Albanien
Massenkämpfe brauchen Perspektive
Ende 2018 gingen massenweise Schüler und Studenten in Albanien auf die Straße. Sie kämpften gegen überhöhte Studiengebühren und schlechte Bedingungen in den Wohnheimen.
Sie forderten die Senkung der Studiengebühren. Besonders gute, aber auch behinderte Studenteninnen und Studenten sollten gar nichts bezahlen. Es waren wirklich Schüler und Studenten in ganz Albanien auf den Beinen. Die Studiengebühren betragen zwischen 160 bis sogar 2500 €. Das Einkommen aber beträgt oft nur 200 €, Einkommen von etwa 300 € bekommen eventuell mal Lehrer. Die Schüler und Studenten protestierten auch gegen Armut und gegen Benzinpreise, die teurer sind als in Deutschland.
Politiker versuchten, sich an die Spitze zu setzen. Sie spalteten die Bewegung in zwei Gruppen: die einen gingen aufgrund von Versprechungen in Schule und Universität zurück; die anderen setzten den Protest fort, der dann aber immer schwächer wurde. Der Protest wurde mit den Versprechungen ausgehöhlt – aber sie wurden nicht verwirklicht.
Inzwischen gibt es neue große Proteste. Nicht mehr nur von Jugendlichen. Es wurde zunächst vorhergesagt, dass es lauter gewaltsame Proteste seien – aber die Leute haben kämpferisch, friedlich und zivilisiert demonstriert. Jeden Donnerstag gibt es Massendemonstrationen. Alle Abgeordneten der Opposition haben ihre Mandate zurückgegeben. Die Proteste sind gegen Korruption, mafiöse Strukturen und Geschäfte.
Die Leute wollen, dass Premierminister Edi Ram zurücktritt, weil er korrupt ist. Aber in Wirklichkeit ist auch die Opposition korrupt und es gibt keine wirkliche Alternative. Viele führende Leute aller Parteien sind Millionäre, haben riesige Villen, Grundstücke – mehrere Häuser mit 50-60 Zimmern wie in einem Palast. Geschäfte werden gemacht mit Drogen und Prostitution. Es gibt keine gute Partei. Deshalb gehen so viele arme Menschen auch weg von Albanien, das Leben ist perspektivlos. Deshalb sind die Kämpfe gut, aber sie haben noch keine Perspektive. Albanien ist so ein schönes Land, Seen, Berge und eine schöne freiheitsliebende Geschichte.