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Zugblockade: "Wenn ihr nicht zahlt, bleiben wir hier"

Seit Wochen liefern sich Bergleute in Kentucky einen Kampf mit dem Bergbaukonzern Blackjewel, der ihnen die Löhne schuldet. Anfang Juli meldete das Unternehmen Insolvenz an. Überall in Amerika werden zur Zeit Kohlebergwerke geschlossen. Das überführt Präsident Donald Trump der Lüge, der unter anderem Kohlebranche eine gute Zukunft versprochen hatte.

Von gp

1700 Arbeiter und Angestellte verlieren damit ihren Job. Blackjewel kontrolliert 24 Aktivkohlebergwerke sowie Verarbeitungs- und Aufbereitungsanlagen in Kentucky, Virginia und West Virginia und in Wyoming. Die Ankündigung kam für die Bergleute unvermittelt. Sie standen am 2. Juli plötzlich vor verschlossenen Werkstoren.

Konzern stellt den Arbeitern ungedeckte Schecks aus

Besonders hart hat es die Mehrheit der 1.100 Bergleute in den Appalachen (Kentucky) getroffen, denen der Konzern keine Löhne mehr zahlte bzw. ungedeckte Schecks ausstellte. Insgesamt schuldet das Unternehmen den Beschäftigten 11,8 Millionen US-Dollar an Löhnen und Steuern sowie 1,2 Millionen US-Dollar Zahlungen an die Rentenkasse. In Harlan County haben 300 Bergleute für  Blackjewel LLC gearbeitet. Die Bergleute in Harlan County können auf eine lange Geschichte von zum  Teil mit äußerster Härte geführten Arbeiterkämpfe zurückblicken.

Bergarbeiter geben nicht klein bei

Ein Bergarbeiter aus Cumberland  berichtet: „Ich habe jeden Tag zehn bis zwölf Stunden in der Hitze, Enge und Lärm im Stollen gearbeitet. Es gab Wochen, wo es dunkel war, als ich einfuhr und dunkel, als ich ausfuhr. Der Konzern schuldet mir vier Wochen Lohn für harte Knochenarbeit. Das sind gut 6.000 Dollar. Früher habe ich 1.200 bis 1.400 Dollar in der Woche verdient. Wir haben noch eine kleine Tochter. Jetzt bekomme ich 500 Dollar Arbeitslosengeld die Woche. Das ist hart für meine Familie. Davon muss ich den Kredit für das Haus und Raten für zwei Autos bezahlen, auf die man in der ländlichen Region angewiesen ist. Da bleibt nicht viel Geld für den Rest.“ Bergleute verdienen in den USA gut, fast das Dreifache des Durchschnittseinkommens eines US-Arbeiters. Außerhalb des Bergbaus gibt es in der Region so gut wie keine Industrie, keine neuen Arbeitsplätze.
 
Die Bergarbeiter in Cumberland wollen nicht klein beigeben. Als Ende Juli ein Zug mit 75 voll beladenen Waggons das Werk in Cumberland verlassen wollte, blockierten die Kumpel die Schienen. Die Kohle auf den Waggons ist mehrere Millionen US-Dollar wert. Die Kumpel stellten sich auf die Gleise, bauten neben den Schienen ein Zeltlager auf. Manche kommen von Zeit zu Zeit, andere schlafen in Zelten, um nicht überrascht zu werden. Der Zug ist Faustpfand für die ausstehenden Löhne. „No pay, we stay!“ steht auf einem Schild – wenn ihr nicht zahlt, bleiben wir hier.

Mangelnde Organisiertheit schwächt die Bergleute

Die Bergleute sind nicht gewerkschaftlich organisiert, weil sich die Gewerkschaft seit Jahren zurückgezogen hat. Eine Folge des Niedergangs der Kohleindustrie und des damit verbundenen massiven Arbeitsplatzabbau.s Das schwächt die kämpfenden Bergleute; diese Schwäche gilt es zu überwinden. Die Bergleute erfahren große Solidarität. Ausgeschiedene Bergleute unterstützen die kämpfenden Bergleute, die Bewohner bringen ihnen Essen, Kleidung, Getränke. Der Bürgermeister weigerte sich der Aufforderung von  Blackjewel LLC nachzukommen, die Gleise durch die Polizei räumen zu lassen – schließlich war sein Sohn auch bei  Blackjewel LLC beschäftigt.

Trump konnte zum Teil punkten

Die Insolvenz von Blackjewel LLC ist kein Einzelfall. Allein seit Mai 2019 haben drei Kohleunternehmen Insolvenz angemeldet. Die großartigen Versprechen von US-Präsident Donald Trump in seinem Wahlkampf den Stahl- und Bergarbeitern ihre Arbeitsplätze wieder zurückzubringen, zerplatzen wie Luftballons. Die Lockerung der Umweltauflagen hat zunächst wenige Tausende Arbeitsplätze geschaffen. Trump heftete die Öffnung einer Zeche an seine Brust. Dort gibt es allerdings nur 100 Arbeitsplätze und die Öffnung der Zeche war schon vor Trumps Regierungsantritt beschlossen.

 

Der Trend der massenhaften Vernichtung von Arbeitsplätzen im Kohlebergbau und bei den Kohlekraftwerken hält weiter an. Seit Trumps Wahl haben 51 Kohlekraftwerke geschlossen und acht Kohleunternehmen Konkurs angemeldet. Trump spielte im Wahlkampf den Vertreter der Arbeiter gegen das verhasste "politische Establishment". Er versprach, die Arbeitsplätze wieder zurückzubringen. Er hat damit unter den Bergarbeitern und ihren Familien Zustimmung gewinnen können. Die lag zum Teil bei 80 Prozent bei der Wahl. Trump setzte dabei auf die große Unzufriedenheit der Menschen in den Bergbauregionen.

 

Die Zahl der Bergleute im Kohlebergbau in den USA ist von 415.000 im Jahr 1950 auf heute noch unter 15.000 gesunken. In Bergbaustädten, wo einst 10.000 Menschen wohnten, sind es heute teilweise nur noch 200. All diesen Menschen versprach Trump, „die Kohle – und damit die Arbeitsplätze - wieder zurückzubringen.“ Man müsse nur die Umweltschutzauflagen der Obama-Regierung als angeblich entscheidende Ursache der Arbeitsplatzvernichtung wieder aufheben.

Nicht Umweltschutz, sondern Profitwirtschaft ist die Ursache

Doch nicht die Umweltschutzauflagen, sondern die kapitalistische Profitwirtschaft und ihre krisenhafte Entwicklung sind die Ursachen für den massiven Arbeitsplatzabbau. Das war zunächst der Umstieg von Kohle auf Öl und Gas, dann die Mechanisierung. Beschleunigt wurde das Ganze dann durch die von Trump massiv geförderte Erdgaserzeugung durch Fracking und nicht zuletzt durch den Übergang zu umweltzerstörenden Abbaumethoden wie Tagebau und das "Mountaintop Removal", das Wegsprengen von Berggipfeln. Trump wusste sehr wohl, dass er sein Versprechen, die Stromerzeugung wieder auf 100 Prozent Kohle zurückzuführen, nicht einhalten kann. 2008 lag der Kohle-Anteil am US-Strommix noch bei 48 Prozent. Er sank auf 27 Prozent im Jahr 2018 und soll nach Angaben des Energieministeriums auf 22 Prozent sinken. Das hat folgende Gründe: die Stromerzeugung durch Erdgas aus Fracking, Wind- und Solarenergie ist inzwischen billiger als aus Kohle, das heißt die Energiekonzerne können damit mehr Profite machen. Warum also sollten sie das Risiko in die Investition neuer Kohlekraftwerke als Ersatz für die meist 40 Jahre alten Kohlekraftwerke eingehen?

Bergleute müssen mit sozialer Demagogie fertig werden

Die Erfahrungen die jetzt die Bergleute in Cumberland und anderen Bergbauregionen machen, zeigen, dass nur der Weg des Kampfes den Bergleuten und Arbeitern Erfolg bringt. Dabei müssen sie mit der sozialen Demagogie von Trump und anderen Vertreter der Herrschenden fertig werden. Das unterstreicht die Bedeutung und Notwendigkeit auch i den USA eine starke marxistisch-leninistische Partei aufzubauen.  Die kämpfenden Bergleute in Harlan County brauchen jetzt die internationale Solidarität.

 

Die zu organisieren und die Kämpfe der Bergleute zu koordinieren ist Aufgabe der Internationalen Bergarbeiterkoordination (IMC), die 2013 in Peru gegründet worden ist. Ende November wird in Polen auf der Europakonferenz die Europakoordination der IMC gegründet. Das ist der Auftakt zur Gründung weiterer regionaler und kontinentaler Bergarbeiter-Koordinationen.

 

Die soziale Demagogie Trumps gleicht der der AfD. Mit dem Versprechen, das Anliegen der 200 durch die RAG  gekündigten Bergleute bei der EU-Kommission in Brüssel und im Düsseldorfer Landtag zum Thema zu machen und den Bergleuten dadurch zu helfen, hat sich als Lüge entpuppt. Es hatte nur ein Motiv: die Bergleute vom Kampf gegen die RAG abzuhalten und die MLPD zu bekämpfen. Diese Erfahrung ist für alle Arbeiter wichtig. Der Aufruf der Bergarbeiterbewegung „Kumpel für AUF“ zu einer Demonstration am 14.9. in Essen wird von vielen unterstützt. Auch Arbeiterinnen und Arbeiter aus anderen Branchen haben ihre Teilnahme zugesagt. „Kumpel für AUF“ hat auch mit einem Brief die FFF-Bewegung in NRW zur Teilnahme eingeladen. Dort wird sicher auch Gelegenheit sein, nicht nur den Bergleuten in den USA , sondern auch dem Generalstreik der Bergarbeiter in Peru solidarische Grüße zu schicken.