Klartext
Die Novemberrevolution polarisiert
Bei der diesjährigen Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Demonstration am 13. Januar in Berlin waren 15.000 Menschen – erheblich mehr als in den Vorjahren. Vorwiegend junge Menschen. Die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative wächst in der gesellschaftlichen Polarisierung. Im fortschrittlichen Stimmungsumschwung stärkt sich der revolutionäre Pol. Immer krisenhaftere Zeiten des Imperialismus sorgen dafür, dass sich das Potenzial einer revolutionären Weltkrise weiter aufbaut. Revolutionäre Antworten sind gefragt wie lange nicht.
Die Herrschenden versuchen mit dem modernen Antikommunismus zu verhindern, dass diese Antworten von den Massen gefunden werden. Dafür wird revolutionäre Geschichte verzerrt, verdreht und verleumdet.
So wird Rosa Luxemburg aktuell in einem Musterartikel als „tragisch irrende Putschistin“ diffamiert. Der Artikel erschien unter anderem in der Frankfurter Rundschau vom 14. Januar. Vorgeworfen wird Rosa, dass sie den Verrat der sozialdemokratischen Regierung an der Novemberrevolution 1918 nicht akzeptierte. Sie kämpfte für die Vollendung einer sozialistischen Revolution. Die revolutionäre Situation war im Januar 1919 nicht beendet, nur waren die Revolutionäre zersplittert und die revolutionäre KPD gerade erst gegründet. Dagegen rechtfertigt der Verlag der SPD-Zeitung Vorwärts die blutige Niederschlagung der Revolution durch faschistische und ultrareaktionäre Soldaten im Januar 1919 mit dem Tweet: „Die SPD verteidigt die Demokratie – auch mit Hilfe des Militärs.“ Geflissentlich unterschlägt der Text, dass die SPD-Führung die bürgerliche Demokratie, die Herrschaft des Großkapitals, gegen die revolutionären Arbeiter und Soldaten verteidigte. Sie liquidierte die Arbeiter- und Soldatenräte und war mitverantwortlich für die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Das ach so demokratische Militär war später ein Garant der Errichtung des Hitler-Faschismus. Und dafür verlangen SPD-Führer heute noch ein Dankeschön?
Die Novemberrevolution polarisiert Julia Scheller, Landesvorsitzende der MLPD Baden-Württemberg
Das Gegenstück sind Anstrengungen aus Kreisen der Linkspartei und verschiedener Revisionisten, Karl und Rosa zu entrevolutionieren. So fand sich im Aufruf zur diesjährigen LLL-Demonstration noch nicht einmal das Wort „Novemberrevolution“. Das ist schon ein opportunistisches Kunststück, immerhin gedachten die Demonstranten gerade dem 100. Jahrestag der Novemberrevolution.
Michael Brie lässt von Rosa Luxemburg im Neuen Deutschland gar nur noch ihre „weitherzigste Menschlichkeit“¹ übrig. Dass sie zur Verwirklichung von mehr „Menschlichkeit“ sozialistische Revolutionen, eine Diktatur des Proletariats, den Aufbau des Sozialismus/Kommunismus für notwendig erachtete, wollen sie aus ihrem Lebenswerk tilgen. Dabei lobte Rosa die Bolschewiki Lenins, da diese „sofort als Zweck dieser Machtergreifung das ganze und weitgehendste revolutionäre Programm aufgestellt (hatten): nicht etwa Sicherung der bürgerlichen Demokratie, sondern Diktatur des Proletariats zum Zwecke der Verwirklichung des Sozialismus.“²
Die Lehre aus der Novemberrevolution ist nicht, weniger revolutionär und stattdessen angepasster zu sein. Die wirkliche Lehre ist: Eine Revolution muss künftig besser vorbereitet sein. Der Aufbau einer revolutionären, marxistisch-leninistischen Partei muss rechtzeitig forciert – ein klarer Trennungsstrich zum Opportunismus gezogen werden. Das machten die MLPD und ihr Jugendverband REBELL gemeinsam mit vielen internationalen Revolutionären bei den LLL-Aktivitäten. Karl und Rosa hätten ihre Freude daran!