U18-Wahl
Jugend: Großteils umweltbewusst, links und regierungskritisch
Im Herzen von Pößneck gab es nach Schulende für Kinder und Jugendliche die U18-Wahl.
89 Mädchen und Jungen beteiligten sich innerhalb von zwei Stunden an der U18-Wahl in Pößneck. Die Wahlkabine stand mitten in der Fußgängerzone. Zeitweise wartete eine lange Schlange, um ein Kreuz zu machen. Nicht einfach, denn 19 Parteien standen auf dem Simmzettel.
Es gab bemerkenswerte Ergebnisse. Zum einen bestätigten die Kinder und Jugendlichen ihre Selbständigkeit. Viele wählten Parteien, die bei den älteren Wahlberechtigten nur unter "ferner liefen" gezählt werden: Während die Ostthüringer Zeitung (OTZ) laut Umfrage den "Sonstigen" am Vortag nur 2 Prozent zugerechnet hatte, entschieden sich hier 30,9 Prozent der Jugendlichen für Nicht-Berlin-Parteien! Ferner spiegelt sich auch deutlich das Umweltbewusstsein wider: Grüne, ÖDP und Tierschutzpartei erhielten zusammen 26,4 Prozent. Und die 14,9 Prozent für die Grünen waren mehr Anteile als bei den Erwachsenen, die hier laut Umfrage der OTZ nur von 8 Prozent gewählt werden.
Während im Thüringer Durchschnitt 24 Prozent AfD wählen würden, waren es bei den Kindern nur 14,9 Prozent. Auch die Linkspartei musste Federn lassen. Sie war zwar mit 16,1 Prozent stärkste Partei, aber bei den Älteren würde sie gegenwärtig 28 Prozent erhalten. Dafür errang die, in Pößneck gerade unter Jugendlichen bekannte, revolutionäre Internationalistische Liste / MLPD mit 10,3 Prozent einen Achtungserfolg. Zusammen mit der Linkspartei waren die linken Wähler mit 26,4 Prozent unter den Jugendlichen genauso stark wie die umweltbewussten Kids. Warnend war allerdings das Ergebnis für die NPD. Sie erhielt 2,3 Prozent.
Daran war vor allem bemerkenswert, dass sich während der Wahl direkt vor der Wahlkabine bis zu zehn Angehörige der "Neuen Hitlerjugend" versammelten, die ihre jüngeren Mitglieder zur Wahl schickten. In aller Öffentlichkeit versammelten sie sich, klopften ihre faschistischen Sprüche, - obwohl sie sich nach Auskunft der Polizei längst aufgelöst haben sollen. Das "Wehret den Anfängen!" gilt eindringlicher als je zuvor - auch wenn immer mehr Jugendliche umweltbewusst und regierungskritisch einen System Change fordern.