Flüchtlinge

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„Eines der schrecklichsten Lager Europas"

Eine Korrespondentin aus Bihac, das in Bosnien Herzegowina an der Grenze zu Kroatien liegt, berichtet: „Es leben aktuell etwa 6000 bis 7000 Flüchtlinge in Bihac und etwa 4000 im Nahen Velika Kladuska.

Korrespondenz aus Bosnien-Herzegowina / Deutschland

Familien sind in Hotels untergebracht. Alleinstehende Männer und Jugendliche sind getrennt davon in zwei eigenen Lagern. Das vierte Lager ist neu, es heißt Vucjak. Es ist in einem sehr schlechten Zustand. Dort werden Männer ohne Legitimation oder gar keine Papiere untergebracht. Es sind jetzt glaube ich 1.000 dort.

 

Fast alle Kosten werden nur von den Städten getragen, das heißt: Es gibt kaum Geld. Die Bevölkerung ist zu großen Teilen solidarisch und hilft soweit sie kann, aber es gibt auch Spaltung und Hetze dagegen.“

 

Nachdem es verschiedene Proteste der Flüchtlinge gab, wurde Vucjak – auf einer Mülldeponie – errichtet. Dort werden sie alle zusammengepfercht unter verheerenden unmenschlichen Bedingungen was die Lage dramatisch zuspitzt. Der Österreicher Ayre Wachsmuth, der seit Jahren freiwillig in verschiedenen Flüchtlingslagern weltweit medizinische Versorgung anbietet, spricht gegenüber ORT.at „von einem der schrecklichsten Lager in Europa“. Besonders behandeln sie Verwundete, die beim Versuch die kroatische Grenze unerlaubt zu überqueren, in Kroatien dann Opfer von Polizeigewalt wurden.

 

Die Flüchtlinge berichten von geradezu „sadistischer Gewalt“ oft maskierter Polizisten. Ihre Habseligkeiten würden verbrannt, sie brutal geschlagen, das Geld abgenommen und ihre Handys würden zerstört. Diese Abschreckungswirkung wird von der kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic heruntergespielt. Sie gesteht die Polizeigewalt erstmals ein, hält diese aber offensichtlich für im Rahmen: „Natürlich ist etwas Gewalt nötig, wenn Ausweisungen vorgenommen werden“. Human Rights Watch klagt an, dass die Rückführung bzw. Grenzrückweisung ein Verstoß gegen internationales Recht ist.

 

All das vor den Toren der EU, die Bosnien-Herzegowina als potentiellen Beitrittskandidaten handelt, aber dem Drama herzlos zuschaut. 2016 hat das Land die EU-Mitgliedschaft beantragt.