China
Vorboten einer neuen Weltwirtschafts- und Finanzkrise - Automobilabsatz ist rückläufig
Erstmals seit drei Jahrzehnten ist der Absatz von Neuwagen in China eingebrochen.
Im Dezember 2018 sind die Verkaufszahlen den sechsten Monat in Folge rückläufig gewesen. Bereits im November brach die Zahl der verkauften Autos im Vergleich zum Vorjahresmonat um 18 Prozent auf 2,05 Millionen verkaufte ein, wie der Branchenverband China Passenger Car Association (PCA) mitteilte. Im September und Oktober war der Absatz um jeweils 13 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat geschrumpft. Für das gesamte Jahr 2018 schlägt ein Rückgang von insgesamt 6 Prozent zu Buche. Ursprünglich hatte die China Association Of Automoblie Manufacturers (CAAM) für den weltweit größten Automarkt ein Plus von drei Prozent veranschlagt.
Gleichzeitig stieg der Absatz von Elektrofahrzeugen um 70 Prozent. Bei großen Luxusfahrzeugen – der so genannten Premiumklasse – stieg der Absatz um rund 20 Prozent, wovon vor allem die deutschen Autokonzerne BMW, Daimler und VW profitierten. Mit Daimler auch das chinesische Monopol Geely. Der Großaktionär bei Daimler erlebte einen Zuwachs von 20 Prozent - allerdings nach einem Anstieg um zwei Drittel im Jahr zuvor. Das deutsche Monopol VW hat einen Rückgang zu verzeichnen. Hauptsächlich haben die Marken Audi und Porsche angezogen. Von den westlichen Herstellern erlitt das US-Monopol Ford mit einem Minus von 37 Prozent den stärksten Rückschlag.
Die Automonopole haben in den letzten Jahren mit stetigem Wachstum in China gerechnet und massiv in Produktionsanlagen investiert. Allein im Jahr 2018 hat Volkswagen drei neue Werke in China eröffnet, in Qingdao, Tianjin und Foshan. Doch nicht nur für VW-Chef Herbert Diess gilt: “Die Zukunft von Volkswagen wird sich auf dem chinesischen Markt entscheiden“. Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs prognostizieren für 2019 ein Minus von sieben Prozent. Bei Bernstein Research wird mit einem Rückgang um vier Prozent gerechnet.
Bürgerliche Berichterstattung ist diffus
Die bürgerliche Berichterstattung ist diffus. Als Gründe für den Einbruch führte der Verband die höheren Zölle im Handelskrieg zwischen China und den USA sowie den Wegfall von Steuervorteilen an. Andere spekulieren, dass zunehmende Fahrverbote für Verbrennungsmotoren sowie Mitfahrdienste auf den Automark drücken. Das spielt sicher eine Rolle. Aber vor allem eine wachsende Verschuldung der Massen in China und steigende Ausbeutung lassen den Kleinwagenmarkt einbrechen. Tatsächlich gibt es aber eine ganze Reihe von Faktoren, die in der Summe wirken. Die riesigen Investitionen in Autofabriken sind vor allem Ausdruck des internationalen Konkurrenzkampfes vor dem Hintergrund einer anhaltenden schwanken Stagnation in der Weltwirtschaft. Das CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen schätzt die Überkapazitäten auf nahezu fünf Millionen Neuwagen: Fast 19 Prozent der Produktionskapazitäten in China wären danach im Jahr 2019 nicht ausgelastet.
Ein solcher Einbruch des Autoabsatzes im wichtigsten Markt kann die Wirtschaftsentwicklung insgesamt negativ beeinflussen. Die Zeche für diese Krisenhaftigkeit des Imperialismus wollen die Monopole den Massen durch eine verschärfte Ausbeutung der internationalen Arbeiterklasse aufbürden. Folgen: chronische Dauerarbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung auf der einen Seite und eine Steigerung der Arbeitsintensität auf der anderen Seite.
Handelskriege
Eine zweite Seite des zwischenimperialistischen Konkurrenzkampfes sind die internationalen Handelskriege, die zu Vorboten einer neuen Weltwirtschafts- und Finanzkrise werden können. Darauf wies Gabi Fechtner, Parteivorsitzende der MLPD bereits im Juni 2018 in ihrem Interview hin: “[…] Die Ausbreitung und Verschärfung eines offenen, weltweiten Handelskrieges kann in dieser Situation zum Auslöser einer neuen Weltwirtschafts- und Finanzkrise werden. Deshalb, weil ein entfalteter Handelskrieg ganze Konzerne ins Wanken und die ohnehin überdehnten Spekulationsblasen an den Aktienmärkten zum Platzen bringen kann [...]“.
In den letzten Monaten haben die Ausfuhren Chinas überhaupt einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen. Vor allem die Exporte in die USA sind eingeknickt. Noch stärker als Chinas Exporte in die USA leiden aber die Einfuhren aus den USA. Die Importe von US-Waren nach China lagen im Dezember fast 36 Prozent niedriger als im Vorjahr - ein größerer Rückgang als selbst während der Finanzkrise 2009.
Die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht nur in der Automobilindustrie wären schlecht beraten, sich von den Plänen ihrer jeweiligen Konzern-Vorstände und imperialistischen Regierungen einlullen zu lassen. Die Belegschaften – egal ob VW, Daimler, Ford etc. - dürfen sich nicht den Zielen der Monopole nach Weltmarktbeherrschung unterordnen. Mit welchen hinterhältigen Tricks dabei gearbeitet wird, zeigt die kriminelle Energie der Autokonzerne beim Abgasbetrug gegenüber Mensch und Natur.
Kampf der Abwälzung der Krisenlasten
Die MLPD und ihre Betriebsgruppen in den Automobilwerken arbeiten am weltweiten Zusammenschluss der Automobilarbeiterinnen und Automobilarbeiter. Sie tun gut daran, sich auf einen neuen Kriseneinbruch vorzubereiten. 2008 haben die G20-Staaten vor allem ein gemeinsames Krisenmanagement entwickelt und Unsummen ausgegeben, um einen allgemeinen Zusammenbruch und vor allem das Schlimmste: eine Revolutionierung der Kämpfe der Arbeiterklasse zu verhindern. Ein solches gemeinsames Krisenmanagement ist heute aus zwei Gründen kaum mehr denkbar: Einerseits ist die Staatsverschuldung seither ins Uferlose gewachsen. Andererseits hat sich die zwischenimperialistische Konkurrenz der Handelskrieger enorm verschärft, bis hin zur wachsenden Kriegsgefahr.