ICOR-Umweltkampftag
Gewachsenes Umweltbewusstsein, breite Aktionseinheiten, Perspektivdiskussion
Rote Fahne News setzt die Berichterstattung vom 8. Dezember, dem diesjährigen Kampftag zur Rettung der natürlichen Umwelt, fort.
Mülheim an der Ruhr
Trotz Dauerregen und heftigen Sturmböen stieß die gemeinsame Protestaktion von MLPD, Umweltgewerkschaft, Umweltaktivistinnen und Umweltaktivisten anlässlich des Weltklima-Aktionstages in der Mülheimer Innenstadt auf viel Aufmerksamkeit und Interesse. Die Redebeiträge am offenen Mikrofon polarisierten und forderten einige Passanten heraus, sich an der Diskussion zu beteiligen. Darüber, dass die Profitwirtschaft die Umwelt zerstört, eine globale Klimakatastrophe heraufbeschwört und die Regierungen die Hauptverursacher schonen statt sie ins Visier zu nehmen, wurde meist rasch Einheit erzielt. Gleichzeitig wirkte bei manchen aber auch noch die Hoffnung auf eine Änderung durch „geläuterte“ grüne Politiker. Der Standpunkt der MLPD, dass zur Lösung der Umweltfrage ein gesellschaftsverändernder Kampf notwendig – und auch möglich – ist, stieß oft noch auf Skepsis. Es bestand aber große Bereitschaft zur Auseinandersetzung darüber und einige Passanten nahmen gegen Spende das Parteiprogramm mit.
Stuttgart
Die Umweltgewerkschaft Stuttgart hatte zum Bündnis für eine Aktion am Weltklimatag aufgerufen. Teilweise kam von Gruppen und Parteien, die für sich reklamieren, ökologisch zu denken, gar keine Antwort, aber schließlich dabei waren: die Partei ÖDP, der Frauenverband Courage, das Internationalistische Bündnis, Freunde der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz Sindelfingen e.V., Solidarität International, Kollegen von der SSB, Kollegen von Daimler, Studentinnen und Studenten von der Hochschulgruppe der Umweltgewerkschaft, die auch die Moderation gemacht haben, und interessierte Bürger. Eine Besonderheit dieser Umwelt-Aktion war die Präsenz von Arbeitern aus Automobilbetrieben und von der SSB. Der Redner der Stuttgarter Umweltgruppe berichtete vom Einsatz vor der Daimler-Betriebsversammlung mit dem Aufruf zum Klimaaktionstag. Und es meldeten sich mehrere Arbeiter oder ehemalige Arbeiter zu Wort: Einer, ehemaliger Daimler Arbeiter und Mitglied der MLPD, sprach zur notwendigen Forderung nach Arbeitszeitverkürzung. Wenn E-Autos weniger Arbeit machen, weil die Getriebeproduktion und der Getriebebau wegfällt, ist es doch nur logisch, die verringerte Arbeit durch eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich auf alle zu verteilen.
Mannheim
Trotz Nieselregen am Samstagnachmittag hatten sich acht Organisationen zusammengetan, um den Weltklimatag auf die Straße zu tragen: das waren ATIF, Internationalistisches Bündnis, Linksjugend Solid, Umweltgewerkschaft, iac, SOS Stadtbäume, REBELL und MLPD. Alle zusammen trugen wir in Kurzreden am offenen Mikrofon und in massenhaften Diskussionen mit den interessierten Bürgerinnen und Bürgern das Anliegen der Umweltbewegung vor. Unterschriften wurden gesammelt, Mitglieder für das Internationalistische Bündnis und für die Umweltgewerkschaft gewonnen. „Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft“ kam bei vielen Menschen gut an; einig waren wir uns immer wieder darin, dass die bürgerliche Politik nur die Interessen der Konzerne und Banken vertritt und auch die Weltklimakonferenz zu keiner Lösung beitragen wird.
Hamburg Altona
Zwischen 30 und 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer forderten am ICOR-Umweltkampftag bei perfekten Wetterbedingungen (Sturmböen und Nieselregen) die Altonaer Bevölkerung auf, sich zu organisieren um gemeinsam die Lebensgrundlagen von Mensch und Natur vor der willkürlichen Zerstörung durch den Kapitalismus zu schützen. Ein sofortiger Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energie und konsequenter Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien ist nötig. Dieser notwendige gesellschaftliche Wandel kann aber nur gemeinsam erkämpft werden. In Altona befinden sich zwei Fahrverbotszonen für Diesel, doch die nun nötigen Umwege gefährden in anderen Straßen durch mehr LKWs Kinder auf den Schulwegen und die Anwohner durch mehr Stickoxide in ihren Straßen.
Die Umwelt-Gruppe der MLPD-Hamburg hatte deswegen eine spektakuläre kleine Aktion vorbereitet. In Schutzanzügen und mit Schutzmasken gingen sie mit den selbst gemalten Plakaten auf den Fußgängerübergang. Dort hielten sie den Auto- und Busfahrern sowie den Passanten die Parolen entgegen. Auf Pfiff wurde die Rückseite präsentiert die einen zusammenhängenden Satz ergab: Entweder stirbt der Kapitalismus oder Mutter Erde. Darüber gab es etwas Unmut, besonders von Taxi-Fahrern - aber auch sehr viel Zustimmung, denn eine der Forderungen war die sofortige Nachrüstung der betroffenen Diesel auf Kosten der verursachenden Konzerne. Besonders wohlwollende Zustimmung bekam ein Plakat mit den vier Köpfen der Top-Manager der deutschen Autoindustrie. Diese saßen hinter Gittern - mit dem Spruch „Knast statt Boni“. Ein Punkt, der offensichtlich vielen Altonaer Bürgern aus dem Herzen sprach.
Darmstadt
Gut 50 Aktive von der Umweltgewerkschaft, den Naturfreunden, MLPD, REBELL, Westwald-Allianz, Greenpeace, Initiative Pro Walderhalt, Transition-Town und Freunde des IAC aus Rüsselsheim stießen mit ihrer Kundgebung auf großes Interesse bei den Passanten auf dem Luisenplatz. Immer wieder blieben Leute stehen, lauschten der Musik und den Redebeiträgen, diskutierten mit uns oder beteiligten sich am offenen Mikrofon. Die deutlich spürbareren Veränderungen in der Natur bewegt viele Menschen; die Gespräche waren viel intensiver und tiefer als letztes Jahr auf dem Platz. Dazu trugen auch die Redebeiträge von MLPD und Umweltgewerkschaft bei, die die Frage der notwendigen höheren Organisiertheit und einer gesellschaftlichen Alternative zur kapitalistischen Profitwirtschaft aufwarfen. Sowohl die beteiligten Initiativen als auch Betroffene brachten ihre Kritik an der schwarz-grünen Stadtregierung öffentlich vor. Sei es gegen die Zerstörung des Westwaldes durch eine geplante Straße und ICE-Trasse oder die massive Ausdünnung des Waldes für Gewinne aus dem Holzverkauf.
Naturfreunde und eine Mutter mit Sohn berichteten vom erfolgreichen Kampf zum Erhalt des Naturfreundehauses, des Grüngürtels darum und des Gartenhorts. Die Umweltgewerkschaft machte deutlich, dass die Luft in Darmstadt sofort besser werden kann, wenn die Nachrüstung der Dieselfahrzeuge auf Kosten der Profite der Autokonzerne und ein unentgeltlicher ÖPNV erkämpft werden. Die Opelaner machten in mehreren Beiträgen ihren Kampf um Arbeitsplätze erlebbar und griffen das Greenwashing der Autokonzerne an. Sie deckten auf, dass die ganze VW-Krise, die Diktatur der Monopole über die Gesellschaft und Deckung des Betrugs durch die Regierung offenlegte, dass auch die Autokonzerne hinter der Rechtsentwicklung der Regierung stecken. Viel Beifall fand, dass die Opelaner kämpfen können, dass sie jeden Tag die Welt auf diesem Planeten gestalten und die Kraft haben, die ganze Gesellschaft zu ändern, Ausbeutung, Unterdrückung und Umweltzerstörung zu beseitigen. Viele sangen begeistert das Lied „Wenn nicht wir, wer dann“. Der gemeinsame Kampf von Arbeiter- und Umweltbewegung war nicht nur Publikumsmagnet, sondern schuf eine kämpferische und optimistische Stimmung.