Teutschenthal
Gefährlicher Giftmüll verantwortlich für Grubenunglück
Vor Kurzem ereignete sich in der Grube Teutschenthal in Sachsen-Anhalt eine Verpuffung. Zwei Arbeiter (ein Deutscher und ein Pole) sind verletzt, einer davon schwerer. Etwa 36 weitere wurden in der Grube mit Sauerstoff versorgt und konnten dann über einen intakten Schacht an die Erdoberfläche gebracht werden.
Die Ursache der Verpuffung und welche Gefährdung davon auch weitergehend ausgeht, wird bisher unter dem Deckel gehalten. In dem seit 1982 stillgelegten und danach von der Firma GTS (Grube Teutschenthal Sicherungs GmbH & Co. KG) zu einem sogenannten Versatzbergwerk umgebauten Salzbergwerk werden die Stollen mit teils hochgiftigen Abfällen aufgefüllt (versetzt).
Lagerung hochgiftiger Stoffe im Freilager?
Die Abfälle werden, bevor sie unter Tage verbracht werden, in einem „Freilager“ zwischengelagert und in den übertätigen Anlagen der GTS aufbereitet. Die bergbaufremden mineralischen Abfälle werden dann als Feststoff in Containern („Schüttgutversatz“) oder als pumpfähiger Dickstoff über Leitungen durch den Schacht untertägig verbracht und anschließend dort per Fahrzeug bzw. Rohrleitungssystemen in die Versatzkammern transportiert und eingelagert.
Die GTS als Betreiber der Anlage mit etwa 100 Beschäftigten wirbt mit folgendem Slogan: „Wir lösen Ihre Sorgen beim Entsorgen folgender Abfallarten: Abfälle aus der Rauchgasreinigung von Verbrennungsanlagen (hauptsächlich Stäube); Schlacken und Aschen von Verbrennungsanlagen; Kontaminierte Bauabfälle (Boden, Bauschutt, etc.); Abfälle aus Behandlungsanlagen (Vorgemischte Abfälle, abgereinigte Böden, etc.); Produktionsabfälle aus der Industrie in flüssiger, pastöser und fester Form; Schlämme aus der Reinigung der Industrieabwässer."
Was so harmlos klingt, enthält in Wirklichkeit zum Teil gefährlichste Stoffe wie:
- H360D: Kann das Kind im Mutterleib schädigen
- H373: Kann die Organe schädigen bei längerer oder wiederholter Exposition
- H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden
- H411: Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.
Bürgerinitiative kämpft gegen Gestank und Gefahren
Schon lange kämpfen Anwohner aus den Gemeinden Teutschenthal und Angerdorf mit ihrer Bürgerinitiative gegen Gestank aus der Anlage. Ursache ist Ammoniak, das sowohl aus dem Versatz der Einlagerung unter Tage als auch dem „Freilager“ stammt. Diese "Freilager" müssen genauso untersagt und sofort beendet werden wie die Lagerung des Giftmülls unter Tage - im Interesse der natürlichen Umwelt, der betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner und der noch beschäftigten Bergleute.
Deswegen sollte die ganze Anlage auch schon geschlossen werden. Dagegen argumentierte das Oberverwaltungsgericht Magdeburg, dass eine sofortige Stilllegung „wegen der erheblichen Folgen für das Unternehmen und seiner Mitarbeiter ausgeschlossen" sei (Pressemitteilung der GTS).
Typisch kapitalistische Denkweise! Nach deren Logik sind Arbeiterbelange ebenso wie Umweltschutzmaßnahmen „störende Kostenfaktoren“, während der Profit im Mittelpunkt steht.¹
Zweifel an der Wirksamkeit von Ammoniakwäschern
Seit Anfang 2019 gibt es einen Ammoniakwäscher für die Luft aus der Grube (Wetterschacht Halle in Angersdorf), im April hat GTS einen zweiten für das „Freilager“ in Betrieb genommen. Deren Wirksamkeit darf allerdings bezweifelt werden, wenn GTS selber öffentlich zugeben muss: „Über die Wirksamkeit der Anlage konnte auf Basis der Messungen am Schacht und darauf basierender Ausbreitungsrechnungen zwischen dem LAGB/LAU und dem Gutachter von GTS bislang keine Einigkeit ... erzielt werden.“²
Aus Profitgründen wird über die Lebensbedingungen der Arbeiter, der Bewohnerinnen und und Bewohner hinweggegangen. Dabei ließe sich bestimmt die Verfüllung mit untertägigen Versatz der Rückstände ohne Beimischung von Sondermüll durchführen.
Von der thüringischen Grünen-Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert, gleichzeitig Vorsitzende der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, hat man dazu nichts gehört. Es geht noch weiter: Keine der Berliner Parteien legt sich mit den Monopolen an.
MLPD: Beseitigung der Umweltschäden auf Kosten der Verursacher!
Die revolutionäre Arbeiterpartei MLPD muss solche Rücksichten nicht nehmen und fordert mit klarer Kante: Beseitigung der Umweltschäden auf Kosten der Verursacher! Keine Lagerung von giftigen Stoffe unter Tage oder in "Freilagern"!
Es gibt noch viele andere Zechen und Gruben in Deutschland, in denen Giftmüll gelagert wird, insgesamt 1,6 Millionen Tonnen (siehe auch Rote Fahne News von gestern).
Weitere Demonstration gegen die RAG am 7. Dezember
Auch die RAG beginnt mit der Verfüllung ihrer Zechen als Vorstufe zur geplanten Flutung - damit droht angesichts des bereits eingelagerten Sondermülls und der hochgiftigen PCB-Rückstände eine verheerende Trinkwasserkatastrophe im Ruhrgebiet. Die Änderung des Wasserhaltungskonzepts der RAG ist auch konkreter Auslösung der betriebsbedingten Kündigung von 200 nicht anpassungsberechtigten Bergleuten.
Der Kampf dagegen wird genauso weitergeführt wie der Widerstand gegen die Flutungspläne. Dazu ruft die Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF zu einer weiteren Demonstration am 7. Dezember in Bottrop auf. Die Auftaktkundgebung beginnt um 11 Uhr am Berliner Platz. Rote Fahne News wird hierzu weiter berichten.