Nepal

Nepal

Massenprotest gegen die versuchte Annektion von Kalapani

Innerhalb weniger Tage hat sich in Nepal ein Massenprotest entwickelt, der sich gegen die versuchte Annektion von Kalapani durch Indien wendet.

Reisekorrespondenz Nepal Langtang
Massenprotest gegen die versuchte Annektion von Kalapani
Die Reisegruppe grüßt aus Nepal (rf-foto)

Die Entwicklung der Massenprotestbewegung wurde uns beim Bergauf- und abstieg von unserem nepalesischen Begleiter immer aktuell berichtet. Vor einer Woche hat Indien eine neue politische Karte herausgegeben, in der es diese Region als zu Indien gehörig erklärt hat. Die Region Kalapani liegt, wie uns Google Maps zeigte, im Westen von Nepal im Dreiländereck Indien - Nepal - China. Mit dem für die Nepalesen wichtigen Lipulekh-Pass.

 

Gegen diese Einverleibung hat sich - beginnend mit einer Demonstration der NCP Mashal (Kommunistische Partei Nepals Mashal) am 7. November in Kathmandu mit 300 bis 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern - eine parteiübergreifende landesweite Protestbewegung entwickelt. 35.000 Menschen gehören ihr bisher an. Daran beteiligt ist sogar die bisher indientreue Partei "Nepali Kongress".

Der Hintergrund des Konflikts

Durch eine kurze Internetrecherche und intensive Gespräche mit unserem nepalesischen Freund auf und nach unseren Wanderungen konnten wir uns den Hintergrund des Konfliktes erklären. Er geht zurück auf den antikommunistischen Krieg im Jahr 1962, den Indien gegen das damals sozialistische China geführt hat. Die nepalesische Region Kalapani war für Indien ein wichtiges Gebiet, um die Vorgänge in der angrenzenden chinesischen Region beobachten und kontrollieren zu können.

 

Der damalige König von Nepal erlaubte es Indien, dort seine Truppen zu stationieren, da der König enge Beziehung zu Indien pflegte. Mit dieser Truppenstationierung weitete Indien seinen Einfluss auf diese Region immer weiter aus. So berichtete uns unser Freund. Wollten zum Beispiel Vertreter der Studentenbewegung in dieses Gebiet einreisen, so konnten sie dies nicht ohne eine Einreisegenehmigung. Das wollten sie sich nicht gefallen lassen und wurden so einen Tag festgehalten.

Antiindische Stimmung infolge der wirtschaftlichen Blockade

Wir fragten uns, warum Indien gerade jetzt diesen provokativen Vorstoß macht. Hintergrund sind die sich verschärfenden zwischenimperialistischen Widersprüche zwischen Indien und China. Ausgehend von der wirtschaftlichen Blockade durch Indien Ende 2014 hat sich in Nepal eine antiindische Stimmung und Bewegung entwickelt.

 

Die jetzige Regierung Nepals hat verschiedene bedeutende Verträge mit China geschlossen, und der bisher bestimmende Einfluss Indiens ist stark zurückgegangen. Die Regierung Nepals, getragen von der kommunistischen Partei (Zusammenschluss der CPN UML und der CPN Maoist) hat sich verschiedentlich klar gegen Indien positioniert. Ausgehend von der NCP Mashal verbreitet sich auch der Begriff des imperialistischen Indien.

 

Hunderte Menschen protestieren in den sozialen Medien unter der Losung „Lip is Ours“. Lip steht für den Pass Lipulekh. Auf fast 4.000 Metern Höhe schlossen wir uns dem Protest an und schrieben die Losung mit Steinen in die Hochebene des Langtang-Tals.