Umwelt
Plastikmüll – oder wie die Profitwirtschaft zum Himmel stinkt
Vom 11. bis 15. März tagte die Umweltkonferenz der UN in Nairobi. Sie konnte sich nicht auf verbindliche Regelungen zur Bekämpfung von Plastikmüll einigen. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) will nun angeblich den Export erschweren.
Das neuimperialistische China ist bislang die Plastik-Müllkippe der Welt gewesen, hat den Müll-Import aber 2018 verboten. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, haben bisher große Mengen Plastikmüll nach Asien exportiert und selbst nur 5,6 Prozent wiederverwertet.¹
Die Vermüllung der Welt rüttelt an den Existenzgrundlagen der Menschheit. Im Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ von Stefan Engel wird bereits 2011 eine neue Stufe der Verschmutzung und Vergiftung der Weltmeere nachgewiesen:
„Die Ansammlung und Verbreitung von unverrottbarem Plastikmüll wird zum lebensbedrohlichen Problem für die marinen Ökosysteme. Die Produktion von Plastikmaterial stieg zwischen 1950 und 2008 von 1,5 Millionen Tonnen auf über 250 Millionen Tonnen pro Jahr explosionsartig. ... Ein weiteres ungebremstes Umkippen der Weltmeere wäre mit seinen negativen Auswirkungen auf die Einheit von Mensch und Natur den Wirkungen der globalen Klimakatastrophe mindestens gleichzusetzen.“2
Gefährliche Dynamik
Inzwischen werden weltweit etwa 335 Millionen Tonnen Kunststoffe pro Jahr produziert. Der größte Teil verbleibt an Land, auch die Luft ist zunehmend mit Mikroplastik belastet.³ Die EU-Verordnung für Plastikmüll kratzt nur an der Oberfläche.
Für Getränkebecher und Lebensmittelverpackungen sollen die EU-Mitgliedsstaaten bis 2026 "messbare" Reduzierungen erreichen. Erst ab 2026 soll die EU-Kommission „verbindliche“ Ziele vorschreiben, aber nur, um Wurstverpackung, eingeschweißtes Gemüse oder einzeln verpackte Kekse zu reduzieren.⁴
Die undurchsichtigen Wege des Mülls
Ein großer Teil des Verpackungsmülls landet ebenso wie der Hausmüll in Müllverbrennungsanlagen, die Deutschland mit einem dichten Netz überziehen. Müll wird in ganzen Güterzügen durch Europa gekarrt, um dann in Deutschland verbrannt zu werden.
Immense Schadstoffmengen landen dabei in der Abluft, in der Schlacke und in den Filtern der Müllverbrennungsanlagen. Diese landen dann auf Giftmülldeponien oder als Giftmüll unter Tage. So hat die Ruhrkohle AG über viele Jahre gegen guten Profit 1,6 Millionen Tonnen Giftmüll unter Tage verbracht.
Jetzt sollen – wieder der kapitalistischen Profitlogik folgend – die Gruben geflutet werden, mit der Gefahr einer Vergiftung von Grundwasser der Bergbauregionen und von Flüssen, die dann ebenfalls in die Weltmeere münden. Das stößt zunehmend auf Widerstand.
Profitwirtschaft unterdrückt alternative Verfahren
Bestehende umwelttechnische Alternativen zur Müllverbrennung, wie das Kryorecycling-Verfahren nach Professor Rosin in Verbindung mit kommunalen Kreislaufwirtschaftszentren, werden von den führenden Monopolen dagegen unterdrückt.⁵ Sie verdienen an der Neusynthese von Plastik sowie am Müllgeschäft und wollen sich diese Profite nicht durch umfassendes Recycling verderben lassen.
Unter Beteiligung der Grünen hat die Schröder/Fischer-Regierung dafür gesorgt, dass die Müllverbrennung in der EU zur „Regelabfall-Behandlung“ für Haus- und Siedlungsmüll erklärt wurde. Momentan tobt die Auseinandersetzung um die geplante Übernahme des „Dualen System Deutschland“ (grüner Punkt) durch den Marktführer der Entsorgungsbranche, Remondis.
Müllexport-Europameister Deutschland
Nach Angaben der Umweltorganisation NABU exportiert Deutschland jährlich gut eine Million Tonnen Plastikabfälle im Wert von circa 350 Millionen Euro. Die Umweltorganisation erklärt: „Greenpeace Malaysia wies in einer Untersuchung örtlicher Deponien Verpackungen aus nahezu jedem west-, zentral- und nordeuropäischen Land nach. Hinzu kommen große Mengen aus den USA, Japan und Australien. Malaysia dient somit als Müllkippe für Verpackungsabfälle aus nahezu der gesamten 'entwickelten' Welt.“⁶
Die Süddeutsche Zeitung schreibt zu diesem kriminellen Geschäft: „Deutschland gehört neben den USA, Japan und Großbritannien zu den größten Exporteuren von Plastikmüll weltweit. … Seit China ausfällt, gehen diese Transporte vor allem nach Südostasien oder Indien. “⁷
Der wachsende Protest dagegen ist der Hauptgrund für die Ankündigung der Umweltministerin, Exporte zu beschränken. Der skrupellose, Mensch und Natur verachtende Umgang internationaler Monopole und ihrer Regierungen mit Plastikmüll, Elektronikschrott und Giftmüll verlangt vor allem nach einem gesellschaftsverändernden Umweltkampf.
Umfassende Kreislaufwirtschaft nötig und möglich
Im bis Mitte der 1970er Jahre sozialistischen China wurde dem „Müll“ auch weltanschaulich der Kampf angesagt und der Begriff selbst als Ausdruck der kapitalistischen Ideologie kritisiert. Was aus Produktion und Konsumtion hervorgeht, ist kein Abfall, sondern objektiv wertvoller Rohstoff. Folglich müssen Produktion und Konsumtion im Sinne einer umfassenden Kreislaufwirtschaft organisiert werden.
Das Buch „Katastrophenalarm! ...“ fasst zusammen: „Seit der Neuorganisation der internationalen Produktion in den 1990er Jahren setzte im Weltmaßstab eine umfassende Vermüllung und Vergiftung der natürlichen Umwelt ein. Sie beginnt die gesamte Lithosphäre, Hydrosphäre und Atmosphäre, Flora und Fauna sowie die Menschen selbst nachhaltig zu schädigen. Die Vermüllung und Vergiftung der natürlichen Umwelt ist die unvermeidliche Kehrseite des kapitalistischen Raubbaus an den natürlichen Ressourcen.“
Die grundsätzliche Lösung der sozialen und der ökologischen Frage gehören zusammen. Der beste Schritt für Umweltkämpfer ist deswegen heute die Organisierung in der MLPD als Partei des echten Sozialismus und radikalen Umweltschutzes!