Prato bei Florenz

Prato bei Florenz

Streik nach brutaler Aggression gegen Druckereiarbeiter

Abends auf dem Heimweg wurden zwei gewerkschaftlich organisierte Arbeiter der Druckerei Rosso di Montemurlo Anfang November Opfer eines schweren Angriffs mit Stöcken, Glasflaschen und Messern.

Adeel und Abbas haben sich im Juli an die Gewerkschaft gewandt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Sie sind als Flüchtlinge in Italien zu Sklavenarbeit verurteilt: Schichten von zwölf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, für einen Hungerlohn von 2,50 Euro die Stunde.

Demonstration als Antwort auf den Anschlag

Als Antwort auf diesen Anschlag organisierten die Kollegen am nächsten Tag eine Demonstration mit 500 Teilnehmern. Es begann ein harter Kampf, der von Streiks und öffentlichen Beschwerden begleitet wurde. Mit dem Kapitalistenverband CCNL Textile kam es zu einer Vereinbarung über höhere Löhne, 40-Stunden-Woche, Anerkennung der wöchentlichen Ruhezeit, Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und dreizehntes Gehalt. Bereits letztes Jahr gab es einen großen Streik für einen Tarifvertrag in der Textil - und Schuhindustrie mit 500.000 Teilnehmern.

Erster Streik in der Druckerei Rosso di Montemurlo als Vorbild

Tatsächlich haben sich bereits Dutzende von Arbeitern, die in chinesischen Textilfabriken in Prato bei Florenz beschäftigt sind, nach den ersten Streiks im Juli in der Druckerei Rosso di Montemurlo an die Gewerkschaft Si Cobas gewandt. In allen Fällen sind die gemeldeten Arbeitsbedingungen nahezu identisch. Jeder kennt  die Realität der Sklaverei und die der totalen Illegalität, die sich hinter den Mauern vieler Textilfabriken in der Region verstecken. Die  angegriffenen Arbeiter gehören zu denen, die den Mut hatten, ein unerträgliches Unterdrückungssystem anzuprangern und zu bekämpfen. Tausende Asylbewerberinnen und Asylbewerber aus Afrika und Asien sind ihm unterworfen.

Verschiedenen Drohungen ausgesetzt

Der Hinterhalt kam, nachdem die Arbeiter wiederholt psychologischem Druck und Drohungen verschiedener Art ausgesetzt waren. Man wollte sie "überzeugen", sich "freiwillig" zurückzuziehen. Sie ließen sich nicht einschüchtern. Aus diesem und anderen Gründen (verspätete Zahlungen und neue Unregelmäßigkeiten bei den Gehaltsabrechnungen) traten die Beschäftigten in den Streik. Am Ende wurde ein Vertrag unterzeichnet, der das Unternehmen verpflichtet, den Druck auf die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten zu beenden.

 

Tipp: arte brachte am Montag einen Bericht über die Lage und den Kampf von Erntehelfern in Italien. Der Beitrag ist in der arte-Mediathek verfügbar.