Braunschweig

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Kämpferische Stimmung gegen steigende Arbeitshetze bei VW-Betriebsversammlung

In der gut gefüllten Halle fand am 25. September die dritte Betriebsversammlung des Jahres statt.

Korrespondenz
Kämpferische Stimmung gegen steigende Arbeitshetze bei VW-Betriebsversammlung
(screenshot: Internationalistische Liste / MLPD)

Auffallend war, dass weder der Betriebsratsvorsitzende Uwe Fritsch, noch der Werkleiter Werner Gose es schafften, eine positive Stimmung zu erzeugen. Und das, obwohl das Werk den Zuschlag für den gesamten Unterbau des Elektroautos ID.3 bekommen hat.

Fünf Redebeiträge brachten Stimmung in der Belegschaft zum Ausdruck

Insgesamt fünf Redebeiträge in der freien Aussprache brachten die Stimmung in der Belegschaft zum Ausdruck und wurden mit reichlich Applaus belohnt. Sie richteten sich gegen die gesteigerte Arbeitshetze, die Jagd auf Kranke, gegen den geplanten AfD-Parteitag in Braunschweig, gegen die Spaltung in verschiedene Tarifverträge, für höhere Löhne und besseren Gesundheitsschutz.

 

Auch die Forderung nach einem politischen Streikrecht wurde mit Blick auf die dramatische Entwicklung der Umweltkrise aufgeworfen. Die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) hat im Zuge der Fridays-for-Future-Proteste (FFF) begonnen, sich gegen das Atommüllendlager Schacht Konrad zu engagieren.

 

Zum Hintergrund: Seit 2017 ist die PKW–Produktion in Deutschland rückläufig, der Autoabsatz geht seit Jahresbeginn zurück. Bisher hat VW auf betriebsbedingte Kündigungen - im VW-Sprech auch "Beschäftigungssicherung" genannt - verzichtet. Das ging nur auf, weil bei ständiger Rationalisierung gleichzeitig die Absatzzahlen gestiegen sind. Damit ist klar, dass sich der Gegenwind in Zukunft noch verstärkt.

VW verschärft den Druck

Und VW verschärft den Druck bereits seit Monaten. Damit nutzen sie die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, um die Arbeitsproduktivität hochzutreiben. Arbeitsplätze werden ersatzlos gestrichen, Kolleginnen und Kollegen bürokratisch versetzt, Abmahnungen wegen Kinkerlitzchen ausgesprochen und Kranke verfolgt.

 

An die unerträgliche Hitze im Sommer werden wir uns dagegen laut Werksleitung gewöhnen müssen, weil eine Klimatisierung zu teuer ist. Auch auf den Hinweis der massiven Unterdeckung an Personal kam nur, dass „es nicht darum ginge, schneller zu laufen, sondern mit weniger Personal“. Bei solchen Ansagen helfen auch scheinbar tolle Produktzusagen nicht, um die Laune zu heben. Ganz im Gegenteil: Es hat sich eine Kritik gefestigt, die die ganze Hetze für immer höhere Profite grundsätzlich ablehnt und stattdessen fordert, dass der technische Fortschritt den Menschen zu Gute kommt.

Für Arbeitsplätze und Umweltschutz

Völlig berechtigt kritisierte Uwe Fritsch die Verleugner der Umweltkrise in der Art, dass der Klimawandel keine Meinung sondern ein Fakt ist. Gleichzeitig dürfe man aber nicht nur das Auto zum Sündenbock machen und Arbeitsplätze gegen Umweltschutz ausspielen.

 

Richtig, wir brauchen Arbeitsplätze und Umweltschutz. Aber das können wir nur gegen die Profitinteressen der großen Konzerne durchsetzen und nicht, indem wir sie als Hauptverursacher aus der Schusslinie nehmen.

Individuelle Nabelschau löst die Probleme aber nicht

Während die Kolleginnen und Kollegen immer stärker die Sorge um unsere Umwelt umtreibt, orientiert der Werksleiter darauf, dass jeder erst mal bei sich anfangen sollte. Verständlich, wenn man selber im Boot der Hauptverursacher der drohenden Umweltkatastrophe sitzt.

 

Eine individuelle Nabelschau löst die Probleme aber nicht. Die Umweltfrage ist im Kapitalismus nicht lösbar, weil sich grundsätzlich etwas an der Art ändern muss, wie und was produziert wird. Aus der Argumentation unseres Werksleiters spricht wohl die Angst vor genau dieser Diskussion.