Wolfsburg

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Werksleitung versteckt sich hinter Riesenshow

Viele Kolleginnen und Kollegen im VW-Werk Wolfsburg hielten es nicht aus, was uns am 25. September auf der Betriebsversammlung von der Werksleitung vorgeführt wurde.

Korrespondenz aus Wolfsburg

Sie gingen aus Protest. Einige kamen zur Aussprache wieder.

Versetzungen übers Wochenende

Die Arbeitsplatzvernichtung im Werk wird schleichend durchgeführt, verbunden mit einer ständigen Hinhaltetaktik … Rationalisierungsmaßnahmen werden oft in Windeseile entschieden und umgesetzt. Noch vor den ersten praktischen Tests sind die Arbeitsplätze auch schon abgebaut und die Kolleginnen und Kollegen in andere Hallen versetzt. Die Versetzungen passieren oft von Freitag auf Montag, sodass man sich noch nicht einmal ordentlich voneinander verabschieden kann.

 

Die Arbeitsverdichtung und das „Ausdünnen“ des Personals an Haupt- und Nebenlinien ist die Folge der Zustimmung zum „Zukunftsvertrag“ und der so genannten „RoadMap“. Schließtage werden kurzfristig bekanntgegeben, sie sind kaum planbar für viele Kolleginnen, Kollegen und ihre Familien. Es wächst der Unmut.

 

Nachdem 200 Beschwerdemails am Tag beim Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh ankamen, wurde am 25. August eine außerordentliche Großbereichssitzung aller Vertrauensleute einberufen, auf der er sich für sein Co-Management rechtfertigte. So agierte er auch auf der Betriebsversammlung – voll des Lobes für den Vorstand und für das neue Elektroauto ID3 und voll überzeugt davon, dass die Anklagen der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen Vorstandsmitglieder von VW nicht richtig seien.

Betriebsratsvorsitzender Bernd Osterloh beschimpft Fridays-for-Future-Aktivistinnen und -Aktivisten

Seine Wut galt nicht etwa den VW-Managern mit ihren Angriffen auf die Beschäftigten und dem Dieselbetrug, sondern den Jugendlichen von FFF, die „16-jährigen Jugendliche, die gerade von der Schulbank kommen und sich wie Schlaumeier aufführen – selbsternannte Umweltschützer und Öko- Populisten …“

 

Ministerpräsident Stefan Weil (SPD) wollte uns mit den Betrügern und Umweltverbrechern im Management in ein Boot setzen: „Erst werdet ihr als Betrüger abgestempelt, jetzt als Klimasünder." Dann wurde die komplette Roadshow von der IAA mit Licht, Video und Ton der Belegschaft vorgeführt.

Klartext

In der Aussprache wurde Klartext geredet. Vor allem wurde der Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kritisiert, die wachsende Arbeitsverdichtung und der Personalmangel. Am schlimmsten an der Montagelinie in der Halle 12, die angeblich laut Werksleiter „unproduktivste Linie“. Dort fehlen aber 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der IG-Metall-Sprecher der Halle forderte genauso wie ein anderer kämpferischer Redebeitrag sofort Neueinstellungen und den Kampf gegen diesen Personalabbau.

 

Applaus gab es auch für einen kämpferischen Redebeitrag, der die Jugendlichen von FFF verteidigte und gerade ihre Kapitalismuskritik hervorhob. Gleichzeitig wurde die verlogene Taktik kritisiert, dass die Bundesregierung jetzt in ihrem „Klimapaket“ alle Kosten der dürftigen Umweltmaßnahmen auf die Autofahrer und Steuerzahler abwälzen will. Gleichzeitig werden 54 Milliarden Euro Investitionen an die Industrie vergeben.

 

Wir diskutieren, dass die Betriebsversammlung unsere Versammlung werden muss - statt einer Propaganda-Bühne für den Vorstand.