Berlin
Überwältigend große Umweltdemonstration in Berlin
Auf vielfachen Wunsch bringen wir die Demonstration zum Streik- und Protesttag der Arbeiter-, Jugend- und Umweltbewegung am 20. September in Berlin hier noch einmal. Es handelte sich dabei um die weltgrößte Demonstration zu diesem Ereignis.
Schon ab 11 Uhr, eine Stunde vor Beginn der Auftaktkundgebung des gemeinsamen Protest- und Streiktags, begann ein nicht endender Zustrom von jung und alt zum Brandenburger Tor.
Die Menge ging bis zur Friedrichstraße und auf der anderen Seite des Tors weit in den Tierpark hinein. Laut Veranstalterangaben haben sich schließlich 270.000 Menschen an der Demonstration beteiligt. Angemeldet waren zunächst 10.000. Davor und danach gab es in der Stadt weitere Protest- und Widerstandsaktionen gegen die umweltfeindliche Politik der Bundesregierung.
Auf der Auftaktkundgebung und Demonstration herrschte eine kämpferische, optimistische Stimmung. Es kam ein Stolz zum Ausdruck, Teil eines sich weltweit entwickelnden Widerstands gegen die Umweltzerstörung zu sein. Auch wenn das sogenannte „Klimapaket“ der GroKo noch nicht endgültig bekannt war, so waren die Erwartungen darin nicht groß.
Gewerkschaftsfahnen waren vor allem von der Eisenbahnergewerkschaft und von ver.di zu sehen. Auffällig war eine selbständige Initiative von Siemens-Kolleginnen und -Kollegen der Turbinenfabrik mit ihrem Transparent: „Jobs und Klima-Schutz passt prima! - 100 Prozent Erneuerbare durchsetzen!“ Ansonsten beteiligten sich nicht so viele Metaller.
Die MLPD war mit ihren Transparenten und Fahnen ebenfalls deutlich sichtbar. Das Buch “Katastrophenalarm!“ wurde verkauft, massenhaft wurde der neue MLPD-Flyer verteilt. Der Versuch einzelner „Orgas“ die Verteilung und das Zeigen der Fahnen zu unterbinden, scheiterte von Beginn an. Der Einsatz der MLPD hatte auch neue Elemente: ein Lastenfahrrad mit einer guten Lautsprecheranlage und einen „roten“ Eisbären mit REBELL-Plakat „One Solution – Revolution!“ der immer wieder fotografiert wurde.
Das offene Mikrophon wurde gerne von Jugendlichen für Rufparolen genutzt, um zu sagen, warum sie an der Demo teilnehmen. Es kam zu einem lebendigen Streitgespräch zwischen einer jungen Frau und dem Moderator: Sie meinte, wir sind alle Schuld an der Umweltzerstörung, man kann keinen beim Namen nennen und man darf niemanden zwingen sich zu ändern, man muss immer nur überzeugen. Ihr wurde entgegnet: die Schuldigen in den Konzernetagen muss man beim Namen nennen, diese kann man nicht überzeugen, man muss sie bekämpfen. Das Gespräch brachte sehr lebendig ein Hauptthema der Gespräche zum Ausdruck: Setzt man auf eine Lösung innerhalb des kapitalistischen Systems oder auf eine revolutionäre gesellschaftliche Veränderung im Sozialismus?
Viele Beiträge zu Fragen des aktuellen Kampfes um die Denkweise stießen auf Zustimmung: die Ablehnung des kapitalistischen Wirtschaftssystems, die Ablehnung der Propaganda des individuellen Konsums als Hauptproblem und der Abwälzung der Kosten der Umweltkrise auf die Massen.