Ethnologische Museen
Verachtung gegenüber den Kulturgütern Afrikas, Asiens und Amerikas
Erstmals hat im November 2018 der französische Präsident Emmanuel Macron in Ouagadougou, in Burkina Faso die Verbrechen der europäischen Kolonisierung, darunter auch den Raub von Kulturgütern Afrikas als unbestreitbar anerkannt - in Worten!
Dies schrieb ein Korrespondent an Rote Fahne News; er bezieht sich auf unsere Meldung vom 9. Juli 2019 "Bestände der ethnologischen Museen in katastrophalem Zustand".
Weiter schreibt er: "Der deutsche Imperialismus hatte eine relativ kurze Kolonialzeit und wenige Kolonien in Afrika und dafür eine sehr große Zahl afrikanischer Kulturgüter für staatliche, kommunale und private Sammlungen geraubt. In der Fachdiskussion der Akademiker an den ethnologischen Museen und Einrichtungen geht es in den letzten Jahren viel um die Restitution, also die Rückgabe der Kulturgüter an die Länder und Menschen, von denen der Imperialismus sie geraubt hat. Der Raub dieser Kulturgüter war oft weniger dem Wissensdurst und der Neugierde geschuldet, sondern schlichter Herrschsucht und Gewalt. Wenn die ethnologischen Güter in den deutschen Museen derart verfallen, ist das eine Verachtung der dort gelagerten Kulturgüter Afrikas, Asiens und Amerikas und eine Fortsetzung des imperialistischen Machtverhältnisses gegenüber den Beraubten - in der Tat!“
Bonaventure Ndikung aus Kamerun, der u. a. als Kurator für die Documenta 14 gearbeitet hat, bestätigt diese Einschätzung. Auf die Frage nach seinen Erfahrungen mit ethnologischen Museen antwortete er der Süddeutschen Zeitung: "Die erschreckende Nachlässigkeit dort hat mich nicht überrascht. Alles begann mit der Art und Weise, wie die Dinge in die Sammlungen kamen, dem Raub in Afrika, dem Gift, mit dem man Objekte behandelt hat. Was danach kam, setzte das nur fort. Direktoren von ethnologischen Museen wissen nicht nur oft nicht, wo die Dinge herkommen und was ihre Funktion und Bedeutung ist, sie wissen einfach nicht, was sie besitzen ... Als wir versucht haben, Benin-Bronzen für die Documenta 14 zu leihen, haben alle abgelehnt. Nur das Museum Fünf Kontinente in München hat uns geholfen, sie haben uns drei Bronzen geliehen." (Süddeutsche Zeitung, 11. Juli 2019).
Man darf jetzt nicht in erster Linie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museen für diese Zustände verantwortlich machen. Eine andere respektvolle Museumskultur und die tatsächliche Rückgabe der geraubten Kulturgüter müssen erkämpft werden.