Opel-Betriebsversammlung
Über die Mainzer Straße tönte: „Wir sind ITEZ! Wir sind OPEL!“
Ein kämpferischer Tag. Zur gestrigen Betriebsversammlung bei Opel in Rüsselsheim setzten sich die Kolleginnen und Kollegen als Demonstrationszug vom Werk zur Halle in Bewegung.
Der Demozug startete mit Azubis, Kolleginnen und Kollegen aus OSV und Getriebewerk, Prototypen- und Werkzeugbau. Ab dem Portal 60 kamen die Kolleginnen und Kollegen aus dem Produktionsbereich dazu. Gemeinsam ging es in den Saal. Mit allen Transparenten an der Spitze.
JAV forderte Einstellung von weiterhin 190 Azubis
Der Kampf um die Zukunft der Jugend prägte die kämpferische Stimmung der Versammlung. Die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) stellte sich vor und forderte die Einstellung von weiterhin 190 Azubis und eine unbefristete Übernahme wie früher. Das stand in frontalem Gegensatz zur Proklamation des Herrn Ralph Wangemann von der Geschäftsleitung: „Es gäbe keine Möglichkeit zu einer unbefristeten Übernahme der diesjährigen Auslerner!“ Dafür erntete er Buhrufe und gellende Pfiffe! Schon im Vorfeld dieser Versammlung hatte die Zukunft der Jugend und der Erhalt der Lehrwerkstatt (LWS) einen sehr großen Rückhalt in der Belegschaft.
Der zweite Schwerpunkt war die klare Ablehnung der Belegschaft zum geplanten Verkauf von 2.000 Kolleginnen und Kollegen aus dem Internationalen Technischen Entwicklungszentrums (ITEZ) an den französischen 'Segula'-Konzern. Diese zwei Brennpunkte sind die ersten Auswirkungen des zuvor durchgedrückten Arbeitsplatzvernichtungsprogramms PACE. Die gestrige Versammlung zeigte eindeutig, dass von der Versammlungsleitung dem Bedürfnis nach einer Einheit der Belegschaft im Kampf gegen Angriffe aufs ITEZ, aufs Werk und die LWS Rechnung getragen werden musste!
Wir brauchen Gewerkschaften als Kampforganisationen
Auf der Betriebsversammlung vertrat Betriebsrats-Chef Wolfgang Schäfer-Klug (WSK): „Die linksradikalen Kräfte behaupten, man darf nur von den Interessen der Belegschaft ausgehen. Das geht leider in dieser Gesellschaft nicht! Man müsse als Betriebsrat auch die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens berücksichtigen.“ Sein Lösungsvorschlag war die Orientierung auf ein auf weitere Jahrgänge ausgedehntes Altersteilzeit-Programm. Neben vielen kämpferischen Tönen wurde in der Konsequenz darauf orientiert, die Probleme mit Hilfe der Mitbestimmung zu lösen.
Genau diese Linie hat bei Opel in Bochum verhindert, dass es erneut zum Streik kam. Es muss aber gekämpft werden, wie die Bochumer Opelaner es 2004 vorgemacht haben. Und dazu braucht es Gewerkschaften als Kampforganisationen. Alles andere führt in die reformistische Sackgasse.
Tavares will seine Linie durchziehen
Die notwendige Richtung des Kampfes gegen PACE kam gar nicht zur Sprache, weil die Betriebsversammlung unterbrochen wurde. Aber es wurde genauso klar, dass PSA / Opel-Chef Carlos Tavares seine Linie durchziehen will: In Kaiserslautern sind nur noch 140 Arbeitsplätze geplant und in Eisenach würden die künftigen Personalzahlen weiter nach unten gedrückt.
Im Mittelpunkt der kommenden Auseinandersetzungen in der Belegschaft steht die Klarheit über die zwei Wege und die Richtungsentscheidung für die Einheit der Konzern-Belegschaft im Kampf gegen PACE. Die nächsten Möglichkeiten, diese Auseinandersetzung zu führen, sind Betriebsversammlungen in Eisenach und Kaiserslautern.