Stuttgart
Frauenorganisationen im Gaza-Streifen kämpfen gegen besondere Unterdrückung
Aus Anlass des Jahrestages der Erklärung der Menschenrechte vor 70 Jahren fand am Dienstag, den 11. Dezember im Württembergischen Kunstverein Stuttgart eine interessante und aufrüttelnde Veranstaltung zu Menschenrechtsverletzungen in Israel und in Palästina statt.
Eingeladen hatten die Deutsch-Palästinensischen Frauen für den Frieden unter Leitung von Annette Groth. Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) wird scharf kritisiert: Er kappte den Link auf der Homepage der Stadt zum Palästina-Komitee und zur palästinensischen Gemeinde auf Druck der deutsch-israelischen Gesellschaft, die jede Kritik an der imperialistischen Politik Israels wahrheitswidrig mit dem Vorwurf "Antisemitismus" überzieht.
Das Land wurde ihnen einfach geraubt
Margrith Nagel (Schweiz) und Fidaa Zaanin (Gaza) berichteten von der Situation im palästinensischen Gazahstreifen und der Westbank. Margrith Nagel beteiligte sich 2017 mehrere Monate an einem Einsatz des ökumenischen Weltkirchenrats zur Beobachtung der Einhaltung der Menschenrechte in Janoon in den Westbanks. Umringt von israelischen Siedlungen liegt Janoon in einer Ebene, die Hügelflanken sind zu militärischen „Schutzzonen“ geworden. Die Olivenbäume können die Bauern Janoons nur durch Checkpoints mit schriftlicher Genehmigung betreten.
Das Land wurde ihnen einfach geraubt. Eines Tages stehen Baumaschinen auf ihrem Land und die Bauarbeiten beginnen ohne jede Vorankündigung und ohne jeglichen rechtsanspruch. Immer wieder kommt es zu Provokationen: Siedler und Militär schlagen die Väter vor den Augen ihrer Kinder. In Burin haben Siedler über 200 Olivenbäume angezündet. Der palästinensischen Feuerwehr gelang es nicht, sie zu löschen. Sie hätte eine Passiergenehmigung der Armee gebraucht. Diese steht daneben und schaut tatenlos zu.
Frauen kämpfen um Bewegungsfreiheit und Beteiligung am gesellschaftlichen Leben
Margrith Nagel berichtete von der besonderen Situation der Frauen unter der Besatzung und Blockade. Aus der durchaus begründeten Furcht vor sexuellen Übergriffen an den Checkpoints lassen Männer ihre Frauen oft nicht mehr in Israel arbeiten, wodurch sie arbeitslos und ökonomisch abhängig werden. Die „Palästinien working Women, Society for development“ kämpft für Gleichberechtigung, für das Recht auf Bewegungsfreiheit und physische Unversehrtheit. Der Frauenbewegung in den Westbanks ist es auch gelungen, in der ganzen Region viele Frauenhäuser einzurichten.
Fidaa Zaanin aus dem Gaza berichtet, dass es im Gaza sehr viele Frauenorganisationen gibt. Es wurden sogenannte Shadow Councils (Schattenräte) eingerichtet, das sind Gemeinderätinnen, die Frauen aktivieren, politisch aktiv zu werden. In der ganzen Westbank wurden Frauenhäuser eingerichtet. Die Frauen fordern einen gleichberechtigten Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten.