Betriebsversammlung
VW in der Vertrauenskrise – Vertrauen in die eigene Kraft fassen!
Die Führung von VW vernebelt den Abbau von 6.000 Arbeitsplätzen im Transporterwerk Hannover und die kurzfristige Entlassung von 500 befristet Beschäftigten in Emden.
Diese Vernebelungstaktik wird mit der Erklärung flankiert: „Beschäftigungsgarantie in Hannover und Emden bis 2028. Das erreichen wir mit Umstellung auf Elektromobilität.“ Und Betriebsleiter Thomas Sedran setzte auf der gestrigen Betriebsversammlung in Hannover noch eins drauf: „Wir investieren hier 3,2 Milliarden Euro in Hannover; das ist viel Geld, aber ich könnte mir keine bessere Mannschaft vorstellen, der man dieses Geld anvertrauen könnte.“
Die Kolleginnen und Kollegen schüttelten über diese Anbiederei nur den Kopf, einer kommentierte: „Fremdschämen!“ Eine junge Kollegin sagte aber auch: „Es ist ein ganz ungewisses Gefühl, mit dem ich hier rausgehe.“
Kämpferische Rednerinnen und Redner prangerten die Methode der Geschäftsleitung an: Erst überrumpeln, dann erpressen („Der Transporter wird auf jeden Fall weggehen“) und dann vage Versprechungen präsentieren. Die Betriebsratsspitze machte Stimmung ausgerechnet gegen Beiträge, die offen die Arbeitsplatzvernichtung und den Zusammenhang zur Zukunft der Auszubildenden kritisierten.
Mit Spaltung fertigwerden
Die Belegschaft muss dagegen ihren eigenen Weg finden und dabei auch mit der Spaltung, "erst mal unseren Standort erhalten", fertig werden. Ein gemeinsamer Kampf aller Standorte, ausgehend von Hannover, wäre ein Signal für die Arbeiteroffensive mit internationaler Ausstrahlung und könnte sich der breiten Solidarität in der Bevölkerung sicher sein.
In Kürze
- Kämpferische Kolleginnen und Kollegen prangern Methode der Verwischung durch VW-Management an
- Sowohl bei VW als auch bei GM steht massive Arbeitsplatzvernichtung an
- Gemeinsamer Kampf aller Standorte wäre Signal für die Arbeiteroffensive mit internationaler Ausstrahlung
Die Vertrauenskrise der Autokonzerne ist eng verbunden mit der Vertrauenskrise in die Regierungsparteien:
- In Hamburg-Altona protestiert der Elternrat der Kurt-Tucholsky-Schule dagegen, dass mit den Fahrverboten der Auto- und Schwerlastverkehr direkt an der Schule vorbei geleitet wird.
- Nicht die Luftqualität, sondern die Grenzwerte werden von der Bundesregierung erhöht, um Fahrverbote zu umgehen.
- Diesel-PKW-Besitzer wehren sich gegen die Abwälzung der Lasten auf ihren Rücken. Händler werden durch die Verluste im Leasing-Geschäft ruiniert.
Wenn die Geschäftsleitung sagt, „von alten Zöpfen trennen, in die Zukunft gehen“, dann muss die Belegschaft ihre eigene Rechnung aufmachen. Der Vorwärtsgang, Zeitung von Kollegen für Kollegen bei VW: „Bis 2028 werden mindestens 6.000 Arbeitsplätze vernichtet. ... Hochgerechnet auf alle Werke sind wir Ende des nächsten Jahrzehnts nur noch 70.000 statt 120.000 VW-ler in Niedersachsen – und da ist kein pleite gegangener Zulieferer, kein aufgegebenes Geschäft eingerechnet“¹
Arbeitsplatzvernichtung auch bei anderen Konzernen
Und nicht nur bei VW, auch bei anderen Automonopolen wird massenhafte Arbeitsplatzvernichtung vorbereitet. Schon meldet General Motors die Stilllegung von acht Betrieben und die Vernichtung von 15.000 Arbeitsplätzen bis Ende 2019 wegen Absatzrückgang, Umstellung auf Elektromobilität und den Folgen der von US-Präsident Donald Trump verhängten Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium (siehe Bericht). In Großbritannien traten am letzten Freitag bei Vauxhall 1.100 Kollegen gegen die geplante Vernichtung von Arbeitsplätzen in den Streik. (siehe Bericht).
Die internationale Vernichtungsschlacht der Autokonzerne löst eine weltweite Strukturkrise infolge der Umstellung auf Elektromobilität aus. „Kontrolliert“ will VW schon heute massenhaft Kapital und damit Arbeitsplätze vernichten, um auf neuer Produktionsgrundlage die Nummer 1 auf dem Weltmarkt zu werden.
Bezahlen und erarbeiten sollen das die verbleibenden Kollegen und die ganze Gesellschaft. Verbindet sich diese Strukturkrise mit einer neuen Weltwirtschafts- und Finanzkrise, für die der Produktionsrückgang im dritten Quartal 2018 ein Vorbote ist, dann werden rücksichtslos ganze Werke plattgemacht, können auch ganze Konzerne verschwinden.
Fortschrittliche Technik zerstörerisch angewendet
Die Kapitalisten wenden die fortschrittliche Technik des Elektroantriebs zerstörerisch an: Batterien als Energiespeicher für Elektrofahrzeuge führen zum Raubbau an Lithium als seltener Erde – der Strom soll weiter von Atom- und Kohlekraftwerken geliefert werden. Die überlegene Brennstoffzellentechnologie mit Wind- und Solarenergie dagegen wird durch die Monopole der Erdölindustrie blockiert.
Die MLPD tritt für eine sozialistische Gesellschaftsordnung ein, in der die Höherentwicklung der Einheit von Mensch und Natur gesellschaftliche Leitlinie ist. Immer mehr Kolleginnen und Kollegen haben schon im Bundestagswahlkampf 2017 unsere Losungen aufgegriffen: „VW-Umweltverbrecher strafrechtlich verfolgen!“„Arbeitsplätze und Umweltschutz!“
MLPD: Know-how für positive Gewerkschaftsarbeit und selbständige Kämpfe
Stephan Weil, SPD-Ministerpräsident von Niedersachsen, gibt VW unter anderem durch das neue Polizeigesetz volle Rückendeckung. Ganz auf dieser Linie liegt die versuchte Kriminalisierung von Kurt Kleffel, Montagsdemonstrant aus Hannover und Direktkandidat der Internationalistischen Liste/MLPD zur letzten Bundestagswahl, mit einem Bußgeldbescheid der Polizeidirektion Hannover über 125 Euro. Der Grund: Anmeldung einer spontanen Kundgebung vor der VW-Aktionärsversammlung! Dagegen entwickelt sich der Protest.
Die MLPD muss gestärkt werden – sie hat das Know-how für eine positive Gewerkschaftsarbeit und die Vorbereitung, Auslösung und Führung selbständiger Kämpfe um jeden Arbeitsplatz in Einheit mit der Rettung der natürlichen Umwelt. Sie tritt in ihrer Jugendarbeit für die Kampfeinheit von Jung und Alt ein und organisiert die notwendige breite Solidarität über Ländergrenzen hinweg.