Bei Bamberg
Streik bei Michelin in Hallstadt gegen Werksschließung
Mit einer Kundgebung vor dem Werk am Freitag und einem Streik bis Montagmorgen protestieren die rund 860 Arbeiterinnen und Arbeiter gegen die geplante Stilllegung des Werkes bis Ende 2021.
Bei ihrer Kundgebung wurden sie von Gewerkschaften und Beschäftigten umliegender Betriebe unterstützt. Michelin begründet die Schließung damit, dass die Nachfrage nach den dort produzierten 16-Zoll-Reifen sinke. Die angekündigte Werksschließung reiht sich ein in eine Reihe von Stilllegungen, Insolvenzen und Arbeitsplatzvernichtungsprogrammen bei den Automobilzulieferern. Sie sind eine Folge der Durchdringung der Wirtschaftskrise mit den verschiedenen Strukturkrisen, von denen besonders die Autoindustrie betroffen ist.
Obwohl es einen Tarifvertrag der IGBCE mit Michelin gibt, der Schließung von Standorten bis 2022 ausschließt, will Michelin den Standort in Hallstadt schließen. Michelin begründet die Schließung damit, dass das Werk nicht mehr konkurrenzfähig sei. Der abgeschlossene Tarifvertrag enthalte ausdrücklich eine Ausstiegsklausel, falls das Werk nicht mehr „wettbewerbsfähig“ sei. Bei Abschluss des Tarifvertrages mit der IGBCE mussten die Kolleginnen und Kollegen für die „Standortsicherung“ auf Lohn und Gehalt verzichten - für vage Zusagen in der Zukunft, die dazu noch unter Vorbehalt standen. Wieder mal zeigt sich der ganze Betrug und Verrat an den Arbeiterinteressen durch die Politik der Klassenzusammenarbeit, mit der solche „Standortsicherungsverträge“ abgeschlossen werden.
Der Betriebsrat hat mit der Geschäftsleitung vereinbart, die durch den Streik ausgefallen Stunden nachzuholen: "Das ist unsere fränkische Mentalität: Jetzt zeigen wir ihnen erst recht, was wir hier schaffen", sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende.“ Fränkische Mentalität? Es ist vielmehr die Mentalität eines reformistischen Co-Managements, die hier zum Ausdruck kommt.
Die proletarische Mentalität dagegen setzt auf die Vorbereitung eines selbständigen Streiks zur Verteidigung der Arbeitsplätze. Die Ereignisse bei Michelin unterstreichen: nur gemeinsam und offensiv kann der Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten geführt werden! Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Regelarbeitszeit von Montag bis Freitag!