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Wichtiger Klärungsprozess über die Zukunft der Bewegung ist voll im Gange

Der Wille zur Rettung der Umwelt wächst: über 600 Menschen waren gestern, 20. September, in Gelsenkirchen auf der Straße: Kinder, Jugendliche, Arbeiterinnen und Arbeiter, Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter – ein wichtiger Klärungsprozess über die Zukunft der Bewegung ist voll im Gange.

Korrespondenz
Wichtiger Klärungsprozess über die Zukunft der Bewegung ist voll im Gange
Große Bandbreite auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen. Am Mikrofon: Lisa Gärtner, Jugendpolitische Sprecherin der MLPD (rf-foto)

Auch in Gelsenkirchen fand am 20. September ein erfolgreicher Aktionstag mit insgesamt 500 bis 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Hunderte Schülerinnen und Schüler beteiligten sich mit einfallsreichen Plakaten und der festen Überzeugung, dass die Umwelt unbedingt gerettet werden muss. Vor allem von einer Berufsschule nahmen größere Gruppen das erste Mal teil. Aber auch Elfjährige berichteten stolz, wie sie sich gegen Lehrer widersetzten und eine Fünf-Minute- Pause nutzten, sich schnell von der Schule zu entfernen und mit ihren selbstgemalten Plakaten auf zur Demo zu machen.

 

Die FFF-Gruppe, die in Gelsenkirchen vom Jugendverband REBELL initiiert wurde, meldete bereits im August eine Aktion zum 20. September, auf 14 Uhr, an. An einer Reihe Schulen wurde ebenso mobilisiert, wie auch in Betrieben und Gewerkschaften. Ausgehend von den „Parents for Future“, bei denen sich mittlerweile herausstellte, dass deren Wortführer gar keine Eltern, sondern kinderlose antikommunistische Strippenzieher sind, wurde dann eine zweite Aktion angemeldet, zu der dann die altbekannte Losung galt „Keine Kapitalismuskritik, keine Fahnen“.

 

Bei den Orga-Teams gab es zunächst durchaus das Ansinnen zusammenzuarbeiten - trotz bestehender Widersprüche, und das der Öffentlichkeit mit einer gemeinsamen Pressemitteilung auch mitzuteilen. Das wurde jedoch in letzter Minute durch das antikommunistische Spaltungsmanöver von Leonie Wagner - angestellt bei der DGB-Jugend - verhindert. Sie maßte sich an, für sämtliche Gewerkschaftmitglieder Gelsenkirchens zu behaupten, dass wenn die MLPD sich an der FFF-Demo beteilige, die Gewerkschaften nicht mitmachen würden. Das sei „wie eine Solidaritätserklärung an die MLPD.“ Wohlgemerkt hatte sich die DGB-Jugend noch an keiner einzigen FFF-Aktion in Gelsenkirchen beteiligt! Aber jetzt kommenm seinen Führungsanspruch anmelden, und bestimmen wer auftreten darf und wer nicht! Dadurch knickte ein Teil des Orga-Teams ein und die Spaltung wurde betrieben.

 

In einer konzertierten Aktion mit WAZ, Stadtspiegel, Lokalradio REL, WDR wurden dann Schülerinnen und Schüler auch ausgehend von den Schulen auf deren Aktion umgelenkt. Daran nahmen etwa 350 Leute teil. Darunter auch eine Delegation von MLPD und REBELL. Auch ver.di und die evangelische Kirchengemeinde hatten ihre Fahnen mitgebracht. Plötzlich kündigte der Moderator einen Redebeitrag der Linkspartei mit den wahrheitswidrigen Worten an, dass ja eigentlich keine Parteien zugelassen seien, aber jetzt die Linkspartei spräche, denn sie hätten sich als einzige Partei an sie gewandt. Vertreterinnen und Vertreter der MLPD-Umweltgruppe und des Jugendverbands REBELL gingen daraufhin gleich zu den Moderatoren und forderten Richtigstellung und gleiches Recht. Entgegen den Standpunkten der sogenannten „Parents“ stimmten die Moderatoren dem zu, wobei die Vertreterin der MLPD als „Privatperson aktiv in der MLPD“ aber nicht „für die MLPD“ sprechen solle. Wohl gemerkt: Vor ihr sprach nochmal ein Vertreter der Linkspartei offiziell…

 

Der Redebeitrag der MLPD wurde mit Zwischenapplaus von den Demonstrantinnen und Demonstranten gewürdigt, besonders als sie die Breite und die Vielfalt der Bewegung hervorhob, auf die notwendige Kapitalismuskritik als Teil der Bewegung abhob und dass deshalb zu Überparteilichkeit der Bewegung selbstverständlich auch die MLPD und der REBELL gehören müssen. Im Hintergrund rief ein „Parent“ wuterbost den Moderatoren zu „Ihr solltet ihr doch das Mikrofon abdrehen“. Dieser antikommunistischen Hetze wurde aber nicht Folge geleistet. Durch die Auseinandersetzung der letzten Monate war bei der Masse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Bewusstsein über die Überparteilichkeit gewachsen und der angebliche „Konsens gegen die MLPD“ entlarvte sich abermals als Minderheitenposition. Die klaren politischen Worte stießen umso mehr auf Zustimmung, als die Aktion sich darüber hinaus weitgehend auf persönliche Verhaltensänderungen, ein „grüneres Gelsenkirchen“ mit Blumenpflanz-Aktion und ähnliches beschränkte. Das neue Regierungsprogramm war fast kein Thema.

 

Dieser politische Charakter der Bewegung kam bei der anschließenden Aktion, um 14 Uhr, mit 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Tragen. Es moderierten Celina Jacobs vom REBELL und Jan Specht, der neue Stadtverordnete des überparteilichen Kommunalwahlbündnisses AUF. Bei einem offenen Mikrofon kamen viele Schülerinnen und Schüler sowie Arbeiterinnen, Arbeiter, Parents und Grandmas (diesmal ohne Fake) zu Wort. Die umweltverbrecherischen in Gelsenkirchen ansässigen Monopole wurden ebenso in die Schusslinie genommen wie die Regierung. Jan Specht verwahrte sich gegen eine im Radio getätigte Aussage: „Wir sind keine Begleitmusik zum Regierungsprogramm, wir geben selbst den Ton an, hier spielt die Musik!“

 

Kinder der ROTFÜCHSE brachten Schilder und hielten eine Rede gegen Müll im Meer. Bergleute liefen in Arbeitskluft gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern an der Spitze der Demonstration und forderten: Der Kampf um Arbeitsplätze und Umweltschutz gehört zusammen. Viele der Schülerinnen und Schüler waren das erste Mal auf einer Demonstration und hielten stolz das erste Mal Redebeiträge am Mikrofon. Es kamen Mitglieder von ver.di, IG Metall, IGBCE, GEW, der Umweltgewerkschaft, des REBELL, der MLPD... Die Rettung der Umwelt und damit auch der Zukunft der Menschheit geht alle an, ob alt oder jung, und gerade die Arbeiterinnen und Arbeiter bilden dafür die entscheidende Kraft. Passanten, Rentnerinnen und Rentner, Schülerinnen und Schüler, junge Mütter beteiligten sich spontan. Mit einer äußerst lebendigen Demonstration zogen dann rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Redebeiträgen, Parolen und Liedern durch die Innenstadt.

 

Die Spaltung der Bewegung ist noch nicht überwunden, es wurden aber für die Zukunft wichtige Grundlagen zur Klärung gelegt – und neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewonnen!

Das nächste Vorbereitungstreffen ist am Donnerstag, den 26. September, um 18.30 Uhr, im Jugendzentrum Ché, An der Rennbahn 2, 45899 Gelsenkirchen.