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Erpressung der Werkleitung stößt auf Unmut

Zu der kurzfristig am 7. November durchgeführten Infoveranstaltung von Werksleitung und Betriebsrat bei Daimler in Stuttgart wurden gar nicht alle Kolleginnen und Kollegen reingelassen – Tausende waren gekommen.

Korrespondenz aus Stuttgart
Erpressung der Werkleitung stößt auf Unmut
Das Daimler-Werk in Stuttgart-Untertürkheim (foto: MSeses (CC BY-SA 3.0))

Schnell hat sich im Werk herumgesprochen, dass der Vorstand bei den Verhandlungen einer Serienfertigung des elektrischen Antriebsstranges (eATS) nur zustimmen will, wenn die Belegschaft dafür einen „großen wirtschaftlichen Beitrag“¹ leistet. Für Werkleiter Frank Deiß heißt das:

  • Zwei Tage für Qualifizierungsmaßnahmen
  • Streichung der halben Urlaubstage für 24. und 31. Dezember
  • Streichung der Zuschläge auf bezahlte Pausen
  • Absenkung der Tariferhöhung
  • Ausweitung des Flexi-Pools
  • Rauchen auf dem Werksgelände nur in begrenzten Zonen

 

Deutlich zu vernehmender Unmut in der Halle über diese Erpressung. „Schluß mit Ausbeuten“ stand auf einem gemalten Plakat. Da half auch nicht, dass Deiß zu beschwichtigen versuchte, der Belegschaftsbeitrag von 305 Millionen Euro erstrecke sich auf 14 Jahre, das sei nur 1 Prozent der Personalkosten. Wenn man sich auf diese Logik einlassen würde, um sich gerade mal 350 neue Arbeitsplätze zu erkaufen, müsste die Belegschaft für alle rund 20.000 Arbeitsplätze im Werk mehr als die Hälfte hergeben!

Die Belegschaft ist nicht bereit, dafür zu bezahlen!

Offensive Metaller

Die verteilte Erklärung der „Offensive Metaller“² sprach deshalb vielen Kolleginnen und Kollegen aus dem Herzen: „Die Belegschaft ist nicht bereit, dafür zu bezahlen! … Statt das Verursacherprinzip gelten zu lassen, sollen jetzt uns die immer höheren Kosten für Rückrufe, Strafen und Prozesse (aus der Abgasmanipulation, Anm. d. Korresp.) aufgebürdet werden. Auch haben nicht wir die Wirtschaftskriege und die neue Weltwirtschaftskrise zu verantworten...“.

 

Verärgert zeigte sich auch der Betriebsratsvorsitzende Michael Häberle, der sich noch vor kurzem öffentlich zuversichtlich äußerte, dass Untertürkheim die Fertigung des eATS bekomme. Da dies geplatzt ist, droht er damit, Überstunden und verlängerte Weihnachtspause zu verweigern. Auch der Gesamtbetriebsrat erklärte seine Solidarität mit den Untertürkheimern – auch weil eine Fremdvergabe eine „Entscheidung gegen die Zukunft aller deutschen Standorte“³ sei. Klare Forderungen kamen von der Betriebsratsmehrheit aber nicht.

Vorstand und Werksleitung wollen sich möglichst nicht mit der Belegschaft anlegen

In der Belegschaft gibt es aber auch das Gefühl, gegen die Angriffe und vor allem die drohende Vernichtung Tausender Arbeitsplätze nichts ausrichten zu können. Das Vorgehen von Vorstand und Werksleitung macht aber deutlich, dass sie vermeiden möchten, sich mit der Konzernbelegschaft anzulegen. "Das wirkungsvollste Mittel gegen Personalabbau … (ist) jetzt die Forderung und der Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, in der Regelarbeitszeit von Montag bis Freitag, als Betriebsvereinbarung!“, wie es die „Offensive Metaller“ fordert.  Die Betriebsgruppen der MLPD werden den Kolleginnen und Kollegen helfen, auch weiterführende Fragen positiv zu klären, so, dass nicht die E-Mobilität die Arbeitsplätze vernichtetet sondern die Profitwirtschaft (der Kapitalismus) und dass es dazu Alternativen gibt.