Bayer-Kreuz, von Köln aus. Foto: fotolia.com | Datei: #190872697 | Urheber: Cedrik

Freitag, der 30. November, war für die Bayer-Kollegen ein ganz schwarzer Freitag. Der Vorstand gab bekannt, dass er in den nächsten Jahren 12.000 Arbeitsplätze vor allem in Leverkusen und Wuppertal vernichten will. Ferner will er weitere Teile des Betriebs ganz verkaufen. Angeblich soll dieser Prozess "sozialverträglich" ablaufen. Aber was ist an der Vernichtung von 12.000 Arbeitsplätzen, die heute und in Zukunft fehlen werden, "sozial" und "verträglich"?

Warum diese größte geplante Vernichtung seit 1945?

Noch 2015 war Bayer der wertvollste deutsche Aktienkonzern – der Kurs jeder Aktie lag bei 144 €. Heute hat die Aktie nur noch einen Wert von 63,80 €. Der weltweite mörderische Konkurrenzkampf um den Weltmarkt hat sich drastisch verschärft. Jetzt ist Bayer wegen des Kaufs von Monsanto mit 36 Mrd. € verschuldet – die Banken kassieren lächelnd die Zinsen dafür.

 

In der Pharma- und Chemiebranche ist eine riesige Übernahmewelle im Gange. Im Kampf um einen Spitzenplatz hierbei hat Bayer mächtige Konkurrenz. Der Kauf von Monsanto geschah auf spekulativer Grundlage. Bayer baute auf die Niedrigzinspolitik. Drei Viertel der Kaufsumme für Monsanto war geliehen. Jetzt gerät Bayer in eine Liquiditätskrise.

Firmeneigene Forschung soll ersetzt werden

Mit der Vernichtung der 12.000 Arbeitsplätze will Bayer jährlich 2,2 Mrd. € "einsparen" und die Rendite so von gegenwärtig 26 auf 30 Prozent steigern. Wobei die öffentlich bekannte Rendite nur ein Teil des tatsächlichen Profits ist. Besonders hart soll es Leverkusen und Wuppertal treffen. In der BRD beschäftigt Bayer insgesamt nur noch 31.620 Arbeiter und Angestellte. Davon sollen allein in Leverkusen vor allem in der zentralen Verwaltung ca. 6000 Stellen wegfallen.

 

Wuppertal – Zentrum der Pharmaforschung von Bayer – soll um 900 Plätze vor allem in der Forschung geschmälert werden. Die bisher firmeneigene Forschung soll dabei ersetzt werden durch Aufkauf von Forschungsergebnissen kleiner (und billiger!) Unternehmen aus aller Welt.

 

Aber auch ein nagelneues Produktionswerk in Wuppertal, in das Bayer 500 Mill. € investiert hat und das gerade erst im Sommer die Produktion aufnahm, soll schon jetzt wieder geschlossen werden – 350 Kollegen stehen vor dem Nichts. Gestern 500 Millionen investieren, heute ersatzlos stilllegen – ein weiterer Beweis, wie absurd der kapitalistische Konkurrenzkampf ist.

Bayer will vier Sparten abstoßen

Verkaufen will Bayer vier Unternehmensteile: Fußpflege und Sonnenschutz (das waren Kernprodukte des US-Konzerns Merck, den Bayer vor ein paar Jahren für 14 Mrd. € überteuert gekauft hat), die 60-prozentige Tochter Currenta, die Chemie-Dienstleistungen erbringt, und die gesamte Tierarznei; sie bringen nicht genug Maximalprofit. Auch wegen der hohen Schadenersatzforderungen von Glyphhosat-Opfern ist der Konzern gezwungen, schnell Geld zu beschaffen.

 

Diese gesamten Beschlüsse wurden vom Aufsichtsrat einstimmig abgesegnet. Also mit Zustimmung sowohl des DGB-Vorsitzenden wie der darin sitzenden Betriebsräte, und auch des IGBCE-Vorsitzenden Michael Vaissiliadis; dessen Zustimmung vor allem ist dem Vorstand immer sicher, denn er startete seine berufliche Karriere – bei Bayer in Leverkusen ...

Neue Welle von Arbeitsplatzvernichtung bahnt sich an

Geplante Arbeitsplatzvernichtung gibt es nicht nur bei Bayer. Erst letzte Woche wurde bekannt, dass GM 14.000 Arbeitsplätze vernichten will. VW in Emden und Hannover greift die Belegschaften mit angedrohter Vernichtung von Stellen an, ebenso der Siemenskonzern. Dieser angekündigte Stellenraubbau ist ein Vorbote einer sich anbahnenden neuen Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Im Kampf um jeden Arbeitsplatz ist bei Bayer die Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als konzernweite Vereinbarung wichtig. Die Stärkung der Betriebsgruppen der MLPD im Pharma- und Chemiebereich ist das Gebot der Stunde.

Kollegen sind besorgt

Ein Korrespondent schrieb gestern an Rote Fahne News: "Heute gab es vielfältige Reaktionen zum Bayer-Stellenabbau beim Schichtwechsel heute Mittag am Tor 1 des Chemparks Leverkusen. Die Kollegen sind besorgt, das spürt man deutlich. Mehrere sagten ernst 'Da bin ich mal gespannt' oder auch 'Mal sehen, was da rum kommt'. Die Zusicherung, dass der Stellenabbau 'sozialverträglich' laufen soll, stößt mehrfach auf Skepsis. 'Das sagen die immer zuerst', sagt ein Kollege und grinst. Der Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz kann nur auf Kosten der Profite und organisiert geführt werden. 'Wer macht so was?', fragt ein Kollege. Die MLPD hat das Know-how für diesen Kampf, muss aber auch durch Bayer-Arbeiter gestärkt werden, ist die Antwort. 'Na, gib mal deine Zeitung', ist die Reaktion des Kollegen."

 

Am Montag, dem 3. Dezember, gibt es in Wuppertal eine erste Protestdemonstration, zu der Betriebsräte aufgerufen haben: ab 12.30 Uhr vor dem Bayer-Betriebsrestaurant.