Kolumbien

Kolumbien

Seit sieben Tagen „paro nacional“

Auch am gestrigen 28. November demonstrierten in Kolumbiens Hauptstadt Bogota viele Tausende auf den Straßen.

Korrespondenz
Seit sieben Tagen „paro nacional“
Indigene Fahnen auf der Plaza Bolivar

Zu friedlichen Protestkundgebungen im Stadtzentrum und zahlreichen anderen Stellen strömten bis spät Abends vor allem junge Leute, aber auch alte Menschen, viele Familien. Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen, Lehrerinnen und Lehrer, Studentinnen und Studenten, ambulante Händler – das Spektrum ist ganz breit. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter beteiligen sich an den Demonstrationen, aber in den Industriebetrieben wird bisher nicht gestreikt.

 

Die meisten Losungen sind handgemalt: „Ich will nicht dafür Lehrerin werden, dass meine Schüler umgebracht werden“. „Weg mit dem Uribe-Unwesen“ (der heutige Präsident Ivan Duque gilt als Ziehsohn des faschistischen Expräsidenten Uribe), „Wir haben Hunger, aber keine Angst mehr“. Zeitweise wurde die Autobahn blockiert, in einem Park traten zahlreiche Künstler auf.

 

An diesem Tag blieb es bis zum frühen Abend friedlich. Der „paro nacional“, nationaler Streik oder Stillstand begann am 21. November mit einem Aufruf der Gewerkschaften und sozialen Bewegungen, der vor allem in den Städten zu einer Entladung des angestauten Unmuts der Massen führte, wie ihn niemand erwartet hatte. „Ein regelrechter Volksaufstand“ nennt es ein Vertreter der ICOR-Partei PCC-M.

 

Eine große Bedeutung hat quer durch viele Schichten der Bevölkerung der Kampf gegen die Faschisierung, für die Einhaltung des Friedensabkommens mit der FARC-Guerrilla, das Ende der Morde an Aktivistinnen und Aktivisten und staatlicher Terrorakte.

 

Es haben sich neue Organisationsformen entwickelt: Das Kochtopf-Schlagen, die „cazerolazos“ wurde auch in Kolumbien eingeführt, es finden an zig Stellen Mini-Demonstrationen statt, und in Bogota bilden sich erste Volksversammlungen (asambleas populares).

 

Wie es weiter geht ist noch wenig klar. Genossen der marxistisch-leninistischen Partei unterstützen die Proteste und treten dafür ein, die Organisierung zu stärken, mit anderen fortschrittlichen Menschen arbeiten sie am Aufbau der Einheitsfront und gewinnen neue Mitstreiter, damit der Kampf für eine grundlegende gesellschaftliche Änderung, für eine revolutionäre, sozialistische Alternative Zukunft hat.