Iran
Kampagne gegen frauenfeindliche Gesetze und Schleierzwang
Die Europakoordinatorin der Weltfrauenkonferenzen der Basisfrauen, Susanne Bader, berichtet über die Erhebung mutiger junger iranischer Frauen gegen den Schleierzwang und weitere frauenfeindliche Gesetze des diktatorischen Regimes. Außerdem berichtet sie über eine Kampagne von im Exil lebenden Iranerinnen.
Heute, 40 Jahre nach dem Sturz des verhassten Schah-Regimes, erheben sich wieder junge Frauen gegen den Schleierzwang. Im Exil lebende Iranerinnen, ehemalige Teilnehmerinnen der 1979-er Revolution, starten eine „Kampagne gegen die staatliche, gesellschaftliche und häusliche Gewalt gegen Frauen im Iran“. Mit dieser Kampagne wollen sie auf den Widerstand der Frauen im Iran aufmerksam machen, der nie geendet hat. Mit einem dreitägigen Marsch um den Internationalen Frauentag 2019 in drei europäischen Ländern feiern sie den "40. Jahrestag des Aufstands der Frauen“.
Eine Iranerin berichtet
"Die Frauen im Iran sind Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, die die iranische Diktatur gegen die ganze Bevölkerung ausübt. Darüber hinaus sind sie durch die islamistischen Gesetze Opfer einer systematischen Diskriminierung in allen Lebensbereichen, die zu täglicher Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen führt. Im Iran ist gesetzlich vorgeschrieben, dass alle Frauen und Mädchen ab neun Jahren in der Öffentlichkeit ein Kopftuch sowie lange, weite Kleidung tragen müssen, um Haare und Körperkonturen zu verbergen.
Der gesetzliche Schleierzwang verletzt die Rechte der Frauen auf Gleichheit, Privatsphäre, Meinungs-, Glaubens- und Religionsfreiheit. Die Proteste von Frauen gegen den Schleierzwang im Iran nehmen zu. Seit Anfang 2018 zeigen immer mehr Frauen ihre Auflehnung öffentlich, indem sie ihr Kopftuch abnehmen und als Protestfahne schwenken. Die Frauen riskieren dabei, dass sie ins Visier von Polizei und paramilitärischen Milizen geraten und Schikanen, Gewalt und Inhaftierungen ausgesetzt werden.
Seit der Machtübernahme der islamistischen Regierung haben sich die Frauen gegen das Unrecht und die Unterdrückung aufgelehnt. Sie verbinden diesen Einsatz mit ihrem Kampf für Gleichberechtigung und gegen die frauenfeindlichen Gesetze. Tausende Iranerinnen haben ihr Eintreten für Demokratie und Menschenrechte mit dem Leben bezahlt. Das Regime im Iran geht mit äußerster Gewalt gegen die Frauen vor, die sich gegen die Menschenrechtsverletzungen auflehnen. Initiativen, die sich für Frauenrechte einsetzen, werden kriminalisiert, Frauenrechtsaktivistinnen werden verhaftet. Zahlreiche Rechtsanwältinnen, Journalistinnen und Studentinnen wurden wegen ihres Eintretens für Frauenrechte zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Folter und sexuelle Gewalt sind in iranischen Gefängnissen an der Tagesordnung."