Weltklimarat

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Zerstörung von Böden und Wäldern beschleunigt Übergang in die globale Umweltkatastrophe

Am Donnerstag, den 8. August, legte der Weltklimarat seinen Sonderbericht „Klimawandel und Landsysteme“ vor.

Von ako
Zerstörung von Böden und Wäldern beschleunigt Übergang in die globale Umweltkatastrophe
Extreme Dürren werden weltweit und auch in Europa zunehmen (Foto: CC Public Domain)

Der Weltklimarat wurde 1988 unter dem sperrigen Namen „Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen“ (englisch: Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) von den Vereinten Nationen und der Weltorganisation der Meteorologen ins Leben gerufen.

 

Sein neuer Sonderbericht untersucht besonders den Zusammenhang zwischen der zerstörerischen Landnutzung, ihrer übermäßigen Ausdehnung und dem Ausstoß klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre. Rodung der Wälder zur Herstellung von Tierfutter für die Fleischproduktion, Ausstoß von Treibhausgasen durch übermäßige Düngung, stark zunehmende Nutzung von Trinkwasser zur Bewässerung – das sind nur einige der Folgen des Raubbaus an den Ressourcen.

Alarmierender Befund

Die zusammengetragenen Daten sind alarmierend: Bereits heute hat die durchschnittliche Erwärmung der Lufttemperatur an der Erdoberfläche 1,53 Grad Celsius gegenüber dem Jahr 1850 erreicht. Das hat zu einer Verschiebung der Klimazonen in Richtung der Pole und in den Gebirgen nach oben geführt. Ein Faktor dafür ist, dass sich das Tempo der zerstörerischen Land- und Wassernutzung beschleunigt und einen historischen Höchststand erreicht hat.

 

Zahl, Dauer und Intensität von Hitzewellen sowie Dürren würden zunehmen. In vielen Regionen werden zudem häufiger extreme Regenfälle vorkommen. Der Weltklimarat sieht aber auch wachsende Gefahren für die Ernährungsgrundlage der Menschheit, weil "das Ausmaß und die Häufigkeit von Extremwetterereignissen, die die Lebensmittelproduktion beeinträchtigen, steigen wird".

Prognosen des Buchs "Katastrophenalarm! ..." bestätigt

Die Thematisierung dieser bedrohlichen Wechselwirkungen durch den Weltklimarat ist zweifellos verdienstvoll. Bereits 2014 hat Stefan Engel für die MLPD in seinem Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ nachgewiesen, dass der Raubbau an landwirtschaftlich nutzbaren Böden dramatische Ausmaße annimmt. Er schreibt: "Nach unterschiedlichen Angaben gehen jedes Jahr weltweit fünf bis zwölf Millionen Hektar Ackerboden verloren." (S. 154)

 

Stefan Engel untersuchte in dem Buch aber auch den Zusammenhang zum unnatürlichen Treibhauseffekt: "Methan trägt bisher etwa zu 15 bis 20 Prozent zum zusätzlichen Treibhauseffekt bei. Es stammt überwiegend aus der agrarindustriellen Landwirtschaft (Massentierproduktion,  Herstellung und Verbrauch von Dünger) sowie aus Mülldeponien, Klärwerken, Bergwerken, Erdgasleckagen und zunehmend aus auftauenden Permafrostböden." (S. 112/113)

 

In seinem Buch werden allerdings nicht nur diese Wechselwirkungen behandelt, sondern umfassend alle Wechselwirkungen zwischen neun Hauptfaktoren des Übergangs in die globale Umweltkatastrophe: der heraufziehenden Klimakatastrophe, der beschleunigten Vernichtung der Wälder, der Zerstörung der Ozonschicht, der deutlichen Zunahme regionaler Umweltkatastrophen, der drohenden Gefahr umkippender Weltmeere, der Zerstörung regionaler Ökosysteme und des Artensterbens, des rücksichtslosen Raubbaus an den Naturstoffen, der Vermüllung, Vergiftung und Verschmutzung sowie der unverantwortlichen Nutzung der Atomenergie.

 

In allen diesen Faktoren weist er die Hauptursache in den ökonomischen Gesetzmäßigkeiten des Imperialismus nach, der nur noch durch die Überausbeutung von Mensch und Natur seinen Maximalprofit erzielen kann. Ihre Wechselwirkung beschleunigt mittlerweile den Übergang zur globalen Umweltkatastrophe noch mehr als bisher angenommen (weitere Infos zu dem Buch).

Kapitalistische Hauptverursacher werden aus dem Visier genommen

In den Medien wurde der Bericht in den letzten Tagen ausführlich behandelt. In drastischen Bildern werden die Auswirkungen auf den Menschen gezeigt. Dabei werden allerdings die kapitalistischen Hauptverursacher aus dem Visier genommen. „Solange die Menschheit weiter wächst, sind Flächenverbrauch und Druck auf die Natur kaum vermeidbar“, mutmaßt etwa das ZDF und macht damit vor allem die Menschen in den ärmeren, neokolonial abhängigen Ländern verantwortlich.

 

In manchen Berichten wird zurecht der faschistische Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, angegriffen, der die Abholzung des Regenwaldes für Weideflächen und für die Sojaproduktion freigegeben hat. Doch nicht nur das neuimperialistische Brasilien – auch die alten imperialistischen Mächte profitieren von diesem Umweltverbrechen. Internationale Agrarmonopole, Groß- und Einzelhandelsmonopole in Europa und den USA sind ebenfalls an der Ausbeutung des Regenwaldes - in trauter Zusammenarbeit mit der Bolsonaro-Regierung - beteiligt.

Monopolpolitiker machen "Verbraucher" zum Sündenbock

Gerade die Handelsabkommen zwischen den imperialistischen Staaten bereiten der weiteren imperialistischen Ausbeutung den Weg. Doch bürgerliche Medien und Politik machen immer wieder „den Verbraucher“ als den Schuldigen aus. „Wer mit dem SUV durch die Stadt fährt und viel Sprit verbraucht, der muss dafür auch mehr zahlen“, meinte Bundesumweltministerin Svenja Schulze am 9. August im Deutschlandradio und verlor kein Wort über die Automonopole, die diese Kisten bauen und dann auch noch auf Kosten der Umwelt die Abgasprotokolle fälschen.

 

Doch die Bemühungen von Regierung und Medien, die Monopole aus der Schusslinie zu nehmen, werden in der Umweltbewegung zunehmend kritisch gesehen. Bei der Fridays-for-Future-Bewegung (FFF) steht der „System-Change“ gegenüber einem „Climate-Change“ - also der Systemwandel statt dem Klimawandel – hoch im Kurs.

Individuelle Verhaltensänderungen nicht aus Gesamtproblematik herauslösen

Zweifellos sind auch individuelle Verhaltensänderungen im Sinne des Umweltschutzes erforderlich - entscheidend ist, dass dies nicht aus der Gesamtproblematik herausgelöst wird und mit der Aufnahme des aktiven Widerstands gegen die Hauptverursacher im imperialistischen System einhergeht.

 

Bei ihrer Weltkonferenz in Lausanne (Schweiz) haben sich die versammelten Vertreter der Fridays-for-Future-Bewegung vorgenommen, weitere Menschen zu mobilisieren und anlässlich der nächsten UN-Klimakonferenz im September die Proteste weltweit zu intensivieren. Es gab darüberhinaus wichtige Diskussionen über die notwendige Radikalität der Bewegung und über Fragen einer gesellschaftsverändernden Perspektive.

MLPD begrüßt Klimastreiktag am 20. September

Für den 20. September ruft die FFF-Bewegung zum Klimastreik auf, weil an diesem Tag das neue, schön klingende „Klimakabinett“ der Bundesregierung über Maßnahmen für mehr Klimaschutz entscheiden will. Die MLPD unterstützt den Klimastreiktag. In einer aktuellen Pressemitteilung ruft sie zur aktiven Teilnahme auf:

 

„Die MLPD begrüßt den Aufruf der Fridays-for-Future-Bewegung und des ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske zu einen gemeinsamen Protesttag von Jugend- und Arbeiterbewegung am 20. September. 'Wenn sich die internationale Jugendumweltbewegung mit der Arbeiterbewegung verbindet, dann erwächst daraus eine wirkungsvolle und kampfstarke gesellschaftliche Kraft', so Lisa Gärtner, Jugendpolitische Sprecherin der MLPD.

 

'Unsere Betriebsgruppen arbeiten seit Jahren entsprechend der Leitlinie, den Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze mit dem Kampf um den Umweltschutz zu verbinden. Sie haben bereits begonnen, gewerkschaftliche und betriebliche Aktion zum und am 20. September zu fördern. Das können Pausenversammlungen oder auch Protestaktionen in der Arbeitszeit sein. Wir treten in der Gewerkschaft auch dafür ein, dass alle Gewerkschaften diesen Klimastreiktag zu ihrer Sache machen', so Lisa Gärtner, ehemalige Opel-Arbeiterin.

"Streiks der Arbeiterschaft sind scharfe Waffe im Umweltkampf"

'Streiks der Arbeiterschaft sind eine scharfe Waffe im Umweltkampf, weil sie direkt die Profite der Großkonzerne treffen, welche hauptverantwortlich sind für den beschleunigten Umschlag in die globale Umweltkatastrophe. Wir fordern auch deshalb nachdrücklich ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht', ergänzt Lisa Gärtner.

 

'Unsere Leitlinie ist dabei: für Arbeitsplätze und Umweltschutz. Die Lösung der sozialen und ökologischen Frage bilden eine Einheit. In diesem Sinne treten wir für die Abschaffung der Ausbeutung von Mensch und Natur im echten Sozialismus ein.'

ICOR1 tritt in allen Kontinenten dafür ein

'Der 20. September wird eine wichtige Bereicherung für die Jugendumweltbewegung sein, wenn Gewerkschafter sich an den Aktionen mit ihren Schildern, Forderungen, Fahnen und Rednern beteiligen und dabei gleichberechtigt zusammengearbeitet wird. Es wird auch dazu beitragen, dass die Industriearbeiter sich immer mehr ihre führende Rolle im Umweltkampf erobern werden', so Lisa Gärtner abschließend.

 

Und Monika Gärtner-Engel, die Internationalismus-Verantwortliche der MLPD, weist darauf hin: 'International werden wir zum 20. September in der revolutionären Weltorganisation ICOR mit ihren 57 Mitgliedsorganisationen auf allen Kontinenten dafür eintreten, dass dieser Klimastreiktag zu einer weltweiten Sache wird. Er muss ein wichtiger Baustein im Aufbau einer internationalen Widerstandsfront zur Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft werden.'“ (Hier die gesamte Pressemitteilung)