Siemens
Breite Ablehnung der geplanten Abspaltung von 88.000 Beschäftigten
Hatte der Vorstandsbeschluss für eine Abspaltung des Kraftwerksbereichs zunächst unter vielen Siemensianern ungläubiges Staunen oder gar einen Schock ausgelöst, werden die Fronten inzwischen klarer.
Den Anfang machte zweifellos die Belegschaft des Berliner Gasturbinenwerks. Auf ihrer außerordentlichen Betriebsversammlung am 9. Mai trommelte zwar der Betriebsratsvorsitzende mit geschliffener Rhetorik für die vermeintlich „neuen Chancen eines eigenständigen Kraftwerks-Konzerns“. Doch vergeblich.
In einer kämpferischen Gegenrede charakterisierte ein IG-Metall-Vertrauensmann den Kaeser-Plan als „bisher größten Angriff auf die Konzernbelegschaft“. Die rund 1.000 Anwesenden folgten seiner Aufforderung zur Abstimmung per Handzeichen und das Ergebnis war eindeutig: fast einstimmige Ablehnung der Abspaltung, bei rund 50 Enthaltungen.
Auch an anderen Standorten - ob in Mülheim, Duisburg, Erlangen, Erfurt, Görlitz, Nürnberg, Offenbach oder Berlin - schlägt den Münchner Vorstands-Strategen Kritik, Skepsis, Kopfschütteln, Empörung und auch offene Ablehnung entgegen.
Kaeser kneift vor den Arbeitern
Joe Kaeser versucht nun höchstpersönlich die Stimmung zu drehen: er besucht die Werke. Doch vor die Belegschaften traut er sich nicht! In kleinen ausgesuchten Runden von 30, 40 Leuten, im Gasturbinenwerk, im Schaltwerk usw. verkauft er seinen Abspaltungsplan teils mit abstrusen Argumenten: So könnten die Power&Gas-Belegschaften doch froh sein, zukünftig nicht mehr „die ganze Siemens-Bürokratie“ am Hals zu haben. Ein „neuer schlanker Kraftwerkskonzern“ könne „viel flexibler am Markt agieren“, mit „ganz neuen Entwicklungschancen“, usw.
Alles Luftschlösser, um das Einmaleins des modernen Kapitalismus zu vertuschen: nur die Verschärfung der Ausbeutung von Mensch und Natur sichert den Maximalprofit für das internationale Finanzkapital, der heute eine weltmarktbeherrschende Stellung erfordert. Deshalb die Abspaltung.
„Neue Chancen“?
Viele Kollegen sind empört über die selbstherrliche Zustimmung zur Abspaltung durch die IG-Metall-Vertreter im Aufsichtsrat. Von Kaeser bis zur IG-Metall- und Gesamtbetriebsratsspitze faseln alle von „neuen Chancen“, um uns den Braten schmackhaft zu machen.
Neue Chancen gibt es in der Tat - nämlich zum kämpferischen Zusammenschluss der ganzen Konzernbelegschaft, um die Vorstandspläne zu Fall zu bringen. Arbeiten wir dran!