Audi
Audi-Chef plant Angriffe auf die Belegschaft
Es wachsen die Anzeichen einer neuen Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Im Kampf um die künftige Weltmarktführerschaft haben die bisher den Weltmarkt bestimmenden Autokonzerne in den USA, Europa und Japan an Boden verloren.
Der Absatz neuer Autos in China ist im vergangenen Jahr erstmals seit den 1990er Jahren gesunken. Im Dezember 2018 waren die Verkaufszahlen den sechsten Monat in Folge rückläufig gewesen, sodass der Absatz im Gesamtjahr um 2,8 Prozent gefallen ist. Der Handelskrieg zwischen China und den USA sowie der Wegfall von Steuervorteilen spielen hierfür eine Rolle.
Audi lässt Federn
Auch in Deutschland wächst die Konkurrenz. Unter den Premium-Herstellern ist Audi gegenüber Daimler und BMW zurückgefallen. Bei Audi spitzen sich auf dieser Grundlage derzeit die Widersprüche zu: Einst war Audi die Perle im Reich des VW-Konzerns. In zehn Jahren bis 2016 hatte Audi den Absatz verdoppelt. 2017 und vor allem 2018 brachen die Absätze ein. Während der Umsatz des VW-Konzerns 2018 um 6,3 Mrd. € auf 235,8 Mrd.€ stieg und der Gewinn von 17,1 Mrd € auf Vorjahresniveau lag, wurde Audi zum Sorgenkind.
Tatsächlich war Audi die Geburtsstätte des 2015 aufgedeckten Abgasbetrugs, den die Automobilmonopole in trauter Einheit mit der Bundesregierung, ihren wechselnden Verkehrsministern, dem Kraftfahrtbundesamt und Angehörigen der rechten Gewerkschaftsführung jahrelang vertuschten. Fast zehn Jahre trickste Audi bei den Abgaswerten seiner Dieselautos. Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler, einstmals Vorzeigemanager, wurde verhaftet, saß monatelang in Untersuchungshaft und wurde inzwischen vom Hofe gejagt. In Ingolstadt kann er sich kaum noch blicken lassen. Der Werbeslogan „Vorsprung durch Technik“ wurde zum Bumerang.
BGH: Betrogene Fahrer haben Anspruch auf Schadensersatz
Dem gewachsenen Umweltbewusstsein unter den Massen ist es maßgeblich zu verdanken, dass der Bundesgerichtshof am gestrigen Freitag, dem 22. Februar 2019, erstmals festgestellt hat, dass Käufer von VW-Diesel-Fahrzeugen mit einem manipulierten EA189-Motor einen Gewährleistungsanspruch gegenüber dem Händler haben, der ihnen das Fahrzeug verkauft hatte. 400.000 Kunden haben sich an der Musterfeststellungsklage beteiligt. Zu dem Urteil hat die Kleinarbeit der MLPD, besonders der Betriebsgruppen, und das mutige Auftreten klassenkämpferischer Kollegen in den Belegschaften wesentlich beigetragen.
Neuer Audi-Chef baut eine Führungsebene ab
Jetzt leitet Ex-Marketingvorstand Bram Schot die VW-Tochter Audi. Vergangene Woche kündigte er an, die Betriebsergebnisse bis 2022 erheblich zu steigern, den schweren Tanker Audi zu "verschlanken" und in neue Technologien zu investieren. Zuerst geht es zehn Prozent der Führungskräfte an den Kragen. Das wird die Summe der zu zahlenden Managergehälter sicher drastisch reduzieren. Allerdings weiß man bisher noch nicht, wer genau gemeint ist. an. Dass Schot zuerst eine ganze Ebene von Führungskräften abbauen will, ist ein geschickter Schachzug.
Eine sehr nachdenkliche Stimmung
Verteiler der Kollegenzeitung "Vorwärtsgang" an den Audi-Toren in Ingolstadt berichten über die Stimmung: "Die frühere Fröhlichkeit, mit der sich die Kolleginnen und Kollegen am Freitag nach der Frühschicht für das Wochenende verabschiedeten, ist nicht mehr so richtig zu spüren. Eine sehr nachdenkliche Stimmung. Die von Bram Schot angekündigte Maßnahme, zehn Prozent der Führungskräfte abzubauen, wird zweispältig aufgenommen. Zum Teil wird es begrüßt: Man kann sich ja denken, dass einige auf dieser Ebene in den Abgasbetrug verstrickt sind. Und es gibt wirklich einen Wasserkopf bei Audi. Andererseits sehen die Kollegen, dass dies vermutlich nur ein Vorgeschmack auf härtere Angriffe auf die ganze Belegschaft ist. Die Rede ist von der der Vernichtung von 14.000 Arbeitsplätzen. Audi kommt ja bekanntlich beim WLTP-Verfahren nicht nach. Die vernichtende Kritik von Kollegen: 'Die haben wahrscheinlich gedacht, da könnten sie wieder tricksen und betrügen - jetzt soll es ohne gehen und klappt nicht.' Der Streik der Kollegen in Györ hat die Ingolstädter mobilisiert, weil man ja offensichtlich doch etwas erreichen kann. Dass von uns die Solidarität organisiert worden ist, kam gut an. Eine Gewerkschafterin spendete fünf Euro für den Vorwärtsgang und will sich mit uns in Verbindung setzen."
Bedeutendes Signal für die Arbeiteroffensive
Ein bedeutendes Signal für die Arbeiteroffensive gegen die Pläne zur Abwälzung der Krisenlasten auf die Kolleginnen und Kollegen ging vom erfolgreichen Streik von 9300 Kollegen im Motrorenwerk von Audi in Györ (Ungarn) für 18% mehr Lohn aus. Die Forderung nach Angleichung der Löhne an das Niveau in Mitteleuropa, weil die Lebenshaltungskosten gleich hoch sind, wird von den meisten Kollegen in Ingolstadt und Neckarsulm mitgetragen. Dass Schot sich die Konkurrenten zum Vorbild nimmt, wie er sagte, macht deutlich, wie er die Krisenlasten auf die Belegschaft abwälzen will. Massenentlasungen von Leiharbeitern wie bei Daimler in den Werken Untertürkheim, Rastatt, Bremen und Düsseldorf. Auslagerung von Komponenten, Logistik und Dienstleistungen, wie sie von Daimler vorangetrieben werden, aktuell durch die gemeinsamen Investitionen von Daimler und BMW von 1 Mrd € in Carsharing-Angebote. Bei Audi in Ingolstadt soll eine Nachtschicht gestrichen werden.
"Automobilarbeiter der Welt ..."
Vorgestern, am 21. Februar 2019, hat die Internationale Automobilarbeiterkoordination den Aufruf „Automobilarbeiter der Welt, überschreiten wir Grenzen und stärken wir die internationale Arbeitereinheit“ herausgegeben. Denn ziemlich genau in einem Jahr findet die 2. Internationale Automobilarbeiterkonferenz statt: vom 19. bis 23. Februar 2020 in Johannesburg/Süfafrika. Ein Jahr Vorbereitung, Mobilisierung, Gewinnung von Mitstreiterinnen und Mitstreitern - eine hervorragende Gelegenheit, die Herausforderungen, vor denen die Autoarbeiter stehen, anzupacken.