Leipzig

Leipzig

Halberg Guss: Von großer Hoffnung bis zu starker Skepsis

Zwischen hoffend und skeptisch lagen viele Reaktionen von Kolleginnen und Kollegen vor dem Tor am vergangenen Mittwoch in Leipzig.

Korrespondenz
Halberg Guss: Von großer Hoffnung bis zu starker Skepsis
Bild von den Protesten im Sommer (rf-foto)

Prevent-Gruppe beschließt Schließung des Leipziger Werks

Die Belegschaft stand im Sommer gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in Saarbrücken über sechs Wochen rund um die Uhr im Streik. Dieser wurde von der IG Metall geführt, mit dem Ziel eines Sozialvertrags ("Sozialtarifvertrag oder Kampf um jeden Arbeitsplatz"). Die Kampfmoral war riesig, zu einer Durchbrechung des gewerkschaftlichen Rahmens und einer Abkehr vom Ziel Sozialvertrag kam es jedoch nicht. Die Prevent-Gruppe der bosnischen Familie Hastor hatte die Schließung des Leipziger Werks und massive Arbeitsplatzvernichtung in Saarbrücken beschlossen.

Neuer Investor

Nach monatelangen Verhandlungen stieg nun die "One Square Advisors" als neuer Investor ein. Beide Werke - Leipzig und Saarbrücken - sollen als eigenständige Werke erhalten bleiben. Doch in Saarbrücken wurden kurz vor der Übernahme gleich 228 Kollegen gekündigt. Über den Kaufpreis wurde geschwiegen. Halberg Guss soll nun als AVIR Guss Holding weiter geführt werden.

 

Zunächst freuen sich die Kollegen, dass es nun mit der Arbeit weiter geht, denn sie sind zu Recht stolz auf ihr Know-how und auf ihren Zusammenhalt. Auch wenn nicht produziert werden konnte, weil kein Material und Aufträge mehr da waren, kamen sie jeden Tag zur Arbeit und boten ihre Arbeitskraft an. Von ehemals 700 Kollegen sind noch 530 im Werk. Die Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter sind weg. Man hofft, dass sie wieder kommen. Die Lehrwerkstatt mit den Azubis wird weiter geführt.

Großer Klärungsbedarf

Die Leipziger Volkszeitung zitierte letzte Woche den neuen Eigner u. a. mit den Worten: "Wir müssen leider davon ausgehen, dass es zukünftig zu Konsolidierungsmaßnahmen mit Personalabbau kommen wird". Eine Schließung sei jedoch nicht geplant. Man wolle die beiden Standorte "zu einer führenden Gießereigruppe in Europa entwickeln."

 

Trotz des Stolzes auf den Zusammenhalt wirkt in einzelnen Gesprächen auch die Spaltung: dass es jetzt besser für die Leipziger wäre, wenn die Saarbrücker mit ihren "roten Zahlen" nicht mehr unterstützt werden müssten. Auch wirkt eine gewisse Gewöhnung, dass es als "normal" gilt, wenn in Krisenzeiten eben die Leiharbeiter abgemeldet werden.

 

Der Klärungsbedarf und die Bereitschaft der Kollegen, sich mit den MLPD-Genossen über ihre Zukunft zu beraten, sind groß. Überwiegend ist jetzt die Stimmung: "Es geht weiter, der Arbeitskampf hat sich gelohnt".