Mecklenburg-Vorpommern

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Kriegsübungen und Waldbrände gefährden die Bevölkerung

Wegen der bisher größten Waldbrände in Mecklenburg-Vorpommern auf 4,7 Quadratkilometern Fläche müssen bereits Häuser und Dörfer evakuiert werden. Die Brände sind eine Folge der extremen Dürre im letzten und in diesem Jahr.

Von cvp / bi / gf
Kriegsübungen und Waldbrände gefährden die Bevölkerung
Die größten Waldbrände in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns (Foto: CC0 Public Domain)

Die gegenwärtige Hitzewelle verstärkt vor allem in Nord- und Ostdeutschland die Trockenheit, die dort seit dem Dürresommer 2018 vorherrscht, dramatisch. Besonders anfällig sind die östliche Lüneburger Heide, zentrale Bereiche Ostdeutschlands, das süddeutsche Moränenland, der Südschwarzwald, das Rheinische Schiefergebirge und das Ostbayrische Grundgebirge.

 

Um so beunruhigender, dass genau in diesen gefährdeten Gebieten Truppenübungsplätze der Bundeswehr liegen oder militärische Übungen durchgeführt werden: so tobt seit Tagen ein Waldbrand in und um den ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern. Aufgrund von Munitionsresten aus dem II. Weltkrieg und der anschließenden militärischen Nutzung dürfen die Feuerwehrleute sich den Brandherden nur bis auf 1.000 Metern nähern wegen akuter Explosionsgefahr. Auch eine Deodorant-Fabrik musste kurzfristig geschlossen werden.

Waldbrände quer durch Deutschland

Größere Waldbrände gab es am letzten Wochenende in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Kleinere Feld- und Waldbrände darüber hinaus in weiteren Bundesländern. Dürreperioden und ausgesprochene Hitzephasen hat es immer schon gegeben. Doch taugt dies nicht als Erklärung für den seit einigen Jahren zu beobachtenden Trend.

 

Zwischen 1880 und 2005 hat sich die Dauer von Hitzewellen in Europa verdoppelt, ihre Ausschläge wurden extremer. Dies fällt genau mit der Zeit der verstärkten kapitalistischen Industrialisierung und dem damit verbundenen, rasch anwachsenden Ausstoß an Treibhausgasen wie dem CO2 zusammen. Eine Studie der New Yorker Columbia University zur Klimaaufheizung aus dem Jahr 2017 geht von jährlich mehr als 28.000 Todesfällen aufgrund der Hitze in Europa und von 5.600 Todesfällen in Deutschland aus.

 

Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Sie ist Ausdruck des voranschreitenden Umschlags in eine globale Umweltkatastrophe. Als eine Sofortmaßnahme fordert die MLPD die Reduzierung der Treibhausgas-Emmissionen um 70 bis 90 Prozent bis zum Jahr 2030.

Gefährliche Kriegsübungen

Ein Korrespondent berichtet über den Absturz zweier Eurofighter-Kampfflugzeuge der Bundeswehr über der Mecklenburgischen Seenplatte:


"20 Starts pro Tag sind Standard am Luftwaffenstützpunkt Laage bei Rostock. Schon seit langem sind die Menschen genervt von den Tiefflügen und Luftkampfübungen der Luftwaffe über der mecklenburgischen Seenplatte. Nun ist es passiert: Am Dienstag, 25. Juni, stießen gegen 14 Uhr in der Nähe des Drewitzer Sees zwei Eurofighter-Kampfflugzeuge des Geschwaders 'Steinhoff' zusammen und stürzten ab. Sie hatten die Verfolgung eines feindlichen Jägers geübt. Die Piloten betätigten den Schleudersitz, einer kam zu Tode, einer überlebte verletzt.

Kindergarten entging knapp einer Katastrophe

Mit knapper Not entging ein Kindergarten der Gemeinde Nossentiner Hütte einer Katastrophe. Nur 40 Meter von den Spielgeräten entfernt lag ein 50 Zentimeter langes Bauteil. 'Wir können von Glück reden, dass wir so davongekommen sind', so die Leiterin des Kindergartens.

 

Einige der Kinder hätten den Absturz eines der beiden Kampfjets vom Fenster aus beobachtet. Nicht auszudenken, wenn Städte wie Waren oder Malchow getroffen worden wären.

„Fiese Fasern"

Aber auch andere große Gefahren sind mit solchen Abstürzen verbunden: Ab Bränden mit einer Hitzeentwicklung von 650 Grad Celsius setzen die Kohlefaserverbundstoffe, aus denen die Flugzeuge hergestellt sind, hochgiftige, krebserregende und durch die Luft treibende Fasern frei. Das weiß die Bundeswehr, sie nennt sie selbst 'fiese Fasern'. Aber die Feuerwehren wurden nicht gewarnt, die Feuerwehrleute waren dem Rauch ungeschützt ausgesetzt, während die Bundeswehr ihre Leute nach Berichten der Schweriner Volkszeitung mehrere Tage lang mit einem Gefahrgutzug dekontaminiert hat.“

 

Wenige Tage später stürzte am Montag, dem 1. Juli, bei Hameln ein Übungshubschrauber der Bundeswehr ab. Sofort brachen mehrere Brände aus. Eine Hubschrauberpilotin kam dabei ums Leben.

 

Und wir erinnern uns: Im Moor bei Meppen nahe der niederländischen Grenze war am 3. September 2018 aufgrund eines Raketentests der Bundeswehr ein Moorbrand ausgebrochen, der erst am 10. Oktober 2018 als gelöscht gemeldet werden konnte. Trotz der damaligen monatelangen Trockenheit hatte die Bundeswehr hier ihre scharfe Munition getestet, ohne im Geringsten auf einen Brand vorbereitet zu sein.

Widerstand gegen zunehmende Kriegsvorbereitungen

Gegen diese Kriegsvorbereitungen und die Gefährdung von Mensch und Umwelt regt sich nun vermehrt Widerstand. In der oben zitierten Korrespondenz heißt es:

 

"Die Bewohner der Gegend und auch zahlreiche Touristen dort sind wütend und empört. Kaum jemand unter ihren Gästen, so berichtet die Leiterin des Ferienparks Plauer See, Barbara Schilke, der nicht gegen die Tiefflüge und die Luftkampfübungen eingestellt ist. Die Bürgermeister von Waren, Silz und Nossentin haben die Einstellung der Übungen verlangt. Die Regionalzeitung Nordkurier titelt am Mittwoch, dem 26. Juni: 'Kriegsspiele über unseren Köpfen – wann hört das auf?'" Auch die Landtagsfraktion der Linkspartei fordert ein Ende dieser militärischen Manöver.

 

2011 erzwang der fast 20-jährige Widerstand gegen das „Bombodrom“ das Ende dieses Bombenabwurfsgelände bei Wittstock. Die Flugzone ED-R-401 über der Mecklenburger Seenplatte, wo letzte Woche die beiden Eurofighter niedergingen, wurde der Bundeswehr als Ersatz für das Bombodrom zugesprochen. 

Brandgefährliche Kriegsübungen

Dass sich solche Militärübungen vor allem auf die Ostgrenze Deutschlands konzentrieren, liegt nicht nur an der dünneren Besiedelung, sondern vor allem an der größeren Nähe zu geplanten Einsatzgebieten an der Ostgrenze der NATO. Damit sind sie Teil der aggressiven NATO-Strategie der militärischen Einkreisung des neuimperialistischen Russlands.

 

Entgegen ihrer Masche, sich als Förderer von "Friedens- und Verhandlungslösungen" auszugeben, beteiligt sich die Bundesregierung unter anderem mit solchen gefährlichen Kriegsübungen selbst an der Vorbereitung imperialistischer Kriege.

 

Die MLPD setzt sich dafür ein, dass der diesjährige Antikriegstag am 1. September auch im Zeichen der Einheit des antimilitaristischen Widerstands gegen die weltweite Tendenz der imperialistischen Kriegsvorbereitung mit dem Kampf gegen die Zerstörung der natürlichen Umwelt steht. Das muss auch Bestandteil des Aufbaus einer internationalen antiimperialistischen und antifaschistischen Einheitsfront werden.