Erfurt
12. Frauenpolitische Ratschlag startet mit einer außergewöhnlichen Bandbreite von Teilnehmerinnen und Grüßen
Im Namen des Kämpferischen Frauenrats begrüßte Anne Wilhelm im vollbesetzten Saal der Alten Parteischule in Erfurt Frauen und Teilnehmer aus aller Welt: aus Bangladesch, Botswana, Nepal, Afghanistan, Bolivien, Peru, Chile, Niederlande, Marokko, Tunesien, Togo, Spanien, Türkei, Bosnien-Herzegowina, Russland, Schweden, Südkorea, Kamerun, Argentinien, Kurdistan, Iran.
Auf vehementen Protest stieß die Mitteilung, dass zwei Kurdinnen kein Visum bekommen haben, und dass Frauen aus Indien, Togo und Kamerun die Ausreise verweigert wurde.
Nächste Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Tunesien!
Unter großem Jubel gaben Susanne Bader und Halinka Augustin, die Europakoordinatorinnen der Weltfrauenkonferenz, bekannt, dass die nächste Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen im September 2021 in Tunesien stattfinden wird.
Es folgten Grußworte von einer einmaligen Bandbreite, darunter von führenden Repräsentantinnen der beiden größten Gewerkschaften in Deutschland, von Vertreterinnen thüringischer Städte sowie eines Ministeriums und anderen. Darin kommt das große Bedürfnis und das wachsende Bewusstsein darüber zum Ausdruck, wie notwendig und wichtig ein solch breiter überparteilicher Zusammenschluss in Zeiten der Rechtsentwicklung der Regierungen und der bürgerlichen Parteien ist.
Projekt zum Schutz von Flüchtlingsmädchen
Zuerst sprach Katrin Christ-Eisenwinder, Beauftrage für die Gleichstellung von Frau und Mann vom thüringischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie. Sie berichtete, dass in der Frage der Gleichstellung schon einiges erreicht wurde. Aber die Umsetzung der Gleichstellung gleiche „dem Ritt auf einer Schnecke“. Stolz sei sie auf zwei Projekte: Seit März 2019 gebe es eine Dolmetscherinnen-Flatrate für 54 Sprachen, auf die Frauenhäuser und andere Einrichtungen zurück greifen können. Und ein Projekt zum Schutz von Flüchtlingsmädchen, die aus Ländern kommen, in denen sie von Geschlechtsverstümmelung bedroht sind.
... wünscht dem Ratschlag Mut, Engagement und Enthusiasmus
Uta Reber von der Landesarbeitsgemeinschaft Brennessel e.V. und Beatrice Osdrowski vom Frauenzentrum Towanda berichteten von ihrer Arbeit in der ehemaligen DDR und heute: es sind immer noch dieselben Fragen, die Frauen bewegen - wie häusliche Gewalt, Bildung usw.
Undine Zachelot vom ver.di-Frauenrat Thüringen bezeichnete es als Katastrophe, dass so wenig Frauen im Landtag sind. Sie wünschte dem Ratschlag Mut, Engagement und Enthusiasmus.
Stefanie Nutzenberger vom ver.di-Bundesvorstand begrüßte, dass der Ratschlag in Thüringen stattfindet. „Das ist genau der richtige Ort, um gegen Faschisten wie Björn Höcke von der AfD Flagge zu zeigen.“ Die AfD hat sich hier viel zu breit gemacht. „Nie wieder Faschismus!“
Gabi Fechtner spricht für die MLPD als Teil des revolutionären Lagers
"Ich freue mich, mit der MLPD einen Teil des revolutionären Lagers vertreten zu können, weil wir meinen, dass der immer lauter werdende Ruf nach Überwindung des Kapitalismus auch eine sozialistische Antwort braucht ... Wir müssen sehr ernst nehmen, wie viele Regierungen der Welt und auch Parteien in allen Ländern der Welt massiv nach rechts gehen. Wir sehen, dass faschistoide Präsidenten an die Macht kommen. Wir sehen, dass überall diese rechten Regierungen Frauenrechte abbauen, die schon errungen waren. … Es gibt bereits sehr viele Kämpfe der Frauen dagegen, ob es die Massenfrauenbewegung gegen Präsident Trump in den USA ist, ob es die YPJ-Frauen in Rojava sind, oder die Frauen in Lateinamerika, die sagen 'ni una mas', keine einzige darf mehr Opfer von Gewalt an Frauen werden. Man könnte diese Liste lange fortsetzen.
Aber wir müssen auch sagen, dass das noch nicht ausreicht. Wir müssen diese Situation sehr ernst nehmen. Wir müssen heute von einer faschistischen Gefahr sprechen. Auch hier ist die Frage, welche Kräfte sich durchsetzen werden. Wir haben auch hier immer mehr Politiker, die für eine Faschisierung des Staatsapparats stehen, für massive Unterdrückung von Frauen, die dafür stehen, eine faschistoide Regierungsmethode durchzusetzen. Deshalb hat dieser Ratschlag – weil Frauen immer Vorreiterinnen gesellschaftlicher Entwicklungen sind, auch einen Auftrag, voranzukommen, wie wir den überparteilichen Kampf gegen diese faschistische Gefahr verstärken und im Widerstand dagegen noch besser werden können.
Das muss auch ein Kampf gegen den Antikommunismus sein ... Wenn wir sagen Kampf gegen die Rechtsentwicklung der Regierungen, dann müssen wir auch diesen Antikommunismus überwinden, der wie ein Gift in die Bewegungen wirkt, den Zusammenhalt zerstört und auflöst. Auch das gehört zu diesem Ratschlag dazu. Vorhin sagte eine Rednerin, dass der Widerstand bunt sein muss. Ich sage, zu bunt gehört auch rot und knallrot dazu!"
Hier steht das Grußwort von Gabi Fechtner in voller Länge zur Verfügung
Grüße aus vielen gesellschaftlichen Bereichen - von "Religion bis Revolution"
Dann folgten schriftliche Grußworte von der Gleichstellungsbeauftragtn aus Erfurt, Birgit Adamek. Von der Gleichstellungsbeauftragten Lilia Uslowa aus Gera. Von Lisa Kötter von Maria 2.0 aus Münster. Von Schwester Lea Ackermann vom Frauennetzwerk Solwodi. Von der Kapitänin Carola Rackete, die auch Umweltkämpferin ist. Von Nadja von Heiden, Vertreterin des Flüchtlingsrats Thüringen. Von Elke Hannack, der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden. Von Christiane Benner, der 2. IG Metall-Vorsitzenden. Von Ulrike Müller, Schriftstellerin und Autorin des Buchs über die Bauhausfrauen. Von Rosmarie Buchner von der ÖDP.
Frauen verbinden Welten
Zum Schluss des Erföffnungsplenums füllte sich die Bühne mit allen Teilnehmerinnen aus dem Ausland. Gemeinsam wurde aus voller Kehle das Lied „Frauen verbinden Welten“ gesungen. Hoch die Internationale Solidarität!