Offizielles Engels-Jubiläum 2020 in Wuppertal
Des Kommunisten Friedrich Engels darf jeder gedenken - außer er ist Kommunist
Wir bringen hier eine aktuelle Erklärung der Willi Dickhut Stiftung:
Die Stadt Wuppertal hat eine Veranstaltung der Willi Dickhut Stiftung mit Gabi Fechtner als Referentin zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels im nächsten Jahr aus dem offiziellen Programm der Stadt gestrichen. Der fest vereinbarte Vortrag am 23. April 2020 „Von der Utopie zur Wissenschaft – Friedrich Engels und der Sozialismus. Bis heute brandaktuell“ wurde zunächst im Programmheft 80.000-fach abgedruckt und allen regionalen Tageszeitungen beigelegt.
In der ersten Novemberwoche wurde er jedoch auf der städtischen Homepage von „Engels2020“ gestrichen (hier geht es zum Programmheft von "Engels2020" - auf Seite 46 befand sich die Veranstaltung mit Gabi Fechtner). Gerechtfertigt wurde das damit, dass Frau Fechtner als Referentin mit ihrer „Funktion (als Vorsitzende - Anm. d. Willi Dickhut Stiftung) innerhalb der MLPD ... gegen unseren Grundsatz der parteipolitischen Neutralität“ verstoßen würde (Schreiben des Kurators von "Engels2020", Herr Lucas, vom 5. November 19) (Hier kann der Brief der Willi Dickhut Stiftung an die Stadt Wuppertal vom 8. November gelesen werden).
Tatsächlich ist aber das „ganze Programmheft ... durchzogen von Ankündigungen von Veranstaltungen mit Referenten, die Funktionen in politischen Parteien bekleiden oder dort prominente Mitglieder sind: Abgesehen von diversen Lokalpolitikern geht es unter anderem um Frieder Otto Wolf, Mitglied der Grünen, … Gregor Gysi, langjährig prominenter Repräsentant der Partei Die Linke... . Herr Laschet (CDU), Herr Mucke (SPD), Herr Nocke (CDU) sind im Programmheft mit Vorworten präsent. ... (Alle Referenten - Anm. d. WDS) sprechen dort - wie Frau Fechtner - nicht in ihren parteipolitischen Funktionen, sondern als von den jeweiligen Veranstaltern eingeladene Referenten. ... Es entsprach dem Grundsatz der - wie Sie es nennen - 'parteipolitischen Neutralität' im bisherigen Programm, dass genau wie die o.g. Referenten auch Frau Fechtner als Referentin ohne Parteizugehörigkeit angekündigt worden war. Deren Streichung aus dem von Ihnen verantworteten Programm verstößt dagegen eklatant gegen eben diesen Grundsatz." (Brief der Willi Dickhut Stiftung vom 8. November)
Die Streichung aus dem Programm erfolgte auf direkte Intervention der Wuppertaler Stadtspitze. Sie gab damit willfährig dem Druck von ganz rechts nach. Am 5. November 2019 schrieb die Stadtspitze unterwürfig an den 21-jährigen Dominik Korthaus von der FDP (!) Wuppertal, dass man nach den Kritiken die Veranstaltung aus dem Programm gestrichen habe. Dabei arbeitete Korthaus bei seiner Diffamierung der Veranstaltung eng mit dem Twitter-Blog #neothemarius von Julian Marius zusammen. Dieser war früher in der AfD.
In dem Blog hetzt er ansonsten unter anderem gegen die „Führerin Greta Thunberg“ mit ihrem „säkularen Ökoreligionswahnsinn“ (5. November) oder wegen ihres „totalitär-sozialistischen Ansatzes“. Die Absage der Veranstaltung mit Gabi Fechtner bejubelt er mit provokativen Anleihen an den Hitler-Faschismus mit der Überschrift "WUPPERTAL UND DER ENGELSTAG - DIE END ... ÄH, AUFLÖSUNG". Verbreitung findet die Hetze auch auf dem antideutschen Blog Ruhrbarone. Einer solchen Hetze vom ultrarechten bis faschistischen Rand muss sich jeder aufrechte Demokrat entgegenstellen, statt sich davon die Agenda bestimmen zu lassen!
Unterm Strich erwiesen sich alle Beteuerungen einer parteipolitischen Neutralität als vorgeschoben. In Wahrheit geht es um nichts anderes als eine durch äußeren Druck von rechts erwirkte politische und weltanschauliche Diskriminierung.
Am 13. November ließ nun der Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) durch seinen Kulturdezernenten Matthias Nocke (CDU) ganz parteipolitisch neutral mitteilen: Die Veranstaltung sei deshalb „keine Gewähr dafür, dass der Grundsatz der parteipolitischen Neutralität gewahrt wird“, weil Frau Fechtner Vorsitzende einer Partei ist, die „vom Verfassungsschutz beobachtet wird“ (hier kann der Brief der Stadt Wuppertal an die Willi Dickhut Stiftung gelesen werden).
Parteien, die mit Engels nichts am Hut haben, wie CDU oder Grüne, sind schon deshalb natürlich parteipolitisch völlig neutral. ... Aber wer das Werk von Friedrich Engels verteidigt oder gar als marxistisch-leninistische Partei auf heute anwendet, deshalb vom Inlandsgeheimdienst („Verfassungsschutz“) bespitzelt wird – der darf natürlich nicht in das offizielle Programm des Gedenkens an Friedrich Engels. Das ist die wundersame Logik des Antikommunismus, die hier zur heiligen Grundlage des offiziellen Engels-Gedenkens erklärt wird. Schon Marx amüsierte sich über solche Dinge, als er schrieb: „Die Unfehlbarkeit des Papstes ist eine Kinderei verglichen mit der Unfehlbarkeit der politischen Polizei.“ (Nachwort zu „Enthüllungen über den Kommunisten-Prozeß zu Köln“)
Die Willi Dickhut Stiftung protestiert dagegen, dass sich die Stadtspitze mit Engels als „berühmtestem Sohn unserer Stadt“ schmücken will und zugleich sein revolutionäres Erbe unterdrückt.
Das Herausstreichen einer kommunistischen Referentin bei der Würdigung des Kommunisten Engels wird in der - besonders internationalen - Öffentlichkeit zu einer Blamage für das Festprogramm führen, wenn es nicht korrigiert wird.
Die Willi Dickhut Stiftung wird sich weiter für ein Engels-Gedenken im offiziellen Programm im Sinne der weltanschaulichen Offenheit einsetzen. Sicherlich sehen das demokratische Menschen und Organisationen in Wuppertal und anderswo genauso.
Die Veranstaltung der Willi Dickhut Stiftung mit Gabi Fechtner als Referentin wird auf jeden Fall stattfinden – mit oder ohne städtischen Segen: am 23. April 2020 in der „Färberei“ Wuppertal (hier geht es zur Veranstaltungsankündigung). Ganz im Sinne von Marx und Engels: „Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen.“
Programmheft von "Engels2020" - auf Seite 46 befand sich die Veranstaltung mit Gabi Fechtner
Brief der Willi Dickhut Stiftung an die Stadt Wuppertal vom 8. November
Brief der Stadt Wuppertal an die Willi Dickhut Stiftung