Ausführlicher Bericht
Achte Demonstration gegen die RAG-Politik der verbrannten Erde
Bis zu 200 Menschen demonstrierten heute zum achten Mal gegen die RAG AG und deren rücksichtslose Politik des sozialen und ökologischen Kahlschlags. Hier ein ausführlicher Bericht:
„Uns geht es um die Familien, unsere Kinder und auch um die Umwelt und das Wasser, das wir zum Leben brauchen“, so eine der Bergarbeiterfrauen, die heute dabei war.
Moderiert wurden Auftakt- und Abschlusskundgebung von Christian Link und Lisa Gärtner. Letztere ist Mitglied in der Koordinierungsgruppe des Internationalistischen Bündnisses. Christian Link ist einer der öffentlichen Sprecher der Kumpel-für-Auf-Bewegung. Er zählte die immer länger werdende Liste der Schandtaten der RAG AG auf.
Deutlich wurde, dass es hier nicht um die Problematik einer einzelnen Branche geht, sondern jeder im Ruhrgebiet ist betroffen, wenn das Grundwasser vergiftet wird, die Mieten steigen, die Renten sinken und so weiter.
Verschiedene Rednerinnen und Redner während der Demonstration gingen darauf ein, dass es hier nicht nur um das Ruhrgebiet und den Steinkohlebergbau geht. Man sucht den Schulterschluss mit den Bergleuten von Kali und Salz ebenso wie mit den Braunkohle-Kumpel.
Der Anwalt Peter Weispfenning berichtete von einem ersten erfolgreichen Prozess gegen die Kündigung von über 200 Bergleuten durch die RAG. Zunächst hatten einige der über 160 Klagenden in der ersten Instanz verloren. Hier scheint sich das Blatt zu wenden.
Eine Delegation verschiedener wichtiger Betriebe aus dem Ruhrgebiet passte kaum auf die Bühne. Sie kamen von Opel, von Daimler, von Ford, von ThyssenKrupp und von Hella. Einige der Stahlarbeiter waren diese Woche schon zum dritten Mal demonstrieren. Trotzdem sind sie heute gekommen. An dieser Demonstration, so eines ihrer Statements, finden Sie besonders, dass für die Arbeitsplätze und die Umwelt gekämpft wird: „Das ist eine Richtung, die noch viel stärker werden muss.“ Sie sind alle in der Arbeiterplattform des Internationalistischen Bündnisses zusammengeschlossen.
Zahlreiche Grußworte gingen aus dem In- und Ausland ein, zum Beispiel Indien. Unter anderem von der Tierschutzpartei, die sich – für diesmal – entschuldigen ließ, wegen eines eigenen landesweiten Termins. Auch Grüße aus dem rheinischen Braunkohlerevier wurden überbracht. Sie alle dokumentieren die breite Unterstützung, die die kämpferische Bergarbeiterbewegung genießt.
Monika Gärtner-Engel, ehemalige Stadtverordnete aus Gelsenkirchen, berichtete von einem schwarzen Freitag für die Stadt Gelsenkirchen. In Serie scheiterte die Stadtverwaltung mit undemokratischen Maßnahmen. Gegen ihren Willen und erst nach zwei Prozessen fand ein Tribunal gegen die chronische Volksvergiftung in der ganzen Region statt. Unmögliche Auflagen gegen das Rebellische Musikfestival 2020 mussten zurückgenommen werden. Und die seit über einem Jahr anhaltenden Schikanen gegen den Kultursaal Horster Mitte sind zum Teil gefallen: Seit gestern darf das Bistro wieder benutzt werden. Nur wer kämpft, erzielt Erfolge, so der Tenor.
Der Hauptkoordinator der international Bergarbeiterkonferenz, Andreas Tadysiak, berichtete von den Kämpfen der Bergarbeiter in Indien, Peru und Rumänien. Er warnte vor den Plänen, im Ruhrgebiet Grubengas durch Fracking zu gewinnen.
Zur Verfüllung der Schächte werden bereits 10.000 Tonnen Sand per LKW durch die Bottroper Wohngebiete gefahren, so Otwin Herzig von Kumpel für AUF Bottrop. Er kritisierte den Slogan der Stadt Innovation City, während gleichzeitig so ein Kahlschlag betrieben wird. Wirklich innovativ fand er dagegen die heutige Demonstration.
Viele Anwohner solidarisierten sich, oder sie gaben einige Euros zur Finanzierung dieser Arbeit (insgesamt 201,40 Euro). Viele Augen leuchteten, als ein türkisches Bergarbeiterlied durch die Demonstration schalte.
Ingrid Lethmann ist Bergarbeiterfrau. Ihr Mann hat jahrelang auf der Zeche gearbeitet und zog sich dort Asbest-Krebs zu. Bis heute kämpft er um Anerkennung als Berufserkrankung. Wie ihm geht es Hunderten.
Andreas Gärtner, ein IG Metall Vertrauensmann von VW-Kassel, berichtete von einer vorwärtsweisenden Unterschriftensammlung, die sie gegen die AfD in ihrem Betrieb gestartet haben. "Als Gewerkschafter und Arbeiter müssen wir Verantwortung für den Kampf gegen die Rechtsentwicklung übernehmen. Die Gewerkschaften müssen sich positionieren und sich von rechts abgrenzen. Gleichzeitig müssen neue Perspektiven diskutiert werden."
Auch die katastrophalen gesundheitlichen Folgen der Politik der verbrannten Erde kamen in verschiedenen Beiträgen zur Sprache. Die Ärzteinitiative gegen die Flutung der Zechen zitierte aus dem Grußwort des bekannten Arztes und Buchautors aus Wolfhagen¹, Klaus-Dietrich Runow: „Wir leben in einer durch Umweltchemikalien stark belasteten Umwelt und wir spielen mit den Gehirnen ganzer Generationen! Schon die Muttermilch enthält 350 verschiedene Substanzen – unter anderem Pestizide, Parfüm, Weichmacher aus Plastik, PCB und Dioxine.“
Jürgen Pfeiffer, der gegen die RAG klagt, zeigte die Bedrohung für die Halterner Sümpfe, aus deren Reservoir Millionen Menschen ihr Trinkwasser beziehen. Das fordert radikale Lösungen heraus, so der Beitrag des Frauenverbands Courage.
Gabi Fechtner, die Vorsitzende der MLPD, enthüllte ironisch, was von bürgerlicher Politik zu halten ist. So hatten RAG-Anwälte in einem Prozess gegen die Kündigung eines Kumpel ausgeführt: Die Aussage „keiner fällt ins Bergfreie“ sei nur eine "politische Äußerung" gewesen, und deshalb auch nicht ernst gemeint – ein echter Offenbarungseid bürgerlicher Politik und ihrer Methode, Illusionen zu verbreiten, um die Leute ruhig zu halten. Aber es gibt eben auch eine andere, eine proletarische Politik, die - so wie heute - konsequent für die Interessen der Arbeiterklasse, der Bevölkerung und der Umwelt eintritt und kämpft. Diese Arbeiterpolitik wird in Deutschland von allen politischen Parteien am konsequentesten von der MLPD vertreten.
Weitere Informationen zur der Bottroper Demonstration im heutigen Thema des Tages.