Waren an der Müritz

Waren an der Müritz

Jugend interessiert sich für Sozialismus

„Ich bin so froh, dass ich die Demo hier gefunden habe“, sagte mir eine Frau, die als Touristin bei der Fridays-for-Future-Demo (FFF) in Waren dabei war.

Korrespondenz

Zuhause war sie immer bei FFF-Aktivitäten, und das musste auch im Urlaub sein. Die Demo war super: 500 Leute, überwiegend Jugendliche, aber auch „Parents for Future“, Lehrerinnen, Lehrer und Touristen. Davon gibt es viele in der wunderschönen Gegend. Wir haben uns über die vielen phantasievollen selbst gemalten Schilder gefreut.

 

Unsere Gruppe aus MLPD-Genossinnen und -Genossen, Freundinnen und Freunden wurde direkt von einem „Org-Komitee“ damit empfangen, dass wir unsere Fahnen und Flugblätter wieder einpacken sollten. Teilweise mit richtig aggressiven Tönen („Eure Sch...Partei...“), über die sich viele der Umstehenden wunderten. Wir argumentierten offensiv gegen diesen Antikommunismus – wer „System Change“ als Losung unterstützt, kann ja nicht ausgerechnet Kommunisten, die für diese notwendige Schlussfolgerung eintreten, von einer Demo ausschließen wollen! Irgendwann haben diese Leute es dann aufgegeben und wir konnten viele interessante Gespräche führen, unsere Flugblätter verteilen, die Fahnen und Schilder tragen und unsere Literatur verkaufen.

 

Ich habe noch selten ein so geballtes Interesse am Sozialismus - gerade unter Jugendlichen - erlebt. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern fiel mir auf wegen ihres Schilds „Kreuzfahrtschriffe versenken“. Das war überhaupt ein Thema dort. Erstmal fingen sie an, mit ein bisschen Stalin-Stichelei: „Den findet ihr ja so toll, der hat ja auch nur 6 Millionen auf dem Gewissen“. Sie wurden dann aber hellhörig, als ich sie mal nach den Quellen ihres „Wissens“ fragte und darauf hinwies, dass diese Hetze von den Hitler-Faschisten entwickelt und seither von der bürgerlichen Propaganda weitergesponnen wurde. Wortführer des modernen Antikommunismus ist heute die Propagandazentrale „Verfassungsschutz“. Der hat bei den Jugendlichen keinen guten Ruf, das merkte man gleich.

 

Und dann kamen viele ernsthafte Fragen: Was verstehen wir unter „System Change“ und was ist, wenn wir Sozialismus meinen, der Unterschied zur DDR? Wie kann das erreicht werden? Wie stellen wir uns die Organisation der Wirtschaft im Sozialismus vor? Wie soll das mit der Planwirtschaft laufen? Ist Planwirtschaft überhaupt richtig? Und wird das im Sozialismus mit der Umweltpolitik anders laufen als hier? Warum? Können wir das garantieren? Und so weiter. Ich habe den Jugendlichen dann Parteiprogramme verkauft und sie eingeladen zur nächsten Gesprächsrunde. Bin gespannt, ob sie kommen.