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„Arbeitsplatzabbau ist nie sozialverträglich“

„Arbeitsplatzabbau ist nie sozialverträglich“, stand auf einem der Schilder, die Kolleginnen und Kollegen zur Betriebsversammlung bei Ford in Köln am 26. März vorbereitet hatten. Auf anderen wurde gefordert, Elektroautos zu bauen und den Kampf um Arbeitsplätze aufzunehmen.

Korrespondenz aus Köln
„Arbeitsplatzabbau ist nie sozialverträglich“
Solidaritätsbesuch von Ford-Beschäftigten aus Frankreich im Werk Köln im Jahr 2016 (rf-foto9

Die Stimmung war ernst. Wer jedoch Erwartungen hatte, dass die Geschäftsleitung irgendeinen Plan für die Zukunft der Fertigung in Europa vorlegen würde, wurde enttäuscht.

 

Die Mischung aus Unsicherheit und Wut durchzieht die Belegschaft – spätestens seit am 15. März bekanntgegeben wurde, dass 5.000 Arbeitsplätze bei Ford Deutschland vernichtet und 500 Millionen Euro eingespart werden sollen. Per E-Mail schickte Ford „freiwillige“ Abfindungsangebote herum – „jeder darf gehen“.

Arrogante Ansage erntete Buh-Rufe

Das mit viel Druck durchzupeitschen, war auch das Hauptanliegen von Ford-Chef Gunnar Herrmann auf der Betriebsversammlung in seiner Rede: „Das Team macht einen tollen Job, aber ist leider nicht konkurrenzfähig. Da ist es ja wohl legitim, dass wir Sie fragen, wie Sie gedenken, wieder profitabel zu werden.“

 

Eine solche Arroganz wurde mit mehrfachen Buh-Rufen der Kolleginnen und Kollegen und kämpferischen Redebeiträgen beantwortet. Die Belegschaft ist sich einig: Die Arbeiterinnen und Arbeiter sind nicht schuld am Rückfall von Ford im internationalen Konkurrenzkampf!

"Wir wollen keine Armut im Alter"

Die niedrigen Abfindungsangebote empfinden viele als Beleidigung. Ein Kollege brachte es so auf den Punkt: „Wir haben mit unserer Arbeit eure Managergehälter finanziert. Die Abfindung ist ein Witz! In Deutschland bei den Mieten reicht das nicht. Wir wollen keine Armut im Alter. Wir sind hier, um Autos für die Massen zu bauen – und nicht, um Teil von Massenentlassungen zu sein.“ Ein anderer fordert, dass die Geschäftsleitung den Begriff „sozialverträglich“ aus ihrem Wortschatz streicht. Das Thema ist für viele durch.

 

Dass der Betriebsrats-Vorsitzende zusagte, dass „keiner durch's Rost fällt“, erinnert schwer an die Erfahrung der Kumpel mit der Losung „Keiner fällt ins Bergfreie“. Das Versprechen wurde auch nicht gehalten.

 

Einige Lösungsvorschläge kamen aus der Belegschaft. Ein IG-Metaller berichtete, dass zum Gewerkschaftstag ein Antrag der Delegiertenversammlung Köln-Leverkusen gestellt wird, der das Thema Arbeitsumverteilung und Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich zur Beschäftigungssicherung auf die Tagesordnung setzt.

Länderübergreifender gemeinsamer Kampf

Andere forderten, dass Arbeitsplätze im Sinne des Umweltschutzes und alternativer Antriebe geschaffen werden müssen. Auch der gemeinsame Kampf mit den Ford-Belegschaften anderer Länder und anderer Autokonzerne wurde eingebracht.

 

„Wir wollen keine Werkschließung wie bei Opel“, fordert der 1. IG-Metall-Ortsbevollmächtigte. Eine Kollegin dazu: „Nein, aber unser Vorbild sollte sein: Kämpfen wie bei Opel!“

 

Dass die Belegschaft dafür Solidarität bekommt, wurde in einer tollen Grußbotschaft deutlich: Die "Fridays for Future"-Bewegung Köln hatte auf ihrem letzten Treffen beschlossen, eine Solidaritätserklärung an die Kölner Ford-Belegschaft zu schicken. Daraus wurde verlesen: „Wir unterstützen euren Kampf zum Erhalt der Arbeitsplätze und freuen uns über eure Unterstützung unserer Bewegung. Gerade in dieser Zeit ist der Zusammenhalt das Wichtigste, egal ob Jung oder Alt.“

Intensiver Verarbeitungsprozess

Die Betriebsversammlung zeigte tiefen Vertrauensverlust bis zu großer Wut über die Geschäftsleitung. Die Hoffnungen auf den Weg der Verhandlungen schwinden, was sich auch an der Abnutzung des Worts „sozialverträglich“ ausdrückt.

 

Zugleich findet ein intensiver Verarbeitungsprozess statt: Bietet eines der vielen individuellen Angebote für Altersteilzeit, Abfindung oder Erwachsenenumschulung eine persönliche Lösung – oder wird diese Taktik von Ford erkannt und bewusst durchbrochen? Dann wird es zum nötigen gemeinsamen Kampf kommen.