München
"Wertvoller als das Leben"
Der türkische Schriftsteller Ahmet Altan hat für sein Buch "Ich werde die Welt nicht wiedersehen" in der vergangenen Woche den Geschwister-Scholl-Preis der Stadt München erhalten.
Ahmet Altan konnte den Preis nicht selbst entgegennehmen. Denn er sitzt in der Türkei im Gefängnis. Seine Dankesrede hat er wie sein Buch in der Haft geschrieben. Das faschistische Erdogan-Regime hat den fortschrittlichen Journalisten am 16. Februar 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt; bereits seit 2016 hatte er in Untersuchungshaft gesessen. Am 4. November 2019 wurde er aus der Haft entlassen - für genau acht Tage. Am 12. November wurde er erneut verhaftet.
In seiner Rede, mit der er sich für den Geschwister-Scholl-Preis bedankt, sagte er: "Im Leben eines Menschen muss es etwas geben, das wertvoller ist als das Leben selbst. Etwas, das wertvoll genug ist, um sein Leben dafür einzusetzen ... Das Leben anderer Menschen zu retten, gegen die von diesen Menschen erlittene Unterdrückung zu protestieren und erschreckender Ungerechtigkeit Einhalt zu gebieten, waren Werte, die die Geschwister Scholl höher einschätzten als ihr eigenes Leben. Mit ihren Schriften widerstanden sie Waffen und Gewalt. Bis heute bilden sie ein Vorbild. Ihre Flugblätter lehrten einen blutigen Despoten das Fürchten, der über Geschütze, Panzer und Bomben verfügte ... Dieser Preis hat einen Teil der diesen beiden überragenden Menschen innewohnenden Kraft auch auf mein Leben übertragen und damit meine Widerstandskraft innerhalb dieser Mauern gestärkt."