"Tagesspiegel"-Interview

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Stefan Engel: „MLPD in einigen Regionen präsenteste Partei“

Georg Ismar, seit April 2019 Leiter der Hauptstadtredaktion des "Tagesspiegel" und verantwortlich für die innenpolitische Berichterstattung, begleitet den Wahlkampf in Thüringen journalistisch.

Artikel im Berliner "Tagesspiegel"

Rote Fahne News dokumentiert einen Auszug aus seinem aktuellen Artikel:

 

"... Zumindest von den Plakaten her ist die MLPD in einigen Regionen die präsenteste Partei. 'Thüringen ist wichtig, es ist das schwächste Glied in der Kette der bürgerlichen Parteien', sagt Stefan Engel (65), früher MLPD-Chef und einer der drei Spitzenkandidaten. 'Die Unzufriedenheit ist groß. Wir wollen direkt ran an die Konfrontation mit den Faschisten, wie Björn Höcke. Die Linkspartei versagt da im antifaschistischen Kampf.'

 

400, 500 Leute engagierten sich für die MLPD, es gibt rund 30 Direktkandidaten. 'Mein Schwerpunkt ist die Basisarbeit im früheren Kali-Bergbaugebiet', sagt Engel. Und das Wahlziel? 'Wir wollen in den Prozentbereich. Fünf Prozent ist natürlich ohne Medien, Fernsehen, Radio und die großen Zeitungen schwer.' Aber mehr als ein Prozent wäre schon nicht schlecht, meint er. 'Dann wird man als relevante Partei wahrgenommen.' Aber Hauptziel sei erst mal der Aufbau der Partei in Thüringen, mehr Mitglieder, 'den antifaschistischen Kampf stärken' ...

 

'Die demokratischen Rechte und Freiheiten des Grundgesetzes verteidigen wir, aber unsere grundsätzliche Kritik daran ist, dass das Eigentum geschützt wird, das Monopole geschaffen werden, die eine Herrschaft ausüben, das sieht man doch am VW-Skandal', kritisiert MLPD- Spitzenkandidat Engel. 'Wenn ich ein Kaugummi-Papier aus dem Fenster schmeiße, muss ich 40 Euro zahlen. Wer 20 Millionen manipulierte Autos verkauft, wird noch nicht einmal zur Rechenschaft gezogen. Für uns ist das eine Diktatur der Monopole.'

 

Auch das Asylrecht werde immer mehr ausgehöhlt. Ja, man sei für das Recht auf Flucht - gerade in Thüringen kämen solche Botschaften überraschend. 'Wir können die Leute doch nicht im Meer ersaufen lassen. Das ist unvereinbar mit dem Anspruch der EU', sagt Engel. Es gehe um ein Asylrecht auf antifaschistischer Grundlage. 'Wir sind dagegen, dass Leute hier Unterschlupf bekommen, die Faschisten sind, wie die IS-Kämpfer.'

 

Aktuell ist ein Schwerpunkt der Protest an der Seite von Kurden gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien - die Kurdistansolidarität ist eine Konstante. Engel berichtet, es gebe eine Vernetzung mit 58 revolutionären Organisationen auf fünf Kontinenten. Er selbst konzentriere sich heute verstärkt auf die theoretische Arbeit. 'Wir übertragen Marx und Lenin in die heutige Zeit - wir müssen zum Beispiel auch dagegen kämpfen, die Einheit von Mensch und Natur zu zerstören.' Folgerichtig lautet ein Wahlkampfslogan auch: 'Rettet den Thüringer Wald'"-