Stuttgart
Alassa Mfouapon ist zurück!
Ausgelassen feierten gestern Abend, 21. Dezember, mehr als 200 Besucherinnen und Besucher die erfolgreiche Organisierung der Solidarität bei der internationalistischen Weihnachtsfeier des Freundeskreises Alassa.
Julia Scheller vom Freundeskreis berichtet: 20.535 Unterstützerinnen und Unterstützer aus ganz Deutschland und sogar aus den Philippinen haben bisher den Ellwangen Appell für die Rückholung von Alassa Mfouapon im Internet unterschrieben.
In Kürze
- Alassa Mfouapon ist wieder in Deutschland
- Er hat erneut Asyl in Deutschland beantragt
- Ein großer Erfolg der Solidarität mit ihm
Hinter dieser Zahl verbirgt sich weit mehr: Großes Engagement und viel Know How in der Organisationsarbeit, Zehntausende Gespräche, Veranstaltungen, die Weiterführung des Protests durch die Flüchtlinge, Freundinnen und Freunde von Alassa Mfouapon, Kundgebungen, die Spendensammlungen, Pressearbeit, der ununterbrochene Kontakt mit dem nach Italien Abgeschobenen, die anwaltliche Unterstützung, die Mahnwache vor der LEA in Ellwangen, die Solidarisierung der Ellwanger Bevölkerung, der Protest am Vorabend gegen die feige Verweigerung der Unterschriften-Annahme durch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
"Wir sind Flüchtlinge, keine Terroristen"
Solution vom Freundeskreis, dessen Abschiebung nach Italien mit einer mehrtägigen Mahnwache und breiter Unterstützung verhindert werden konnte, betont: „Alassa ist nur ein Symbol. Was ihm angetan wurde, wird uns allen angetan. Wir sind Opfer der Imperialismus und seiner unsinnigen Kriege. ... Wir sind Flüchtlinge, keine Terroristen! ... Und egal, wie hart dieser konkrete Kampf ist, sag niemals, dass du aufgeben willst. Wichtig ist die Solidarität. Deshalb müssen wir uns organisieren.“
Julia Scheller und Solution führen die Besucher durch die Geschichte der Solidaritätsbewegung mit Alassa Mfouapon, die mit dem Kampf der Flüchtlinge in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Ellwangen gegen die Abschiebung eines ihrer Freunde nach Togo begann. Nach einer brutalen Strafaktion der Polizei am 3. Mai, die bundesweit durch die Medien ging, organisiert Alassa Mfouapon mit Freunden eine Pressekonferenz und Demonstration.
Am 20. Juni wird er selbst Opfer eines aggressiven Polizeieinsatzes und nach Italien abgeschoben – als Quittung für seinen uneigennützigen Einsatz gedacht. Das wird zur Geburtsstunde des Ellwangen Appells.
Weihnachtsgeschichte - neu erzählt
Mitglieder des Jugendverbands REBELL präsentieren dann die traditionelle Weihnachtsgeschichte in einer neuen Art, als Rebellion gegen die herrschenden Verhältnisse.
Der eigentliche Grund für die Volkszählung von Kaiser Augustus zur Zeit der Geburt Christus war die Erhebung von Steuern. Genauso wie damals die römischen Kaiser die unterdrückten Völker ausbeuteten, ist heute die Verschärfung der Ausbeutung in Afrika die Hauptursache für die Massenflucht vor Hunger und Krieg. Die Hirten von damals sind die Arbeiter, Frauen, rebellischen Jugendlichen und Flüchtlinge von heute.
"Direktschaltung" der besonderen Art
Dann verkündet ein Engel von der Bühne eine „Große Freude“. Die angekündigte "Direktschaltung" zu Alassa Mfouapon verwirklicht sich in besonderer Weise. Denn plötzlich betritt er selbst den Raum. Nach einem Augenblick der Ungläubigkeit bricht Jubel aus und aus dem Lied „All we want ist freedeom“ wird eine ausgelassene Reggae-Session.
Wir werden nicht als Revolutionäre geboren, wir entwickeln uns zu Revolutionären
Alassa Mfouapon
Ein neues Asyl-Verfahren für Alassa Mfouapon läuft bereits. Er bedankt sich bei allen persönlich: „Ich bedanke mich bei euch für eure Hilfe, dass ihr euren Kampf mit dem der Migranten verbindet. Wir werden nicht als Revolutionäre geboren, wir entwickeln uns zu Revolutionären! Lasst uns gemeinsam für eine bessere, revolutionäre Zukunft kämpfen.“
"Bestens gerüstet"
Adelheid Gruber, Sprecherin des Freundeskreises: „Wir haben sehr viel gelernt, sind mit vielen Menschen in Kontakt gekommen und zusammengewachsen. Solidarität lohnt sich, stärkt ungemein und ist ein hohes Gut. Wir werden sie auch weiterhin brauchen. Alassa hat einen Asylfolgeantrag gestellt, der vom BAMF1 entgegengenommen wurde und nun geprüft wird. Der Kampf geht also weiter. Dafür sind wir aber bestens gerüstet.“
Mit Nachgeben oder gar Einsicht des BAMF bzw. der baden-württembergischen Landesregierung hat Alassa Mfouapons Rückkehr wenig zu tun. Doch zweifellos schafft seine Rückkehr bessere Bedingungen für den gemeinsamen Kampf.
Wichtiger Rückhalt für weiteren Kampf
Dazu der Anwalt von Alassa Mfouapon, Roland Meister: „Aufgrund der sogenannten Salvini-Gesetze, die Ende November im italienischen Parlament verabschiedet wurden, hat sich die Lage der Flüchtlinge in Italien dramatisch verschlechtert.
Aufgrund der erlittenen Folter sowie der psychotraumatischen Belastung durch das Ertrinken seines Sohnes bei der Flucht ist Alassa Mfouapon auf medizinische und psychologische Behandlung angewiesen, die in Italien jedoch vollständig verwehrt wird. Während sechs Monaten Aufenthalt in Italien nach seiner Abschiebung am 20. Juni 2018 hat sich in seinem Asylverfahren in Italien rein gar nichts bewegt. Er wurde nach der Abnahme seiner Fingerabdrücke in die Recht- und Obdachlosigkeit entlassen und lebte dort seither als sogenannter 'Sans Papier'.
Aufgrund der Verschärfung der Lage hat Alassa Mfouapon Italien verlassen und erneut in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Sein Schicksal steht exemplarisch für die menschenverachtende Asylpolitik der EU und der sogenannten Dublin-III-Verordnung. Seine Entschlossenheit und die große Solidaritätsbewegung mit ihm sowie anderen haben das nicht hingenommen. Das ist auch ein wichtiger Rückhalt für seinen Kampf, nun in Deutschland bleiben zu können und als Flüchtling anerkannt zu werden.
Alassa Mfouapon kann jetzt auch mit stärkerem Nachdruck seine Klage gegen das Land Baden-Württemberg wegen dem brutalen Polizeiüberfall am 3. Mai auf die Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen verfolgen. Dies ist dringend nötig, weil das Land Baden-Württemberg trotz Aufforderung des Gerichts zur Klage bisher nicht Stellung genommen hat. Das könnte sich ein normaler Bürger nicht erlauben, aber die Landesregierung nimmt sich dieses Recht heraus.“
Afrikanisches Essen und ausgelassener Tanz
Die Veranstaltung ist mit der freudigen Begrüßung von Alassa Mfouapon noch lange nicht beendet. Die Flüchtlinge vom Freundeskreis servieren ein fantastisches afrikanisches Essen. Versteigerungen und das Ergebnis einer Spendensammlung füllen die Solidaritätskasse. Am Ende kommen über 2.000 Euro zusammen.
Mit ausgelassenen Tänzen zu afrikanischen Klängen geht die wunderbare Weihnachtsfeier der Solidarität zu Ende.