München
Streik beim Bayerischen Rundfunk
Die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten aller bayerischen Betriebsteile des Bayerischen Rundfunks, der ARD-ZDF-Medienakademie, der ARD-Programmdirektion und von BRmedia am 14. und 15. November 2019 zu einem zweitägigen Streik aufgerufen.
Am Donnerstag waren die Radiowellen Bayern 2 und B5 massiv betroffen - sie mussten gemeinsam auf ein Ersatzprogramm umsteigen. Auch im TV-Programm gab es Einschränkungen. Abendschau und Frankenschau fielen komplett aus. Nach Warnstreiks in der laufenden Tarifrunde - auch diese ein Novum - ist der jetzige 48-Stunden-Streik der erste solche Ausstand in der Geschichte der öffentlich-rechtlichen Anstalt.
Der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) fordert Lohn- und Gehaltserhöhungen von 7,8 Prozent für eine Laufzeit von 33 Monaten. Die Gewerkschaft ver.di verlangt bei einem mehrjährigen Abschluss im Paket mindestens 3,2 Prozent pro Jahr. Zuletzt bot die ARD-Anstalt eine Erhöhung um 2,1 Prozent für 2019 und 2,1 für das Jahr 2020 an. Am 7. November war der BR bei seinem unterirdischen Angebot geblieben.
An der Streikversammlung der Hörfunkbeschäftigten gestern vor dem BR-Hochhaus in der Arnulfstraße nahmen ganze Abteilungen geschlossen teil, inkl. von vielen sogenannten Freien. Deren "Freiheit" unter anderem darin besteht, frei zu sein von Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsansprüchen, Weihnachtsgeld und ausreichend festen Aufträgen.
Auf die Frage, was ihre Streikziele sind, antworteten Kolleginnen und Kollegen immer wieder: Bessere Arbeitsbedingungen, ein konstruktives Betriebsklima. Es geht ihnen um mehr als die überfälligen Gehaltserhöhungen. Diese sind angeblich mit dem zur Verfügung stehenden Geld aus dem Rundfunkbeitrag nicht möglich. Was davon aber, so empörte Kolleginnen und Kollegen, "locker" finanziert werden kann, sind 20-prozentige Erhöhungen von Direktorengehältern und gigantische Investitionen in Gebäude und Studios.
Am meisten treibt die Kolleginnen und Kollegen das zunehmende Auslagern von Aufträgen und Dienstleistungen aus dem Bayerischen Rundfunk an Fremdfirmen und "Freie" um. Dies wird zur Lohndrückerei verwendet, viele arbeiten in prekären Arbeitsverhältnissen. Im BR führt das zur nervenaufreibenden Überlastung und auch zu Konkurrenzdenken. Auch um die Qualität der Programme sorgen sich die Kolleginnen und Kollegen. "Wir machen hochwertige Produkte und wollen das auch weiterhin. Wenn eine Kollegin für drei arbeiten muss und dann noch mies bezahlt wird, ist das nicht mehr gewährleistet", so eine Kollegin zur Rote Fahne News-Korrespondentin.